Da staunten viele Hausbesitzer nicht schlecht, als unversehens die Polizei vor ihrer Tür stand. Aber die Ordnungshüter hatten keinen Haftbefehl dabei, sondern höchst nützliche Ratschläge parat, um Einbrüche zu vermeiden. Im Rahmen ihres Konzepts zur Bekämpfung der Wohnungseinbruchdiebstähle (WED) absolvierte die Polizeidirektion Bad Segeberg nämlich einen ganz besonderen Präventionseinsatz im Kreis. Nach sehr guten Erfahrungen in Rellingen (Kreis Pinneberg) Ende Februar war dies der zweite Einsatz dieser Art:
Die Experten der Präventionsabteilung, jeweils begleitet von Berufspraktikanten, waren wieder zu Fuß unterwegs. Diesmal in den ganz besonders von Einbrüchen betroffenen Wohngebieten des Revierbereichs Kaltenkirchen – also in der Nachbarstadt, in Henstedt-Ulzburg, Bad Bramstedt, Ellerau und Tangstedt. Im Revierbereich bewegen sich die wöchentlichen Zahlen im Moment bei zwischen zehn und 13 Einbruchstaten pro Woche.
Die Präventionsbeamten hielten an den Wohnhäusern Ausschau nach bereits von der Straße aus offenkundig wahrnehmbaren Schwachstellen in der Einbruchsicherung. Nach Möglichkeit ist darüber mit den Bewohnern gesprochen worden. Ansonsten wurden Hinweiszettel hinterlassen. Mit den Bürgern waren die Beamten 101 Mal im direkten Gespräch. Darin erklärten sie auch den wichtigen Appell, die Polizei sofort über 110 zu rufen, wenn verdächtige Personen oder Fahrzeuge in Wohngebieten wahrgenommen werden. Denn nahezu jede Festnahme von Einbrechern basiert auf Hinweisen von Bürgern.
Die machen es andererseits den Einbrechern oft leicht. Denn die Präventionsstreifen haben bei ihrem jüngsten Einsatz insgesamt 28 offene oder auf Kipp stehende Fenster bemerkt, obwohl niemand zu Hause war. 30 Garagen, in denen sich auch Gegenstände, oftmals Fahrräder, befanden, standen offen. 60 Fahrräder waren gänzlich unverschlossen. In neun Mehrfamilienhäuser hatte man freien Zutritt, da die Haupteingangstür unverschlossen war. Drei Einfamilienhäuser waren unverschlossen beziehungsweise offen, oder es steckte von außen ein Schlüssel auf der Tür. Zudem konnten 16 frei zugängliche Leitern an Häusern festgestellt werden. Auch davor hat die Polizei bereits wiederholt abgeraten, weil Einbrecher die Leitern gern als Einstiegshilfe nutzen.
Aber auch auf den Ein- und Ausfallstraßen sowie an Bahnhöfen, Bus-Knotenpunkten und in besonders betroffenen Wohngebieten war die Polizeidirektion Bad Segeberg aktiv. Ziel dieser Großeinsätze ist es, möglichst viele Personen in Fahrzeugen zu kontrollieren, um potenzielle Täter zu identifizieren oder gar festzunehmen und eine deutliche Polizeipräsenz zu zeigen. Insgesamt waren am Mittwoch 85 Beamte in Uniform und in Zivil im Einsatz, darunter wieder Kräfte der Einsatzhundertschaft aus Eutin, die mit stationär eingerichteten Kontrollstellen eine für die Öffentlichkeit stark wahrnehmbare Präsenz zeigten.
So sichteten Kontrollposten Tausende im langsamen Tempo durchfahrende Fahrzeuge und lotsten die potenziell Interessanten -es waren gestern insgesamt 520 – in die vier großen Kontrollstellen an den wichtigsten Ein-und Ausfallstraßen. Dort
überprüften die Teams diese Fahrzeuge und Personen genauer. Wieder gab es darunter auch Personen, die schon im Bereich der Eigentumskriminalität polizeilich bekannt waren. Diese Erkenntnisse fließen ein in die generelle Lagebewertung der Polizei.
Der Großeinsatz wurde vom stellvertretenden Chef des Polizeireviers Kaltenkirchen, Hauptkommissar Thomas Brucker, geleitet. In seinem Bereich, der von Boostedt bis Tangstedt geht, leben über 100.000 Einwohner. Viele der Städte und Gemeinden sind für Einbrecher zügig über die A7 oder größere Bundesstraßen zu erreichen. Der Bereich ist seit Jahren relativ stark von Einbrüchen betroffen. Dazu Brucker: „Allein in
diesem Jahr gab es schon über 130 Taten. Anfang März gab es sogar 18 Taten in nur einer Woche. Wir reagieren darauf mit der jetzigen WED-Großkontrolle.“
Einsatzleiter Brucker ist zufrieden: „Mit Beginn der Aktion bis heute gab es keine einzige Tat im ganzen Revierbereich.“ Entsprechend gab es keine Situation, in der ein Einbrecher gerade am Werk oder auf der Flucht war. Folglich gab es auch keine Festnahme. Dafür wäre die Polizei allerdings besonders gut aufgestellt und taktisch vorbereitet gewesen.
Jörg Schlömann
25. März 2016