Seine Familie ist so bunt wie seine Gemälde farbenprächtig sind. Die meisten durchglüht von der afrikanischen Sonne in Swaziland, wo er drei Jahrzehnte mit seiner Frau und den acht Kindern gelebt und gemalt hat. Ein Tausendsassa, von dem noch über 6000 Bilder existieren, (3000 davon sind im Umlauf), die alle ihre eigene Bedeutung haben. Daher ließ es sich Galeristin Angelika Dubber auch nicht nehmen, zu seinem Abschied Freunde und Fürsprecher des Künstlers in ihrer Galerie Sarafand an ihrer großen Kaffeetafel zu vereinen, darunter auch Bürgermeister Stefan Bauer, die Politikerin Karin Hohnerlah, Fraktionschefin der WHU, und Dr, Jürgen Knaack, Literaturwissenschaftler, der von Anfang an Recks Bilder gekennzeichnet, gesichtet und dokumentiert hat sowie viele Ausstellungen für ihn zusammenstellte („Reck ist unbestritten ein Weltklasse-Künstler, auch als Grafiker). Angelika Dubber war übrigens die Erste, die ihn nach seiner Rückkehr nach Henstedt-Ulzburg vor fünf Jahren entdeckte und ihm die Gelegenheit gab, seine Bilder bei ihr auszustellen. Bis heute pflastern große, kleine und riesige Bilder von ihm die Wände ihrer Galerie, die dadurch unvergessen bleiben. Seitdem verbindet sie auch eine tiefe Freundschaft mit der Familie, die über die örtlichen Grenzen hinausgehen wird.
Und weil es der Galeristin immer unverständlich war, warum keines seiner vielen Gemälde im örtlichen Rathaus zu sehen war, überreichte sie dem Bürgermeister eine Sammlung von zehn Kopien der schönsten Motive aus dem Alstertal – in der Hoffnung, dass sie nun vielleicht doch einen angemessenen Platz im Rathaus finden mögen. Nach seiner sehr herzlichen Laudatio für den Maler verabschiedete sich Stefan Bauer von Frau Reck, einer noch immer schönen Frau, mit einem bunten Blumenstrauß, bevor er zu seinen Geschäften ins Rathaus zurückkehrte.
Dass dieser Ausnahmekünstler nun sein schönes Haus in den Alsterwiesen, die ihm hundertfach als Motiv gedient haben, nun verlässt, in dem er seit sechs Jahren gewohnt hat, nachdem er „mal wieder“ aus Swaziland zurückgekehrt war, bedauern alle, die ihn kennen und schätzen. Aber er wollte es so. Nicht zuletzt deshalb, weil man sein bereits angeschobenes Projekt, ein Museum für seine Bilder, die à la longue auch mit weiteren Kunstgegenständen bereichert werden sollten, gestoppt hatte. Der Grund: die Gemeinde lehnte die Unterhaltskosten in Höhe von 5000 Euro monatlich ab, „obwohl im Lauf der Zeit viel mehr wieder herein gekommen wäre“, wie seine Tochter Genoveva traurig einwarf. „Dieses Haus sollte die Krönung seines Schaffens werden. Leider war es ihm nicht vergönnt.“
Dennoch ist er keineswegs verbittert. Wenn man den 95-Jährigen beobachtet, wie temperamentvoll und begeistert er von seiner Begegnung mit dem Papst erzählt, dann vergisst man, dass da ein fast Hundertjähriger berichtet, wie er dem Papst sein von ihm verfasstes Büchlein über die Alsterwiesen überreichte und nun verschmitzt darauf hinweist, dass der Rhen jetzt auch im Vatikan bekannt ist, dann ist da noch so viel Lebensfreude und Schaffenskraft zu spüren, dass man ihm noch viele schöne Jahre im Kreis seiner Familie und vor allem in Gesundheit wüscht. Denn er ist noch lange nicht am Ende.
Übrigens erwartet Albert Christoph Reck die größte Ausstellung in seiner einstigen Heimat Kattowitz, ein Reiseziel, dass seine Familie für ihn arrangiert hat. „Aber seine letzte große Reise soll noch einmal nach Afrika gehen – das haben wir ihm versprochen“, sagt Genoveva. Pläne für die Zukunft gibt es also genug. Vor allem die Tatsache, dass seine Senioren-Residenz Mühlen-Au in Hamburg-Eidelstedt ganz in der Nähe seines Ateliers in Niendorf liegt, weckt in ihm schon wieder die vielen Möglichkeiten, erneut schöpferisch tätig zu werden. Und hier sogar häufiger als in letzter Zeit zu sein, weil ihm die neue Umgebung auch zu neuer Inspiration verhilft.
Gabriele David
6. Mai 2017
Hier ist der aufschlußreiche Link zum NDR-Kulturtipp:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/schleswig-holstein_magazin/Kulturtipp-Neue-Ausstellung-im-Kloster-Cismar,shmag45548.html