Eine Vision glaubte Uwe Schmidt (CDU) in seiner Antrittsrede der Henstedt-Ulzburger Gemeindevertretung mitteilen zu müssen; dabei war der Politik-Neuling gerade eben erst zum neuen Bürgervorsteher gewählt worden – mit 37 gegen zwei Stimmen. Von fraktionsübergreifender Arbeit sprach der Ex-Manager, von Meinungsvielfalt, von sachlichem Streit, von ergebnisorientierter Zusammenarbeit, von Fairness und Respekt, von Transparenz. Und alles mit dem Ziel: Henstedt-Ulzburg soll ein liebens- und lebenswerter Ort bleiben!
Die Vision schwand schnell dahin, und schon bei der Wahl zum stellvertretenden Bürgervorsteher war es nichts mehr mit Transparenz und Zusammenarbeit: WHU-Kandidatin Verena Grützbach wurde in geheimer Abstimmung gewählt – mit elf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Auch Carsten Schäfer (BFB), bisher erster Bürger der Gemeinde, kassierte trotz vorangegangener Würdigungen seiner Verdienste fünf Gegenstimmen in geheimer Wahl. Das sind nicht gerade Anzeichen für den Willen zur Zusammenarbeit unserer Volksvertreter.
Noch offensichtlicher war die Lagerbildung bei der Wahl der stellvertretenden Bürgermeister – natürlich auch geheim: 21 gegen 18 Stimmen für Elisabeth von Bressensdorf (CDU) und 27 gegen zwölf Stimmen für Wilhelm Dahmen (WHU). Die Realität hatte spätestens zu diesem Zeitpunkt die Vision des neuen Bürgervorstehers weggewischt, wenn er sie denn wirklich gehabt hat. Vielleicht war sie ja auch nur das Wunschdenken eines Mitglieds der Mehrheitspartei, die ihre politischen Vorstellungen möglichst harmonisch und ohne großen Widerstand verwirklichen möchte.
Wie dem auch sei – die konstituierende Sitzung der Gemeindevertretung verlief durchaus nach demokratischen Spielregeln – wenn sie für die Zuschauer vielleicht auch anstrengend und nicht wirklich transparent waren. Das ist doch schon einmal positiv. Und wenn nach nunmehr vollzogener Ämterverteilung bei allen Fraktionen doch noch der Wille zu fairer und respektvoller Zusammenarbeit zum Wohle eines liebens- und lebenswerten Ortes über die unbedingte Durchsetzung der eigenen Ziele siegen sollte, könnte aus der Vision des Bürgervorstehers doch noch etwas werden. Allein mir fehlt der Glaube…
Jörg Schlömann
19. Juni 2013
Schade nur, dass der Bürgervorsteher der Bevölkerung nicht bekannt ist. Das Ansinnen der CDU Herrn Schmidt zum Bürgervorsteher zu machen, war ja lange bekannt, aber ich habe ihn bisher noch nirgendwo- außer auf Wahlständen der CDU- angetroffen. Noch kann er dies ja nachholen, wenn er für uns Bürger da sein möchte.
Na dann lassen Sie uns doch jetzt mal positiv in die Zukunft gehen und nicht von vornherein alles schlecht reden!