WHU, BFB, SPD, FDP zur Jugendarbeit: So ging’s nicht weiter!

Die Freizeitgewohnheiten der Jugendlichen haben sich in den vergangenen zehn Jahren stark geändert, Schüler haben vielfach Nachmittagsunterricht oder nehmen freiwillige Nachmittagsangebote an den Schulen wahr. Das stellen WHU, BFB, SPD und FDP als Einleitung einer gemeinsamen Presseerklärung zur offenen Kinder- und Jugendarbeit fest. Die Fraktionen folgern daraus: „Dem muss auch die Kinder- und Jugendarbeit Rechnung tragen und sich anpassen.“

Der Kinder- und Jugendausschuss habe nun mit Stimmen der WHU, BFB, SPD und FDP beschlossen, für die bisher von der Gemeinde in eigener Regie betriebenen Jugendforen einen freien Träger zu suchen, stellen die Parteien fest und begründen ihr Votum: „Die Akzeptanz der beiden Jugendforen ‚Tonne’ und ‚Rhen’ ist seit Jahren sehr gering. Davon hatten sich die Politiker des Kinder- und Jugendausschusses überzeugt und waren seit zwei Jahren gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung und den Mitarbeitern der Jugendforen im Gespräch, um eine Verbesserung herbeizuführen. Leider bisher ohne spürbare Veränderung.“

Die geleistete Arbeit der vergangenen Jahre solle nicht diskreditiert werden, versichern die vier Fraktionen. Aber bei den derzeitigen Strukturen sei eine Änderung nur schwer umzusetzen. „Kein Mitarbeiter wird vor die Tür gesetzt. Entweder können die Mitarbeiter ihre Tätigkeit bei dem neuen Träger fortsetzen oder aber übernehmen andere Aufgaben in der Gemeinde“, stellt Ausschussvorsitzende Doris Dosdahl (BFB) klar, die sich ebenfalls wie andere Politiker wundert, dass seit einigen Tagen offensichtlich mit Falschinformationen Unterschriften gegen diese Entscheidung gesammelt würden.

Der SPD ist es wichtig zu betonen, dass es bei der Suche nach einem freien Träger nicht um Kosteneinsparung geht. SPD-Ausschussmitglied Heidi Colmorgen: „Die freie Jugendarbeit hat für uns als freiwillige Leistung weiterhin Priorität, aber um die entstehenden Kosten von rund 400.000 Euro im Jahr zu rechtfertigen, ist eine hohe Akzeptanz unabdingbar. Hierfür braucht es manchmal einen konsequenten Neuanfang.“

„Ein Blick zu den Nachbarorten – wie zum Beispiel Kaltenkirchen – zeigt uns, dass dort ein freier Träger mit hoher Motivation und neuen Ideen genau die Jugendlichen, für die die Jugendhäuser konzipiert sind, in deutlich größerer Zahl erreicht“, schließt WHU-Ausschussmitglied Thorsten Möhrcken und hofft ebenso wie Christian Harfmann von der FDP auf konstruktiven Austausch in der kommenden Sitzung am 12. Dezember. „Wir erwarten, dass der Auswahlprozess nicht mit einem vorgefertigten Konzept begonnen wird, sondern dass wir gemeinsam aus den Vorschlägen der Anbieter ein neues innovatives Konzept für die Jugendarbeit entwickeln.“

„Mit Bestürzung verfolgen die Piraten… die Entwicklung zum Thema Jugendarbeit in der Gemeinde. Es macht fassungslos, dass den langjährigen Mitarbeitern der Jugendzentren öffentlich ihre Fähigkeiten abgesprochen werden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Piratenpartei, die nicht in der Gemeindevertretung sitzt. „Sich über die Möglichkeiten einer privaten Trägerschaft für die Jugendarbeit Gedanken zu machen, gehört zweifelsfrei zur Arbeit der Politiker“, so Oliver Grube, Pirat aus Henstedt-Ulzburg. „Doch es ist traurig, wenn Politiker sich anmaßen über die Qualifikation von Fachkräften zu entscheiden und ihnen die Kompetenz öffentlich abzusprechen. Wenn Mobbing nicht erkannt wird, besteht die Gefahr, dass alle Beteiligten nachhaltigen Schaden davon tragen. So etwas ist sicherlich nicht im Sinne eines fairen Miteinanders und entspricht keiner respektvollen und wertschätzenden Haltung gegenüber seinen Mitmenschen.”

Anmerkung der Redaktion: Claudia Beyer, Leiterin der Tonne, ist Mitglied der Piratenpartei.

Jörg Schlömann

12. November 2013

 

3 thoughts on "WHU, BFB, SPD, FDP zur Jugendarbeit: So ging’s nicht weiter!"

  1. Im Sinne eines transparenten Handelns begrüße ich den Hinweis auf die Mitgliedschaft von Frau Beyer bei den Piraten. Ich möchte mich in diesem Zusammenhang gerne „outen“: Ich bin auch dabei!

    Doch ist diese politische Mitgliedschaft bei den Piraten nicht der Grund, warum wir uns zu dem Thema mit Hilfe einer Pressemitteilung geäußert haben. Uns geht es nicht primär um die Frage, ob Konzepte der offenen Jugendarbeit durch einen privaten Träger „richtigererer“ umgesetzt werden könnten.

    Obwohl ein paar von uns Kinder haben und diesen bei Ihren Weg durch die Gesellschaft behilflich sind, wissen wir doch um die Tatsache, dass unsere pädagogischen Fähigkeiten die normaler Eltern sind. Es ist ein Unterschied, ob man einen Kuchen backt oder innerhalb einer großen Konditorei für alle Kuchen verantwortlich zeichnet.
    Deshalb lernt man Berufe, macht Ausbildungen und Abschlüsse.

    Es geht mir eher um die Frage, auf welche Art hier „Politik“ gemacht wird und ob mit ausreichend professioneller Distanz Entscheidungen getroffen werden. Oder ob das Gemeinwohl persönlichen Vorbehalten und Partikularinteressen zum Opfer fällt.

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