Der Bürgerwille, der Bürgervorsteher und die Rolle der Fraktion Bürger für Bürger

Das Gerangel um die Posten der stellvertretenden Bürgermeister ist schon eine Woche her, die Wogen haben sich etwas geglättet. Zeit also, noch einmal in aller Ruhe zu überdenken und zu bewerten, was eigentlich in unserer Gemeinde geschehen ist und worüber Henstedt-Ulzburgs Nachbarn verständnislos die Köpfe schütteln:

Es war einmal (2008) eine Wählergemeinschaft WHU, die aus der Kommunalwahl als stärkste Fraktion hervorgegangen ist. Als solcher stand ihr zu, die Posten des Bürgervorstehers und des ersten stellvertretenden Bürgermeisters zu besetzen. Carsten Schäfer und Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah wurden nominiert und gewählt. Die CDU, zuvor mit absoluter Mehrheit ausgestattet, war nur noch zweitstärkste Kraft, die SPD, schon seit 2003 kaum noch kommunalpolitisch wahrgenommen, blieb weiter bedeutungslos, bis sie sich gegen Ende der Wahlperiode 2003/2008 mit der Wählergemeinschaft gegen das Beckershof-Projekt der Christdemokraten stellte.

Das Vorhaben wurde als Folge des Wahlergebnisses gestoppt, SPD und CDU ging ein Thema verloren. Auf der Suche nach Ersatz fand man dann sogar ein gemeinsames Ziel: Karin Honerlah, immer für eine Auseinandersetzung in der Gemeindevertretung gut, musste weg als stellvertretende Bürgermeisterin. Ein Grund war schnell gefunden: Sie gehört zu einer Erbengemeinschaft, die Grundstücke an die Gemeinde verkauft. Also musste sie doch wohl befangen sein. Der Abwahlantrag ging durch, sie räumte das Amt zugunsten von Annette Marquis.

Auf die WHU-Gemeindevertreterin kam für lange Zeit eine Menge Arbeit zu, da Bürgermeister Volker Dornquast (CDU) als Staatssekretär ins Kieler Innenministerium wechselte, obwohl er seinen Job einmal als „den schönsten der Welt“ oder so ähnlich bezeichnet hatte. Jedenfalls besorgte er noch einen Nachfolger: Auf Vorschlag der CDU wurde der parteilose Ex-Bürgermeister von Ellerau, Torsten Thormählen, von den Bürgern zum neuen Verwaltungschef gekürt. Karin Honerlah unterlag in der Stichwahl.

Da ihre Nachfolgerin im Amt der stellvertretenden Bürgermeisterin als hauptamtlichen Mitarbeiterin ins Rathaus wechselte, wurde WHU-Vorsitzender und -Gemeindevertreter Wilhelm Dahmen von der Mehrheit der Gemeindevertreter in dieses Amt gewählt – allerdings bei sechs Gegenstimmen. Da offenbarte sich, was sich bereits gegen Ende 2011 abgezeichnet hatte: Die WHU-Fraktion brach auseinander, fünf Mitglieder um Bürgervorsteher Carsten Schäfer gründeten die neue Fraktion Bürger für Bürger. In der Zischenzeit hatte Bürgermeister Thormählen wegen Korruptionsverdachts das Rathaus räumen müssen.

Als die Henstedt-Ulzburger Nachrichten in dieser Zeit einen Bericht mit dem Titel „Die Kommunalpolitik versinkt im Chaos!“ überschrieben, brachte das den ersten Bürger der Gemeinde auf die Barrikaden: „So ein kolossaler Blödsinn!“ wetterte Carsten Schäfer in der Gemeindevertretung. Und um zu untermauern, dass alles seine Ordnung habe und seinen gewohnten Gange nehme, teilte er noch mit, dass er tags zuvor Karneval gefeiert und sich prächtig amüsiert habe.

Über Carsten Schäfer und seine Naivität könnte man sich auch amüsieren, wenn seine Rolle bei dem Postengerangel nicht so traurig wäre; denn er und seine vier Gesinnungsgenossen haben durch ihr Verlassen der WHU-Fraktion dafür gesorgt, dass jetzt der Wählerwille von 2008 verfälscht ist: Die CDU ist mithilfe der BFB wieder stärkste Fraktion und stellt jetzt mit Elisabeth von Bressensdorf die erste stellvertretende Bürgermeisterin, die WHU, die gemeinsam mit Carsten Schäfer und seinen Leuten dafür angetreten war, die jahrzehntelange Dominanz der Christdemokraten zu beenden, muss sich nach der SPD mit Platz drei in der Gemeindevertretung begnügen. Und Carsten Schäfer darf sein so geliebtes Amt als Bürgervorsteher behalten – geduldet von der CDU!

Jörg Schlömann

28. März 2012

5 thoughts on "Der Bürgerwille, der Bürgervorsteher und die Rolle der Fraktion Bürger für Bürger"

  1. Herrn Schlömanns Wortwahl im Zusammenhang mit unserem bestens angesehenen Bürgervorsteher Carsten Schäfer ist einfach nur anmassend und unanständig. Wenn er es schon nicht lassen kann, dann sollte er seinen Text wenigstens als eigene, sehr persönliche Meinung kennzeichnen und nicht als objektive Nachricht in die HU-Nachrichten einstellen. Oder besser gleich aus „HU-Nachrtichten“ „Schömanns persönliche Gedanken und Rundumschläge“ machen.
    Übrigens, soweit ich mich erinnere, hat herr Schlömann selbst seinerzeit das Mandat als Gemeindevertreter mitgenommen, behalten, als er sich mit seiner CDU überworfen hatte und ausgetreten war. hat er das inzwischen vergessen?

  2. Sehr geehrter Herr Schlömann,

    nehmen Sie es doch hin, wenn es wechselnde Mehrheiten gibt. Es gehört zu unserem Politiksystem, Konsequenzen zu ziehen, wenn die Zusammenarbeit mit den bisherigen Parteifreunden/-partnern nicht mehr erträglich ist. Die Gemeindevertreter werden eben auch direkt gewählt und dürfen daher zu Recht ihr Mandat behalten auch wenn die politischen Prioritäten wechseln. Und eine gesamte Wahlperiode lang unbeirrt immer die gleiche Meinung zu vertreten wäre doch letztendlich auch nicht zu wünschen.

  3. Sehr geehrter Herr Schlömann,

    ihre Privatfehde mit Herrn Schäfer sollten Sie nicht über die Ulzburger Nachrichen austragen.

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