Der Maler Albert C. Reck im Dreierpack: Pendler zwischen Henstedt-Rhen und Afrika

Er ist eine Ausnahmeerscheinung, dieser Maler und Grafiker Albert Christoph Reck – in jeder Beziehung. Denn wo trifft man noch einen 90-Jährigen, der jeden Tag so aktiv und schöpferisch beginnt, als lägen noch –zig Jahre seines künstlerischen Schaffens vor ihm. Man trifft ihn – natürlich in der Galerie Sarafand, deren Galeristin Angelika Dubber ein goldenes Händchen hat für Künstler, die aus dem Rahmen fallen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Sein Werk umfasst 60 Jahre, in denen er sich sein eigenes Bilduniversum schuf. Dass Albert C. Reck, 1922 in Kappitz, dem damaligen Oppeln, an der Oder geboren, nicht nur ein Kosmopolit ist, sondern ein echter Henstedt-Rhener, beweist das Haus in der Straße Alsterwiesen, wo er zunächst bis 1963 mit seiner Familie lebte, bevor er für sieben Jahre mit Frau und sechs Kindern – inzwischen sind es acht – nach Südafrika ging. In Johannesburg unterrichtete er als Dozent an der Kunstschule, kehrte aber 1971 mit Kind und Kegel zurück nach Henstedt-Rhen, wo er wie im Rausch weitermalte, sich mit seinen Bildern von der Hamburger Kunstszene jedoch unverstanden fühlte.

Nach fünf Jahren zog es den Künstler daher zurück nach Afrika. Er verkaufte sein Haus und finanzierte davon ein hochseetüchtiges Segelboot, um die nächsten beiden Jahrzehnte mit seiner Familie in Swasiland zu leben. Hier malte er nicht nur, sondern schrieb  auch für die dortigen Zeitungen, bevorzugt über die Renaissance. Heute wohnt der Künstler wieder in der Straße Alsterwiesen, nur unweit von seinem ehemaligen Haus entfernt. Demnächst ist er 60 Jahre mit seiner Frau verheiratet – eine Liebe, die bis heute hielt. Als sie sich trauen ließen, war sie gerade mal 18 Jahre alt. Aber die ideale Ergänzung, ohne die Albert Reck als unsteter Lebenskünstler wohl niemals so kreativ hätte arbeiten können. „Ich rege mich auch gern auf, das brauche ich. Aber den hohen Blutdruck hat meine Frau.“

Dennoch hatte sein langer Aufenthalt in Afrika den Nachteil, dass man ihn und seine Malerei vergaß. „Ich habe mich Deutschland entzogen, weil man mich damals nicht zu würdigen wusste und mich stattdessen oft für einen komischen Heiligen hielt“, sagt der agile Senior mit Nachdruck. Weil Reck aus dem Bauch heraus malt und jede Farbe für ihn ihre eigenen Emotionen hat. Und so zieht sich auch seine ganz persönliche Bildsprache wie ein roter Faden durch sein Werk, das jetzt endlich wieder Beachtung findet. Denn heute kann er sich mit den großen Klassikern messen, und inzwischen bemühen sich auch Literaturwissenschaftler und Kunstredakteure, seine Bilder in Deutschland wieder publik zu machen. Um ihm endlich den Platz in der Malerei einzuräumen, den er schon damals verdient hätte.

Jetzt wurde ihm gleich dreifache Ehre zuteil – mit drei Ausstellungen unterschiedlicher Epochen. So zeigt er am Sonnabend, 19. Mai, seine Werke von 15 bis 18 Uhr in einer Vernissage in der Kulturkate Beckersberg, wo er sein bevorzugtes Thema, das Selbstporträt, ausstellt. Es sind 20 Arbeiten, darunter die früheste von 1953. Dazu kommen seine großformatigen Bilder, die vorwiegend in Afrika entstanden sind und die in ihren verschiedenen Stilrichtungen und den leuchtenden Farbkompositionen an so große Maler wie Pablo Picasso und  Oskar Kokoschka erinnern. Gleichzeitig sind auch Wandteppiche ausgestellt, die seine Frau Marie-Louise nach seinen Motiven in ihrer eigenen Weberei in Swasiland gefertigt hat. Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni immer sonntags von 15 bis 18 Uhr zu sehen.

Am 20. Mai gruppieren sich in einer Vernissage in der Galerie Sarafand, Schultwiete 2, von zwölf bis 17 Uhr Zeichnungen und Gemälde, die sämtlich in den 13 Jahren, die Reck insgesamt in Henstedt-Rhen wohnte, entstanden sind. Sie sind noch bis zum 30. Juni immer Mittwoch bis Sonnabend von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Die dritte Vernissage findet am Montag, 21. Mai, um 19 Uhr in der Schalom-Kirche in Norderstedt, Lütjenmoor 13, statt. Da der Künstler als überzeugter Christ auch viele religiöse Motive geschaffen hat, wie seine großformatigen Arbeiten und Zeichnungen vor allem aus seiner afrikanischen Zeit beweisen, schien ihm diese Kirche das geeignete Forum dafür zu sein. Diese Ausstellung ist nur bis zum 3. Juni zu sehen; am Sonntag nach dem Gottesdienst und von Montag bis Freitag von bis neun bis 13 Uhr.

Und nun noch eine frohe Botschaft „in eigener Sache“: Vor zwei Wochen war dem Maler Albert Reck sein Fahrrad am Bahnhof Ulzburg gestohlen worden. Weil er es täglich nutzt, um vor allem von seinem Haus zum Bahnhof zu gelangen, war er über den Verlust so verzweifelt, dass er sich der Galeristin Angelika Dubber anvertraute. Die wandte sich spontan an die Henstedt-Ulzburger Nachrichten, was einen Aufruf „Appell an den Dieb“ zur Folge hatte. Der Beitrag muss die Leser so beeindruckt haben, dass Angelika Dubber zahlreiche Rückmeldungen aus der Bevölkerung erreichten. Die größte Freude löste jedoch die Nachricht eines 85-jährigen Henstedt-Ulzburgers aus, der dem Maler sein 1000-Euro-teures Fahrrad schenkte, „weil der es sicher nötiger braucht“. Ein ganz herzliches Dankeschön im Namen der Redaktion „für die gute Tat“!

Gabriele David

17.5.2012

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