Sonntag im Bürgerhaus: Piraten sagen „totaler Überwachung“ den Kampf an – Verschlüsseln!

Wie kann ich meine Daten schützen? fragen sich immer mehr Menschen angesichts der täglich neuen Enthüllungen von diversen Spionagetätigkeiten verschiedener Geheimdienste im Internet. Und die Reaktion der Bundesregierung ist nicht gerade dazu angetan, den Bürger zu beruhigen. Deswegen veranstaltet die Piratenpartei einen „Infotag Datenschutz“.

Am Sonntag, 4. August, findet von zehn bis 17 Uhr im Bürgerhaus Henstedt-Ulzburg ein Infotag der heimischen Freibeuter zum Thema Datenschutz statt. Jeder interessierte Bürger hat dort die Gelegenheit, sich über Möglichkeiten und Techniken der Verschlüsselung zu informieren.

Zu jeder vollen Stunde werden wir in einem Kurzvortrag die Grundlagen der Verschlüsselung für Anfänger erklären“, erläutert dazu der Henstedt-Ulzburger Oliver Grube, Bundestagskandidat der Piraten. Jeder Besucher könne seinen eigenen Computer, seinen Laptop oder sein Smartphone mitbringen. Grube: „Er kann zusammen mit den anwesenden Experten entsprechende Software installieren und einrichten. Vor Ort gibt es zudem die Möglichkeit, eine CD mit freier Software mitzunehmen, damit man sie Zuhause direkt ausprobieren und nutzen kann.“

Der Piraten-Bundestagskandidat: „Die praktizierte totale Überwachung ist eine nachhaltige Bedrohung unserer Demokratie. Es gibt kein Supergrundrecht auf Sicherheit, wie Innenminister Friedrich sich äußert. Aber es gibt das Grundgesetz, in dem unsere Bürgerrechte verankert sind. Wir können das Problem nicht durch Verschlüsselung lösen, aber es ist ein Akt der Notwehr für jeden Menschen, um für die Wahrung der Privatsphäre einzutreten.“ Als qualifizierter IT-Sicherheitsexperte wird Oliver Grube auch die Vorträge halten.

Die Veranstaltung im Bürgerhaus ist Teil von vielen bundesweit stattfindenden „Kryptoparties“, durch die die Piraten den „verfassungsverachtenden Wunsch“ von Innenminister Friedrich aufgreifen, dass jeder Bürger seine Daten selbst schützen müsse.

Weitere Informationen zu dem Thema: http://www.kryptoparty.de

H-UN

2.8.2013

5 thoughts on "Sonntag im Bürgerhaus: Piraten sagen „totaler Überwachung“ den Kampf an – Verschlüsseln!"

  1. @Herrn Holowaty
    Ich _habe_ Ihren Kommentar gelesen und was ich da raus gelesen habe, ist:
    „Verschlüsselung ist nicht die Lösung, lasst uns lieber die Gesellschaft verändern.“

    Was ich in Ihrem Kommentar nicht gelesen habe (was ich aber gerne gelesen hätte), ist:
    „Verschlüsselung ist ein guter Anfang. Aber erst der Anfang.“

    Durch Ihren Satz, den Sie extra noch mal zitiert haben, suggerieren Sie, dass die Piraten die Komplexität der Angelegenheit nicht erkennen, obwohl die Veranstaltung noch nicht einmal statt gefunden hat (!).
    Grade die Piraten haben in der Vergangenheit großes Know-How in Sachen IT-Sicherheit bewiesen und sie haben immer wieder vor dem „gläsernen Bürger“ gewarnt. Da versuchen Sie, die Piraten in ihrer Kernkompetenz zu belehren.

  2. Hallo Herr Abel,

    lesen Sie bitte meinen Artikel:
    “ Ich hoffe, daß die Piraten nicht den Eindruck erwecken wollen, daß dieses politische Problem, dieses große Problem des Selbstverständnisses einer Gesellschaft, durch vergleichsweise simple technische Inhaltsverschlüsselung lösbar sei.“

    Ich habe an keiner Stelle gesagt „das sollte man nicht machen“. Ich warne aber vor einem falschen Gefühl des „jetzt kann mir keiner mehr was und daher geht mich das ab jetzt nichts mehr an!“

    1. Lieber Herr Holowaty,

      den Hinweis darauf, dass man bitte sorgsam lesen möge, kann ich nur bekräftigen. Im Original-Artikel steht:

      „Wir können das Problem nicht durch Verschlüsselung lösen, aber es ist ein Akt der Notwehr für jeden Menschen, um für die Wahrung der Privatsphäre einzutreten.“

      Woher also Ihre Befürchtung kommt, die Piraten würden das Gesamtbild nicht kennen, bleibt fraglich.

      Übrigens sind Verbindungsdaten (Metadaten) nicht nur für Geheimdienste spannend. Gerade die Wirtschaft begründet Ihren Hunger nach diesen Daten mit dem Wunsch dem Kunden ein individuell angepasstes Produkt anbieten zu können.

      Es geht nicht um Terrorabwehr und Geheimdienste. Es geht um Privatsphäre und die Unschuldsvermutung – Grundpfeiler unserer Demokratie.

      Es geht darum einen Überwachungsstaat zu verhindern!

      Aber dieser Blickwinkel bleibt vielen an 4-jahres-Legislaturperioden orientierten Politikern der Alten verborgen. Das werden wir ändern.

      Ich erlaube mir, in diesem Zusammenhang ein sehr gutes Video zu empfehlen:

      https://www.youtube.com/watch?v=iHlzsURb0WI

  3. @Herrn Holowaty

    Weil das Verschlüsseln keine ultimative Lösung ist, lassen wir es lieber bleiben und predigen unkonkrete Phrasen wie „die Gesellschaft muss sich ändern“?

    Sicherlich haben Sie dabei recht, aber das ist ein langfristiges Ziel. Kurzfristig brauchen wir erstmal Lösungen, die sofort wirken. Und spätestens seit der Bankrotterklärung von Herrn Friedrich („die Bürger müssen selbst für Schutz im Internet sorgen“) wissen wir, dass wir in dieses Angelegenheiten auf uns allein gestellt sind.
    Da sind mir die Piraten lieber, die zumindest anfangen, das Problem zu lösen.

    Und so unwichtig, wie Sie das verschlüsseln von z.B. E-Mails machen, ist es bei weiten nicht. Natürlich will man wissen, was konkret geschrieben wird und nicht nur, an wen geschrieben wurde.

  4. Bedauerlicherweise ist Verschlüsselung nur die halbe Wahrheit.

    Für Behörden sind „Metadaten“ viel spannender: also, wer schreibt wann an wen. Oder: wer sucht wann nach welchen Suchbegriffen, wer surft auf welchen Websites. Das läßt sich viel einfacher und schneller „profilen“ als einzelne Inhalte detailliert auszuwerten.

    Diese Metadaten aber sind Informationen, die schlicht nicht verschlüsselbar sind.

    Der offenbar allgegenwärtigen Überwachung kann man demzufolge per Verschlüsselung nicht entgehen. Ich hoffe, daß die Piraten nicht den Eindruck erwecken wollen, daß dieses politische Problem, dieses große Problem des Selbstverständnisses einer Gesellschaft, durch vergleichsweise simple technische Inhaltsverschlüsselung lösbar sei.

    Lösbar ist es nur, wenn sich die Gesellschaften, in denen wir leben, wieder darauf zurückbesinnen, daß es eben keine „Supergrundrechte“ geben darf, denen sich alles andere unterzuordnen hat. Die 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts waren das Zeitalter der Bürgerrechte, der liberalen Gesellschaften, auch des Kampfes für bürgerliche Freiheiten. Inzwischen leben wir im Zeitalter einer allgegenwärtigen staatlichen Bevormundungs-, Verbots-, Regelungs- und Überwachungswut.

    Die einen verfolgen dies im Namen der „Sicherheit“, andere nennen es „Gerechtigkeit“, wiederum andere „Grünen Wandel“. „Das Wir entscheidet“ über unser Leben statt wir selber, jeder für sich.

    Auch hier gilt: wer nicht zu Wahlen geht, braucht sich nicht zu wundern, wenn andere über ihn bestimmen und ihn dazu ausforschen und überwachen.

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