Annette Marquis: „Das CCU? Da habe ich Bauchschmerzen“

Das Büro des Bürgermeisters steht ihr gut, auch wenn Annette Marquis nur für die Dauer seines Urlaubs im Chefsessel von Torsten Thormählen sitzt. Aber schließlich sind schon zwei von drei Urlaubswochen verstrichen, in denen die WHU-Politkerin als seine ehrenamtliche Stellvertreterin seine Geschäfte übernommen hat. Bisher ist alles reibungslos verlaufen, weil nicht nur der gesamte Rathausbetrieb etwas heruntergefahren ist, sondern auch das Bürgerbegehren. Es sind Sommerferien. Das merke man schon morgens am Verkehr. „Ich verbringe daher keinen vollständigen Arbeitstag hier, sondern meist nur den Vormittag, und bin dann natürlich jederzeit telefonisch zu Hause zu erreichen.“

Kein Wunder, dass der Familienurlaub in diesen Sommerferien ausfällt: „Da kümmern wir uns eben mehr um den Garten und genießen ihn, soweit es das Wetter erlaubt.“ Dafür soll es dann in den Herbstferien für zwei Wochen nach Zypern gehen, zumal ihre Tochter (17) unbedingt noch einmal mit den Eltern verreisen möchte, während sich ihr Sohn (20) verstärkt um sein Studium kümmert.

Die Vertretung gestalte sich diesmal ganz anders als zu dem Zeitpunkt, da Annette Marquis 2009 den Bürgermeisterposten nach dem Weggang von Volker Dornquast bis zur Amtsübernahme von Torsten Thormählen stellvertretend neun Monate lang ausfüllte. „Das hat mich damals sehr gefordert, weil es eben ganz andere Aufgaben waren. Man trägt ja schließlich die Verantwortung für alles, was sonst dem Bürgermeister obliegt“, sagt die Diplom-Verwaltungswirtin, die ihren beruflichen Anfang als Beamtin einst in Nordrhein-Westfalen nahm.

Umso unverständlicher ist es für Annette Marquis, dass das Finanzamt sie jetzt wegen einer Steuernachzahlung zur Kasse bittet, weil  der Steuerfreibetrag für ehrenamtliche Tätigkeit, den sie geltend gemacht hatte, der Finanzbehörde viel zu hoch erscheint. „Angeblich liege ich mit den Einkünften aus dem Ehrenamt weit darüber.“ Andererseits hatte sie aber neun Monate lang einen hoch dotierten Posten ausgefüllt – als Ehrenamtliche!

Zum Thema CCU befragt, zögert die WHU-Politikerin, die sich bisher in der Diskussion eher bedeckt gehalten hat, zumal man sich in ihrer Partei ganz und gar nicht einig war. „Schließlich haben wir, die WHU, den schriftlichen Teil des Vertrages mitgestaltet. Da aber die Anlagen Bestandteil des Vertrages sind wie zum Beispiel die Verkehrsplanung, konnten wir uns darüber nicht einig werden. Ein Teil der Fraktion hat das sogar als Ganzes abgelehnt.“

Es sei einfach eine ganz schwierige Angelegenheit. Da habe sie bereits 2009/2010 ihre Erfahrungen machen dürfen. Denn da gab es die Investoren bereits. Also eine Geschichte ohne Ende. „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass seitdem von deren Seite nicht mehr viel gekommen ist, weil sie schon damals ganz klare Vorstellungen hatten, die wir als Gemeinde zu erfüllen hätten.“ Dabei sei das ja eigentlich Sache der Politiker, nicht Sache der Verwaltung. Es habe immer ein unheimliches Anspruchsdenken vorgeherrscht. „Sie haben lapidar ihre Pläne vorgestellt, was die zu erwartenden Mieter betrifft, sind dann aber nicht zu Potte gekommen. Da ist nicht wirklich was passiert.“

Wenn es nach ihr ginge, sagt Annette Marquis, dann gäbe es lieber eine kleinere Lösung, mit kleinen Einzelhandelsgeschäften. „So eine attraktive Alternative zum großen Gewerbegebiet würde mich persönlich zum Einkaufsbummel reizen. Aber: Die Kaufpreisvorstellung des ursprünglichen Eigentümers sind viel zu hoch.“ Es habe ja immer wieder Ideen gegeben, andere Investoren für eine solche „kleinere Lösung“ zu interessieren. Gescheitert aber sei alles immer an den Kosten. Immerhin habe es früher ja auch diverse Boutiquen und kleine Einzelhandelsgeschäfte gegeben. Aber in dieser Richtung sei einfach nichts passiert.

„Ich finde es unfassbar, dass CDU und SPD neulich allem zugestimmt haben mit dem Kommentar ‚Doch, das wird schon.’ Das ist nicht nur blauäugig, sondern sogar  gefährlich. Im schlimmsten Fall könnten die Investoren nämlich abspringen.“ Das Problem seien die Investoren, die nicht auf kleine Einrichtungen eingehen wollten. Und ob die Banken mitziehen, sei auch noch offen. Da der städtebauliche Vertrag beschlossen wurde, muss er von den Investoren gewürdigt werden. „Wenn nicht, geht es in die nächste Runde …“, so die Politikerin.

Natürlich hätte sie auch gern etwas anderes für Henstedt-Ulzburg als diesen öden Platz, der jetzt aus dem ehemaligen Einkaufszentrum geworden ist.  „Aber nicht mit dem Risiko, dass dann zwangsläufig diese großen Klötze auf uns zukommen. Ehrlich gesagt, ich sehe da kein gutes Ende. Allein die Menge der Autos zwischen Rathaus und dem Manke-Hochhaus! Das ist für meinen Geschmack für eine Gemeinde wie Henstedt-Ulzburg viel zu groß.“

Gabriele David

5 thoughts on "Annette Marquis: „Das CCU? Da habe ich Bauchschmerzen“"

  1. Hallo Chris Kiehn,
    bitte äußern Sie weiter Ihre Meinung, halten Sie sich nicht zurück und lassen Sie sich nicht einschüchtern.

  2. Würde es für die Sachen , die mir bei einigen Dingen die hier im Ort passieren durch den Kopf gehen , andere Formulierungen geben , dann würde ich sie auch so schreiben .
    Es ist doch schön das es immer noch Menschen gibt , die ihre ehrlichen und eigenen Gedanken rauslassen und dabei nicht nur auf die Etikette achten ( müssen ).
    Danke an die H-U Nachrichten , das sich hier auch der kleine ungebildete Bürger äussern darf .
    Ich versuche mich zukünftig etwas zurückhalten .

  3. Welch eine abstoßende Wortwahl, Frau oder Herr Kiehn. Aber passt womöglich zu Formulierungen einiger „Kommentatoren“ zum Theam CCU.
    Liebe H-U-Nachrichten-Verantwortliche, warum lassen Sie solche Vokabeln zu -und veröffentlichen sie, vielleicht gar genüsslich?

  4. Keinen Klotz , bitte keinen Klotz . Wenn ich das Wort Investoren lese wird mir immer öfter übel . Denen geht unser Zentrum am Arsc. vorbei .
    Liebe Frau Marquis setzen Sie sich doch bitte für uns ein . Danke .

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