Einen Wahlkampfauftakt ohne „Bums“ beklagte am Freitag Abendblatt-Redakteur Michael Schick. Während einer Podiumsdiskussion von Parteienvertretern habe Friede, Freude, Eierkuchen geherrscht. Das, so ließ Schick anklingen, könnte sich negativ auf die Wahlbeteiligung bei der kommenden Kommunalwahl auswirken. Seine Forderung an die Politiker: „Klare Kante und Dynamik bitte.“
Der „gemütliche Plausch“ – er fand natürlich nicht in Henstedt-Ulzburg statt. Schick bezog sich auf eine Veranstaltung in Norderstedt. Denn in der Großgemeinde, das dürfte sich auch bis Norderstedt herumgesprochen haben, kann man sich über zu wenig „Bums“ in der Politik schließlich wirklich nicht beklagen.
So gibt es in der abendlichen Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses wieder gleich mehrere Themen mit reichlich Zoffpotential: zwischen den einzelnen Parteien, aber auch zwischen Politik und Verwaltung. Über einige, wie den plötzlich deutlich teurer gewordenen Umbau eines Hausmeisterhauses an der Rhener Grundschule zu einer Krippe oder das von der Verwaltung geforderte Negativ-Votum zum Dodenhof Ausbau, haben wir schon berichtet.
Zündstoff dürfte darüber hinaus auch einmal mehr die Bebauung des Schulstraßen-Grundstücks zwischen Kreuzkirche und AKN-Bahngleisen bergen: Die Verwaltung will das Verfahren wieder anschieben.
Wie berichtet, hatte dort ein Bauunternehmer ohne Genehmigung geschützte Bäume und Sträucher abholzen lassen, um Platz zu schaffen für bis zu 15 Meter hohe Senioren-Wohnblocks. Die Politiker, die dem Vorhaben anfänglich wohlwollend gegenüber standen, hatten deswegen das dafür notwendige Bebauungsplan-Änderungsverfahren vor vier Wochen auf Eis gelegt, forderten nun eine deutlich kleinere Bebauung. Der CDU-Fraktionsvorsitzende war sogar so sauer, dass er einer Änderung über die ursprünglich beabsichtigten Bebauungsgrenzen hinaus nun gar nicht mehr zustimmen wollte. Dazu muss man wissen: Schon seit den 90-er Jahren darf die Fläche grundsätzlich bebaut werden. Aber eben nicht vollständig: Die nun abgeholzten Bäume sollten stehen bleiben, die mögliche Bebauung mit der Nachbarbebauung harmonieren.
Wie es weitergeht im Fall Schulstraße, bei Dodenhof, dem Krippenumbau und, und, und: Demnächst hier bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten.
cm
14.4.2013
Ich kann ja verstehen, wenn irgendwelche Redakteure mehr Dynamik und klare Kante fordern…steigern doch entsprechende Schlagzeilen die Auflage.
Ich kann natürlich nur von mir reden, aber ich persönlich habe die Faxen dicke von „klaren Kanten“, so wie sie aktuell verstanden werden. Da werden Politiker vom Bürger und für den Bürger gewählt und machen 4 bzw. 5 Jahre lang nur das, was strikt auf der Parteilinie liegt. Sinnvolle Anträge anderer Parteien werden stur aus prinzip und kalkül abgelehnt, nur um sie Jahre später erneut einzubringen und als eigene Idee zu verkaufen.
Natürlich sollen Politiker nicht ihre eigenen Ideale verraten (passiert trotzdem viel zu häufig, wenn die Lobbyisten mit ihren Geldkoffern winken oder der Fraktionszwang die Meinung vorgibt). Aber im Sinne des Bürgers Kompromisse finden, sowie gemeinsam und überparteilich zu guten Lösungen für die Bürger zu kommen, wäre doch mal eine Anfang. Und vor allem die Menschen niedrigschwellig an den Entscheidungprozessen teilhaben lassen (auch außerhalb des Wahlkampfes).
Das wäre sicher nicht im Sinne des Abendblatts, aber ein Gewinn für den Bürger und die Demokratie. Das würde in der Folge zu mehr politischem Interesse und somit zu einer höheren Wahlbeteiligung führen.