Ganz freche Nummer der Kieler Küstenkoalition. Die aus CDU, Grünen und FDP bestehende Landeregierung reißt die Schlappenmoorbrücke ab und baut keine neue. Stattdessen wird nur eine Furt gebaut, damit landwirtschaftliche Fahrzeuge die Alster an der Stelle überqueren können. Wanderer und Fahrradfahrer haben dagegen das Nachsehen – es sei denn der Fluss fällt trocken.
Was steckt hinter dem Schildbürgerstreich?:
Die Brücke wird vom Land unterhalten, soll baufällig sein und weil eine Sanierung teuer ist, hat Kiel beschlossen, die Brücke abzureißen und nur durch eine billigere Furt zu ersetzen. Bei einer Furt wird das Flussbett so stabilisiert, dass etwa Trecker durchfahren können, ohne zu versacken. Die Idee, die Brücke selber zu ersetzen, hatten die Ortspolitiker im vergangenen Jahr verworfen – nachdem die Gemeinde für eine neue Brücke mehr als 200.000 Euro auf den Tisch legen sollte.
Schon damals gab es aber die Idee, für schmales Geld eine kleine Fußgängerbrücke zu bauen. CDU-Vertreter Kai-Uwe Möhler vor einem Jahr: „Lassen wir das Land die Furt bauen und wir bauen unsere Fußgängerbrücke daneben.“
Das Problem: Die Idee ist eine Idee geblieben, doch die Brücke ist mittlerweile gesperrt, der Abriss naht und die Verwaltung hat bisher von sich aus keine Anstalten gemacht, eine Überführung für Fuß- und Radfahrer an der Stelle zu planen. Gleichzeitig wächst nun der Ärger in der Bevölkerung. Unternehmer Jürgen Hartmann: „Das ist ein Unding, dass da nur eine Furt gebaut werden soll. Ein kleiner Übergang, dass man da mit trockenen Füßen rübergehen kann, muss doch drin sein.“
Hartmann, bekannt durch den „Hartmann-Plan“, aber mittlerweile im Ruhestand, ärgert sich auch über die nachlässige Informationspolitik der Gemeinde. Der Spaziergänger: „Man sieht erst an der Brücke, dass es da nicht weitergeht. Uns sind viele enttäuschte Wanderer, Familien entgegengekommen, die wieder umdrehen mussten. Und weiter: „Die Gemeinde stellt doch überall Schilder auf, da wäre doch auch ein Hinweis schon am Parkplatz nett, dass die Brücke gesperrt ist. Dann muss man nicht den langen Weg nicht runtergehen und enttäuscht umdrehen.“ Immerhin: Mittlerweile hat die Gemeinde reagiert und Schilder aufgestellt.
Und wie geht es jetzt in Sachen schmaler Fußgängerbrücke weiter?
Es bewegt sich was: Die CDU hat angekündigt einen entsprechenden Brückenantrag zu stellen. CDU-Gemeinderat Folker Brocks: „Wir wollen dem Bürger Gelegenheit geben, dass er da trockenen Fußes über die Alster kommt.“ Und Bauamtsleiter Jörn Mohr sagt: „Ich warte auf den Antrag.“
Christian Meeder
23. November 2020
Meiner Meinung nach sind über Meinungsäußerungen hinaus auch weiterführende Informationen interessant und sollten daher auch zulässig sein, zumal, wenn man sie auch selber bringt (sh. z. B. Info zur Usedomer Straße) und nicht auf der eigenen Internet-Seite der Wählergemeinschaft.
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Bevor sich die hiesige Kommunalpolitik weiter von den BürgerInnen entfernt, sollte sie mMn – auch – einmal über ihre „Informationspolitik“ nachdenken und ggf. Verbesserungen anstreben / vornehmen.
Sorry Forum,
dann ergänze ich, dass ich meine, die Niederschriften, wie genannt zu lesen, wo auszugsweise steht:
sh. Ausführungen, sowie die Publikation.
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So besser?
Auszug aus der Niederschrift des Umwelt- und Naturausschusses vom 02.12.2019:
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„Herr Lucius vom Ingenieurbüro Böger + Jäckle stellt verschiedene mögliche Varianten eines Neubaus vor und erläutert die jeweiligen von ihm vorgenommenen Kostenermittlungen.
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Diese liegen bei der von ihm empfohlenen Variante mit ca. 241.000,- € weit über den vorher angenommenen Kosten. Nach ausführlicher Diskussion besteht Einigkeit, nunmehr doch von einem Neubau der Brücke Abstand zu nehmen. Stattdessen soll einem Abriss und Bau einer Furt durch das Land zugestimmt werden.
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Es wird diskutiert, ob neben der Furt eventuell eine Fußgängerbrücke bzw. ein Steg von der Gemeinde errichtet werden sollte. Hierüber soll zu einem späteren Zeitpunkt erneut beraten werden.
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Der Ausschuss fasst folgenden
Beschluss:
Der Umwelt- und Naturausschuss beschließt, aufgrund der vorliegenden Kostenermittlung von einem Neubau der „Schlappenmoorbrücke“ abzusehen und stimmt der Beseitigung der vorhandenen Brücke und der anschließenden Herrichtung einer Furt seitens des Landes Schleswig-Holstein zu.
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Beschlussfassung: einstimmig.
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03.02.2020
Es werden keine Einwendungen gegen die Niederschrift vom 02.12.2019 erhoben. Sie gilt somit als genehmigt.
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„Eine neue Brücke im Schlappenmoor für FußgängerInnen.“
Dazu hat die CDU heute publiziert, dass sie einen entsprechenden Antrag im Planungs- und Bauausschuss gestellt hat.
Vielen Dank für die Zitate aus den Protokollen, jedoch handelt es sich hierbei um keine Meinung, die man durch Klick auf den Button hier zum Besten gibt.
Es war den „Ortsentscheidern“, sprich den Mitgliedern des Planungs- und Bauausschusses durchaus klar, dass der Abriss der Brücke durch das Land quasi alternativlos war, weil die Gemeinde hier schlicht keine Rechte besitzt.
Ein Neubau auf Kosten der Gemeinde schied auch wegen erheblichen Kosten aus, die auch durch Herstellung einer langen Baustraße hervorgerufen worden wären, die zudem viel Natur zerstört hätte. Der Ausschuss hatte zugleich entschieden, dass über eine Fußgänger- und Radfahrende-Querung zeitnah entschieden werden soll. Diese Selbstverständlichkeit ist nun Gegenstand eines Antrages geworden, über den nun und ohnehin zu entscheiden ist.
Auf einer meiner zahlreichen Fahrradtouren ist mir schon einmal ähnliches wiederfahren.Ich kam an einer Furt die man bei Niedrigwasser hätte durchfahren können. Dank eines Einfachen Holzsteges konnte man auch trockenen Fußes über die Au kommen. Bei Hochwasser wird dieser dann überschwemmt.
Vielleicht suchen sich einfach alle nochmal die Artikel aus 2019 zu dem Thema raus?! Die über 200.000 wäre der Preis gewesen für eine neue Brücke von 3,5m Breite und einer Traglast für landwirtschaftliche Fahrzeuge (und genau wie Herr Joost schreibt: Planung, Material, Arbeitszeit, Lieferung, Montage, Garantien…was glaubt eigentlich manch Laie, wie billig sowas zu haben ist?). Und eben weil man das nicht bezahlen wollte, hat man es seinerzeit ja auch abgelehnt. Und hat stattdessen beschlossen, das Land die Furt bauen zu lassen und dann selbst eine kleine, günstige Fußgängerbrücke (evtl Eigenbau) daneben zu setzen.
Ich kann mir gut vorstellen, das allein schon die Planung schon einen beachtlichen Teil kostet, Ausführung und Abnahme…. gut schätzt..wir wollen Garantien… und und und…es ist ein öffentlicher Bau…das kostet und hat nichts mit einem Gardinenhersteller zu tun..die Frage ist doch: Muss eine Brücke sein oder tut es auch eine Furt? mehr nicht!
Das tut doch wirklich alles wieder weh? Egal von welcher Seite! 200.000 für eine schmale Brücke? Wo hat man denn den Preis angefragt? Orts-/Gemeindeseitig vielleicht mal ein Gutachten weniger und schon ist ein bisschen Geld da. Baut doch mal was sinnvolles. Wie wärs denn, wenn das große M hier sponsort? Das wäre doch mal was.
ein Holzbrücke für 200.000 EUR aus Holz. Da muss man sich schon echt an den Kopf fassen. Basiert dieser Preis evtl. auf Abwehrangeboten gut ausgebuchter Handwerker oder ist das eine Brücke mit einer Goldkante eines bekannten Garninenherstellers ?
Entgegen des Berichtes handelt es sich nicht einfach um eine „freche“ Nummer der schleswig-holsteinischen Landesregierung. Die Europäische Gemeinschaft hat Ende 2000 eine EG-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) beschlossen, da auch die Gewässer in Europa aufgrund einer immer intensiveren Landwirtschaft, der stark wachsenden Siedlungsdichte und gesteigerter freizeitlicher Nutzung eines bedeutend größeren Schutzes bedurften. Unsere Gewässer und ihre Umgebung sind nicht nur wichtiger und unverzichtbarer Lebensraum für Pflanzen und Tiere, sie sind auch lebenswichtige Trinkwasserreservoirs. „Das Leitbild der WRRL ist der natürliche Zustand der Gewässer: Die natürliche Vielfalt und Fülle der Gewässerlebensgemeinschaften, die natürliche Gestalt und Wasserführung der Flüsse und Bäche und die natürliche Qualität des Wassers, frei von menschlichen Beeinträchtigungen.“ (Quelle: Internetseiten des MELUND zur WRRL)
Da sich die Schlappenmoorbrücke nicht mehr verkehrssicher sanieren lässt, beschloss das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein (MELUND) in seiner Eigenschaft als Baulastträger besonders vor diesem Hintergrund gleich den gesamten Rückbau der Brücke.
Im Planungs- und Bauausschuss wurde folgendes angemerkt: Der Weg inkl. Brücke, die diesen Weg in der schönen Landschaft verbindet, ist kein offizieller Rad(wander)weg. Genutzt wurden Weg und Brücke trotzdem auch von zahlreichen Radfahrer*innen. Dies ist quasi zum „Gewohnheitsrecht“ geworden. Sollte man es beabsichtigen, so werden Radfahrer*innen mit der Maßnahme zukünftig tatsächlich abgeschreckt: Durch die Furt kann man sehr wahrscheinlich nicht fahren, ohne dass es nasse Füße gibt.
Damit Landschaftspflegefahrzeuge jedoch weiter sicher queren können, bedarf es nicht ganz unerheblicher Erdbewegungen, inkl. Kies / Steine. Dazu sollen, wenn einem dahingehenden Vorschlag gefolgt wird, große Steine gesetzt werden, damit Fußgänger*innen zumindest bei normalem Wasserstand einigermaßen trockenen Fußes queren können. Die Errichtung einer Furt soll mit dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) und dem NABU besprochen und in der Form auch gebilligt worden sein. Wenn ich mir Furt und daneben Trittsteine „bildlich“ vorstelle, bleibt an der Stelle nur wenig vom natürlichen Zustand des Gewässers übrig…
Eine tragfähige Holzbrücke, (wenn so gewollt) gesperrt für den Radfahrverkehr durch das Naturschutzgebiet, für jeglichen anderen Verkehr sowieso, scheint mir die bessere, in das Gewässer weniger eingreifende Lösung zu sein. Aber ich bin keine Fachfrau. Schade, dass eine Brücke zu teuer sein soll.
Vielleicht vernetzen sich doch noch einige Handwerker*innen aus Henstedt-Ulzburg, die bereit sind, ihre Arbeitskraft für ein solches Projekt zu spenden – ich bin sicher, bei einem Spendenaufruf an die Bevölkerung würden die für das Baumaterial benötigten Geldmittel zusammen kommen!
….auf dem REWE-Logistik-Gelände wurden leider viele, an Jahren alte Bäume gefällt – das Holz hätte nun zumindest sinnvoll eingesetzt werden können.
……erst einscheidet die Politik – u.a. CDU – sich für Abriss der Brücke und Furt…. Nun der Schwenk auf Antrag neue Fußgängerbrücke…der kommen soll.
Warum kommt man erst jetzt auf diese gute Idee ? Enfach nicht genug nachgedacht bei der Entscheidung Brückenabriss oder einfach den Kontakt zum Wähler verloren ?
Weiterdenken können…..u.a. Verkehrsproblem und div. andere Dinge lösen – ist hier nicht sichtbar für den Wähler.
Die Idee den Bahnhof Ulzburg-Süd tiefer zu legen damit Wohnungsbau leichter möglich ist….unklar die Finanzierung und Irgnoranz der Entscheidung in Sachen S 21 den Bahnhof nicht tiefer zu legen…. In welcher Welt leben so manche Poltiker ?
Mal sehen, wann das Thema Schulneubau „Alstergymnaisum“ angegagen wird…..wohl erst wenn meine Urenkel erwachsen werden…
Herr Michelsen, die Idee ist alles andere als neu (das steht auch so im Artikel). Und es war auch nicht die Entscheidung der Kommunalpolitik, die Brücke abzureißen (nur, sich aus Kostengründen nicht dagegen zu wehren).
…sorry, da habe ich mich wohl nicht klar genug ausgedrückt. Das die Gemeinde aus Kostengründen keinen Brückenneubau wollte – genau wie der Kreis – ist mir klar gewesen. Aber den“Tatsachen“ ins Auge sehen und gleich bzw. alternativ (!) an eine Fußgängerbrücke zu denken und diesen Vorbehalt mit einflechten zu lassen wäre ein Fortschritt gewesen.