Gemeinde plant Nobelherberge für Ein- bis Dreijährige: Bäderlandschaft, Holzparkett, Klinkerfassade!

Krippensitzung_Es könnte die edelste Kindertagesstätte in Henstedt-Ulzburg werden. Am Kindergarten Beckersberg ist der Bau einer neuen Kinderkrippe für rund eine Million Euro geplant. Die Hamburger Architektin Susan Rüschoff stellte vergangene Woche im Ratssaal Pläne für drei neue Krippengruppen vor. Die Baufachfrau zu den Kommunalpolitikern: „Es ist Holzparkett vorgesehen, müsste nicht sein, ist aber schöner für die Kinder.“

Neben gehobenem Material innen, soll die Krippe auch von außen optisch etwas hermachen: Rüschoff zufolge ist an eine Klinkerfassade mit warmen Verblendsteinen gedacht. Insgesamt soll das Gebäude den Steuerzahler 981.000 Euro kosten, in der Summe nicht enthalten ist der Außenaufenthaltsbereich. Die Kosten dafür kämen noch obendrauf, so die Architektin.

Mit dem Bau der Betreuungseinrichtung könnte im Frühjahr 2015 begonnen werden, nach Fertigstellung wäre in der Krippe Platz für 30 ein- bis dreijährige Kinder. Neben einem Gruppenraum und einem Ruheraum soll jede Gruppe ein eigenes Kinderbad bekommen. Für alle Jungen und Mädchen zusammen gibt es dazu einen weiteren Kleingruppenraum, drei extra Spielflächen sollen zusätzlich im Obergeschoss entstehen. Auch an die Betreuer der Kinderschar hat Rüschoff gedacht: Für die Kindergärtnerinnen und ihre Kollegen sind ein eigener Rückzugsraum und eine Teeküche eingeplant.

Während Henstedt-Ulzburgs hauptamtliche Verwaltung den Eine-Million-Euro-Entwurf in der vorgestellten Form befürwortet, haben sich Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker Bedenkzeit erbeten. BFB-Vertreter Jens Iversen in der Sitzung: „Ich finde die Pläne gut, wundere mich nur, warum noch niemand über Einsparungen diskutiert hat.“

Das soll nachgeholt werden – in einer gemeinsamen Sitzung von Umwelt- und Planungsausschuss sowie Kinder- und Jugendausschuss am 5. Mai. Bewilligt wurde jetzt erst einmal nur die Bereitstellung von 73.000 Euro zur Deckung von Planungskosten. Die so genannten Baunebenkosten (Architektenhonorar, Vergütungen von Statiker, Techniker und Brandschutzsachverständigen) hat Rüschoff auf rund 150.000 Euro taxiert.

Erst im Januar war auf dem Gelände der Kita Beckersberg ein Krippengebäude mit ebenfalls 30 Plätzen fertiggestellt worden. Für den Bau der Krippe hatte die Gemeinde 800.000 Euro in den Haushalt 2013 eingestellt. Darin waren 75.000 Euro für den Außenbereich schon enthalten. Eine Schlussrechnung stehe zwar noch aus, die Haushaltsmittel hätten aber ausgereicht, heißt es im Rathaus.

Die jetzt publik gewordenen Planungen für den Bau der Edelkrippe finden vor dem Hintergrund einer desolaten gemeindlichen Haushaltslage statt. Im März war ein Etat verabschiedet worden, der einen Anstieg der Schulden auf 34 Millionen. Euro zum Ende des Jahres prognostiziert. Die BFB-Fraktion hatte deswegen sofortige Steuererhöhungen für Henstedt-Ulzburger Gewerbetreibende und Hausbesitzer gefordert. Derzeit beraten Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker zusammen mit Rathauskämmerin Bärbel Brix und dem gewählten Bürgermeister Stefan Bauer in einem „Arbeitskreis Haushaltskonsolidierung“ über Mittel und Wege, die ausufernde Verschuldung der Gemeinde unter Kontrolle zu bekommen. Das Gremium tagt unter Ausschluss der Öffentlichkeit und soll alle freiwilligen gemeindlichen Leistungen auf den Prüfstand stellen.

Christian Meeder

21. April 2014 

11 thoughts on "Gemeinde plant Nobelherberge für Ein- bis Dreijährige: Bäderlandschaft, Holzparkett, Klinkerfassade!"

  1. Sparen könnte man sicherlich: Parkett ist sehr schön, aber Linoleum reicht auch, wenn man den Schuldenberg von HU betrachtet. Emporen mit Treppen aus Holz in den Gruppenräumen sind bei den Kita-Kindern (3-6Jahre) sehr beliebt, aber in den Krippen (1-3Jahre) halte ich Treppen für zu gefährlich (sehr hoher Aufsichtsaufwand), ähnlich äußerten sich auch Ausschussmitglieder und forderten eine Stellungnahme des Gemeindeunfallversicherungsverbandes (GUV). Außerdem sollte man vorab die Bauaufsicht und Heimaufsicht des Kreises und Erfahrungen anderer Kommunen einholen. Matsch- und Panschbereiche sind (wurden?) seit Jahrzehnten in Kitas verwendet , aber auch nach kurzer Zeit wegen hohen Aufsichts- und Reinigungsaufwandes nicht mehr genutzt worden. Auch hier sollte man sich Erfahrungsberichte aus anderen Kommunen einholen.

  2. Wischiwaschi…..die Einrichtung soll innen mit gehobener Einrichtung ausgestattet werden und außen soll’s auch aufgehübscht werden…
    Ganz ehrlich, vielleicht mal in die vorhandenen Kindergärten und Kitas schauen.Die Kinder brauchen keine gehobene Einrichtung, sondern ausreichende Betreuung.Bin ja kein Fachmann, aber kann man nicht lieber das Geld in Personal investieren?Die Betreuer arbeiten teilweise bis zum Umfallen und können, selbst , wenn sie es wollen , den Kindern nicht mehr individuell gerecht werden.Desweiteren sollte auch darüber nachgedacht werde, wieder in den Kitas, Kindergärten und Horten selber kochen zu lassen(Küche bauen?,Personal?)
    Fragen Sie mal die Kinder , wie lecker es ist, wenn sie um 13|45 h Schulschluss haben, dann das Essen zu bekommen, welches schon früh geliefert und dann aufgewärmt wird.Mmm lecker…
    Liebe Politiker , geht in die vorhandenene Einrichtungen und schaut Euch um.Sprecht mit den Kindern und fragt nach Ihren Wünschen.Bin gespannt , wie wichtig den Kindern die Fassade ist?Ganz nebenbei ,ist es auch den meisten Eltern sicher wichtiger, Ihre Kinder gut betreut zu wissen , als dienFrage des Bodens, de Fassade, etc….Acha ja eine Frage nebenbei,würde dann die Nobelherberge genausovie Kosten , wie die anderen Krippen?Ist ja spannend…..

    1. Richtig, die Kinder benötigen nicht mal aufwendige Außenanlagen, je weniger „klassische Spielplatzausrüstung“ da steht, desto mehr fördert es die Phantasie. Außerdem wäre es mir persönlich (als betroffenen Vater) viel wichtiger, daß sich die Gemeinde mal Gedanken macht, was für eine Unmöglichkeit es ist, daß Sie die Vergabe der Plätze „managt“. Hat man mehr als ein Kind, kommen die in der Regel nicht in die gleichen Einrichtungen und der Gipfel ist, daß zwischen Kita und Kindergarten differenziert wird, man sich um einen Kindergartenplatz bewerben muß und das Kind somit, nachdem es sich 2 Jahre in der Kita eingewöhnt hat, für den Kindergartenplatz die Einrichtung wieder wechseln muß! Wer sich das ausgedacht hat, hat entweder keine Kinder oder ist geistig stark eingeschränkt, familienfreundlich ist es jedenfalls nicht! Andernorts managen die Einrichtungen die Platzvergabe selbst und das scheint auch gut zu funktionieren. Das hat dann auch den Vorteil, daß die Träger um einen guten Ruf Ihrer Einrichtung bemüht sind und die Eltern können sich dort bewerben, wo Ihnen Personal und/oder Konzept gefallen. In HU hingegen wird einem als Ulzburger ein freier Platz auf dem Rhen angeboten und wenn man kein Auto hat, hat man eben Pech (und jetzt komme mir keiner mit „Fahrrad“: wenn holen und bringen schon weit über eine Stunde dauern (jeweils), dann ist der Betreuungsplatz witzlos, wenn beide Elternteile berufsgruppenbedingt noch 8 Stunden arbeiten müssen, zzgl An- und Abfahrt). Das war jetzt zwar reichlich neben dem Thema, aber mußte trotzdem raus. 😉

  3. Zunächst sollte man doch den Plan mal finalisieren. Wenn ich schon höre, die Kosten für die Aussenbereiche sind noch ausgeklammert, ahne ich Böses. Bin kein Experte, aber da bei Kitas doch meist „ausbruchsichere“ Metallzäune mit Bepflanzung sowie reichlich Spielgeräte und Bodenmatten usw. aufgebaut werden, stelle ich mir gerade die Aussenanlage einer Kita eher teuer vor. Eine Entscheidung ohne Einbeziehung aller Baukosten und einer Kostensteigerungs-Reserve, welche den Zeitraum von der zu erwartenden Entscheidung bis zur Fertigstellung abdeckt (weil Bauabschnittsraten ja wohl auch hier mit Baufortschritt zu zahlen sind) sowie einer „Generalsreserve“ für die Wechselfälle des Projektgeschäfts (deren Verwendung natürlich einer Freigabe durch die GV erfordern sollte) wäre schlicht fahrlässig. Vor Amtsantritt vom Bgm. und des/der RechnungsprüferIn sollte man da eh nichts festzurren.
    Das mit dem Parkett würde ich auch hinterfragen. Kinder rutschen da auf Knien drauf rum (ist dann hart) und rennen mit Straßenschuhe drüber. Da verfangen sich auch mal kleine Steinchen in den Schuhsohlen und dem Parkett würde ich somit keine hohe Lebensdauer zutrauen (Kratzer/Splitter). Nicht lieber Fliesen und Spielteppiche zum drauflegen? Teppiche kann man waschen und Fliesen leicht feudeln…
    Ist denn der Kita-Bedarf für Ulzburg/Henstedt damit gedeckt? Oder könnte man für 1,2 Mio. nicht lieber 60 Plätze schaffen und wäre dann fertig mit dem Kita-Aufbau? Gibt es denn wenigstens für dieses Thema mal einen (aktuellen) Masterplan, der mit dieser Maßnahme dann erfüllt ist? Ich persönlich finde immer gut, wenn das grosse Bild klar ist und man eine Massnahme auch dahingehend bewerten kann, wieviel % Zielerfüllung man denn damit erreicht und wieviel % des Gesamtbudgets man dafür aufwenden müsste. Ansonsten ist das Budget weg, und es entsteht ein „Kunstwerk“, in dessen Glanz sich die Architekten sonnen, welches aber mehr Budget-% „gefressen“ hat, als es Fulfillment-% beigetragen hat.
    Da fehlt eben Projektplanung, Controlling und Abrechnung ex-post durch das Prüfungsamt. Insofern würde ich plädieren für: Abwarten und bis dahin Finger weg. Wenn es rechtlich irgend geht.

  4. Zitat: 73.000 Euro zur Deckung von Planungskosten. Die so genannten Baunebenkosten (Architektenhonorar, Vergütungen von Statiker, Techniker und Brandschutzsachverständigen) hat Rüschoff auf rund 150.000 Euro taxiert.

    25% für die Planung/Prüfung ? – Klasse !

  5. Wirklich eine super (teure) Idee ….. 😉
    Dann frage ich mich allerdings, weshalb sich unsere Freizeitpolitiker damals gegen das gut durchdachte und einfach finanzierbare Konzept des SVHU-Sportkindergarten im Bürgerpark entschieden hatten. Der Sportkindergarten, sofern es dazu gekommen wäre, hätten seit mind. 3 Monaten eröffnet sein können. Der Plan sah 15 U3-Plätze und 30 Plätze für 3-6 jährige vor.

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