Das ist das simple Fazit, das die Henstedt-Ulzburgerin Anneliese Schefe – von allen liebevoll „Annelie“ genannt – aus ihrem erfüllten Leben zieht. Im Mai vollendet die ehemalige Vorsitzende des Hausfrauenbundes, seit 1989 Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und Inhaberin des Bürgerpreises für ihr außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement, ihr achtes Lebensjahrzehnt. Und schaut trotz ihres gesundheitlichen Handicaps zuversichtlich in die Zukunft. „Denn im Vergleich zu vielen anderen geht es mir ja relativ gut.“
Als ihr Körper vor sechs Jahren durch einen Schlaganafall auf Null reduziert wurde, schaffte es Annelie Schefe – nach dem ersten Schock und der anfänglichen Verzweiflung – mit eiserner Disziplin, viel Energie und ständigem Training, ihre Sprache und viele andere verloren gegangene Funktionen wieder zurückzuerlangen. Sie lernte mit der linken Hand zu schreiben und kann inzwischen längst einen Computer bedienen, damit ihr der Kontakt zur Außenwelt erhalten bleibt. Mit ihrem Rollstuhl fährt sie in Begleitung sogar bis in die Hamburger City – natürlich immer unter Berücksichtigung der eigenen Grenzen.
„Aber es gibt so viele Möglichkeiten, auch jetzt noch ein lebenswertes, selbst bestimmtes Leben zu führen und sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren“, ist die Seniorin überzeugt. Daher ihre ermutigende Botschaft an alle, die ein ähnliches Schicksal erleiden: „Es lohnt sich zu kämpfen, auch wenn die körperliche Beweglichkeit eingeschränkt ist. Man kann es schaffen. Und durch die Liebe in meinem Umfeld habe ich meinen veränderten Alltag annehmen können und eine neue Perspektive bekommen.“
Heute möchte Annelie Schefe keine Öffentlichkeit mehr. So lange war sie für andere da, stand dank ihrer vielen Aktivitäten immer im Mittelpunkt – das gehöre nun aber der Vergangenheit an. Es habe ja auch alles nur so gut funktionieren können, „weil mir viele liebe Menschen zur Seite standen und geholfen haben“, wehrt sie bescheiden ab. Dabei war sie der Motor, der 1970 alles in Bewegung setzte, um den verarmten Kriegerwitwen, den Alleinstehenden, Kranken und Senioren zu helfen und ihnen ihr tristes Dasein durch Veranstaltungen zu erleichtern und schöner zu machen: mit Nachbarschaftshilfe, Tagesfahrten und Kurzreisen, die sie ihnen für kleines Geld ermöglichte.
Wer ihren Beitrag in dem Buch „Geschichten aus dem Leben von Bürgern in Henstedt-Ulzburg“ gelesen hat, erfuhr, dass sie schon als Kind hautnah erlebte, was Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft bedeuten – in der eigenen Familie. Die bot so vielen der Flüchtlinge, die von nah und fern nach Henstedt-Ulzburg kamen, nicht nur ein Dach über dem Kopf und Verpflegung an, sondern auch Wärme und Zuwendung. „Das war ganz bestimmt einer der zahlreichen Gründe, warum mir später die Arbeit beim Hausfrauenbund eine so große und tief empfundene Freude gebracht hat“, erinnert sich Annelie Schefe. „Dieses liebevolle Miteinander war es letztlich auch, das mir immer wieder die Kraft gegeben hat, mich neuen Aufgaben in ihrer vielfältigen und wandelnden Form zu stellen.“
Ihre jährlichen Wohltätigkeitsfeste mit einer Tombola, die dank vieler großzügiger Spenden erst ermöglicht wurde, folgten einer bewährten Tradition und sind bereits in die Geschichte Henstedt-Ulzburgs eingegangen. Als Anneliese Schefe 1997 nach 27 Jahren den Vereinsvorsitz an Birgit Sommer, einer würdigen Nachfolgerin, weitergab, hieß der Hausfrauenbund inzwischen BürgerAktiv, der die gleichen Ziele verfolgt, allerdings unter anderen, zeitgemäßeren Vorzeichen.
Gabriele David
29.04.2012