Phrasendreschen von Airport-Mann Wolgang Schümann in Sachen Fluglärm am Montag im Umwelt- und Planungsausschuss. Der Fluglärmbeauftragte des Hamburger Flughafens zu Verwaltungsleuten und Ortspolitikern im Ratssaal: „Ich bin der Meinung, irgendwie müssen wir den Lärm gesellschaftlich ertragen, wir alle müssen unser Päckchen tragen.“
Schümann hatte zuvor mit seinem Kollegen Jan Eike Blohme-Hardegen ellenlang über Ergebnisse eines mobilen Lärmmessanhängers referiert, den die beiden am Friedrich-Hebbel-Ring auf dem Rhen aufgestellt hatten. Auf den Punkt kamen die beiden allerding nicht. Jürgen Sass-Olker (SPD) unterbrach schließlich den Vortrag, wollte wissen, welche Konsequenzen aus den Werten zu ziehen sind.
Die Botschaft neben der Platitüde, dass jedermann sein Päckchen tragen müsse: Die Rhener werden weiter mit dem Fluglärm klarkommen müssen. Eine Verlagerung von Flugrouten würde nur neue Betroffenheiten schaffen, meinte Schümann. Und sein Kollege Blohme-Hardegen erklärte: „Die Durchschnittslärmwerte liegen 20 dB unter der Schwelle für Subventionsmaßnahmen.“ Der Durschschnittspegel habe bei 45 dB gelegen, Geld für schallmindernde Maßnahmen wie etwa Schallschutzfenster fließe erst bei Werten über 60 dB.
Ganz langfristig gebe es aber Hoffnung, dass der Lärm weniger werde, so der Referent. Er mache Lärmmessungen seit 25 Jahren, früher seien Flugzeuge viel lauter gewesen, so Schümann. Sein Umkehrschluss für die Zukunft: „Es wird leiser werden.“
Christian Meeder
20. April 2016
Hamburg versteht es den Fluglärm und Flugdreck möglichst aus der eigenen Stadt heraus zu halten. Die Startrichtung Südosten (RWY15) und die entsprechende Landerichtung Nordwesten (RWY33) werden nur zu skandalös geringen 2 % genutzt. Andererseits müssen die Bewohner im Kreis Segeberg und Kreis Pinneberg 60 % aller Starts ertragen und die Bewohner im Kreis Stormarn 50 % aller Landungen. Das Paket, dass angeblich alle zu tragen haben, ist daher sehr ungleich schwer verteilt. Es ist an der Zeit zu fordern, dass Hamburg auch seinen Fluglärm- und dreckanteil zu tragen hat. Alles andere ist asozial.
Kreis Stormarn muss 50% ertragen? Was liegt den zwischen Stormarn und dem Flughafen? Egal,wir hier in Henstedt haben auch den Lärm zu ertragen,aber ich bekomme den ehrlicherweise kaum mit,da ich mich daran gewöhnt habe. Fakt ist,das rechtlich alles Bestand hat,da es schon gefühlte 1000 mal verhandelt wurde.
„Jeder muß sein Päckchen tragen“. Damit hat er wohl Recht. Was erwartet man in einem Ort, der jahrzehntelang in einer Flugschneise liegt ? (wo längst nicht alle direkt herüberfliegen.) Was soll der Flughafen noch alles machen? Das Flugzeuge in Flughafennähe geräuschlos an einem vorbeiziehen, funktioniert nun einmal nicht. Und das die Flugzeuge leiser geworden sind, da B 727 und. Co in Hamburg nicht mehr landen, kann wohl keiner abstreiten. Das mit der Verlagerung der Routen auch nur das Problem verlagert, ist auch nachzuvollziehen. Wenn der Flugplatz tatsächlich mal nach Kaltenkirchen kommt, dürfte man in Henstedt erst recht seine Freude daran haben, der wäre da nämlich direkt vor der Tür.
Mit freundlichem Gruß
Hallo Herr Münster, dass man in der Metropolregion HH „sein Päckchen tragen muss“ ist mir sicher bewusst. Aber der Rhen liegt nicht „seit Jahrzehnten“ in der Abflugschneise. Als Ich vor 43 Jahren weg vom Fluglärm von HH-Langenhorn auf den Rhen gezogen bin, war der Fluglärm nahezu bei Null. Bei meiner Immobiliensuche in HH kamen Objekte in den Ein- und Abflugschneisen nicht in Betracht. Insbesondere seit 1990 hat sich für den Rhen eine erhebliche Verschlechterung durch Änderung der Abflugrouten von Schwelle 33-Langenhorn Richtung Nordost mit Schwenk nach Ost und Südost und der Zunahme des Flugverkehrs Richtung ehemalige Ostblockstaaten und Nahost/Türkei (Antalya) ergeben. Der Lärm hat mich also wieder eingeholt. Nun, da habe ich eben Pech….
Welches „Päckchen“ von jedem Bürger zu tragen ist, wäre eine grundsätzliche gesellschaftspolitische Diskussion wert. Ein Beispiel: Müssen die Anlieger der Hamburger Str. und der Schleswig-Holstein-Str. den Verkehrslärm und die Abgase von bis zu 22000Kfz/24h als ihr Päckchen ertragen? Und wenn es dann eines Tages eine Westumgehung geben sollte, müssten dann die Anwohner der westlichen Randbebauung von Ulzburg und Ulzburg-Süd einschließlich des Verlustes der Naherholungsgebiete Pinnauniederung und Waldgebiet beim Waldkindergarten das als ihr „Päckchen“ ertragen? Ich hätte darauf für die betroffenen Menschen keine plausible Erklärung.
Hallo Herr Borchert,
daß es in der Region vor 43 Jahren keine Flugbewegungen gab, wage ich zu bezweifeln. Es gab auch damals Flüge in die Türkei, östliches Mittelmeer und nach München, es waren zwar weniger, aber, wie bereits erwähnt, mit deutlich lauterem Gerät. Dazu kamen die Panam-Flüge nach Berlin. Und welche Verantwortung der Flughafen für den PKW-Verkehr und die Verkehrsplanung in Henstedt trägt, kann ich nicht erkennen.
Hallo Herr Münster, in dem Artikel und im meinem Kommentar geht es um den Fluglärm speziell über dem Rhen und nicht allgemein in der von Ihnen nicht näher spezifizierten „Region“.
In den Diskurs haben auch Sie den Begriff, „jeder muss sein Päckchen tragen“, gemeint ist der Fluglärm, eingebracht. Ich habe mit meinem Beispiel den Kontext zum Verkehrslärm Hamburger Str. , der zweifellos mit dem Flughafen nichts zu tun hat, aber auch deutlich machen wollen, dass sich unter der Lärmbeeinträchtigung zusätzlich für etliche Rhener zum Fluglärm noch der Straßenverkehrslärm subsumieren lässt. Und daraufhin entwickelt sich die mehr rhetorische Frage „wie viel Päckchen zu tragen“ ist, bzw. zumutbar zu ertragen ist ?
Sehr geehrter Herr Borchert, mit der Region war natürlich Henstedt-Ulzburg gemeint, und damit auch der Ortsteil Rhen. Wieviel Lärm man noch zu ertragen hat, hängt von den Ansprüchen des Einzelnen ab. Wer auf sein Auto nicht verzichten will, trägt auch zum Straßenverkehrslärm bei. Auch einige Henstedter und andere Flughafenanrainer, nicht nur die Hamburger, fliegen sicherlich mal in den Urlaub oder auf Geschäftsreise. (Darunter auch einige Fluglärmgegner, bei der BAW, der BIG und deren Beführwortern ist so manches Foto vom Urlaub unter Palmen zu entdecken!) Dementsprechend ist natürlich das Passagieraufkommen. Ich glaube nicht, daß diese sich erst in Hannover oder Bremen ins Flugzeug setzen.
Das weiträumige Umfliegen des Ortes bedeutet höherer Treibstoffverbrauch, der sich auf die Treibstoffkosten, und somit auf den Flugpreis niederschlägt. Umweltfreundlicher ist das auch nicht.
Ich habe letzten Sonnabend mal eine Radtour in Ihren, doch sehr schönen Ort gemacht und ein Video von einigen startenden Fliegern vom Norderstedter Stadtpark bis Rhen gemacht, da stellt sich mir schon die Frage, was das größere Problem ist, der Fluglärm oder der des Straßenverkehrs.
https://youtu.be/mqdLf8TyEgQ
“
Das weiträumige Umfliegen des Ortes bedeutet höherer Treibstoffverbrauch, der sich auf die Treibstoffkosten…niederschlägt.“
Es nicht zu tun schlägt sich auf die Gesundheit der Anwohner und auf geringere Hauspreise bei Verkauf nieder. Zudem sind es nicht nur Starts und Landungen. Als Passagier sah ich schon häufiger mein Haus von oben, weil noch eine Warterunde gedreht wurde, was ja dem Timing geschuldet sein dürfte. Nur warum wartet man nicht über unbewohntem Gebiet und nervt uns dafür, das die Landebahn nicht frei ist? Und wenn noch zuviel Sprit im Tank ist, wird das nicht mitunter in der Luft abgelassen?
Wer sein Haus in die Flugschneise gebaut hat: Selber schuld. Aber in HU war früher ja nichts, insofern sehe ich nur ein Päckchen, was wir zu tragen haben: Die längere Anfahrt zum Flughafen.
Herr Schneider, die fliegen keine Warteschleifen in diesem engen Radius. Das sind Anflüge, die manchmal um 3/4 um HH herum gehen. Warteschleifen, wie man sie in Frankfurt, München oder London beispielsweise erlebt, sind immer weiträumig. Ansonsten würde es das Landen/Starten anderer Flieger stören. Es sind die Slots, die manche Flieger sehr tief, und noch ärgerlicher (weil lauter), sehr schnell über unser Gebiet knallen lassen.
Das Argument mit den Treibstpffkosten von Herrn Münster jedenfalls ist der totale Blödsinn.
Der Messzeitraum erfolgte von Mitte September 2015 bis Ende Februar 2016. Die Monate November bis Februar sind lt. Flughafenstatistik die Monate mit sehr geringen Flugbewegungen. Meine Frage, warum nicht in Monaten mit sehr häufigen, mindestens doppelt so vielen Flugbewegungen, also von Mai bis Oktober gemessen wurde, gab es nur eine ausweichende, sehr unbefriedigende Antwort: „Dann sei der Lärmpegel auch nicht wesentlich höher“. Den Beweis blieben die Herren schuldig! Auf meinen Hinweis, dass in der Hauptreisezeit von 6-6.30 Uhr bis zu 5 Maschinen über den Rhen mit Spitzenlärmpegeln bis zu 71dB über den Rhen donnern (kann man auf der Home-Page Airport unter TraVis nachvollziehen, Messpunkt Droysenkehre Qui-Heide), reagierten die Herren zuerst mit Schweigen und der in dem Artikel sehr zutreffend beschriebenen Phrase der „gesellschaftlichen Akzeptanz“. Dass Fluglärm aufgrund bestehender Rechtslage nicht in der Lärmaktionsplanung der Gemeinde berücksichtigt werden muss, gehört wohl auch zur „gesellschaftlichen Akzeptanz“. Das mag verstehen wer möchte.
Fazit: Eine zum Einschlafen führende „Veranstaltung“, die nicht zum Wesentlichen kommen wollte und absolut überflüssig war. Schade um die verlorene Zeit.
In der Tat hätte man in 3-4 Folien die Grundzüge der Messung und die Ergebnisse präsentieren und daraus die Folgerumgen für den Rhen ableiten können. Max. 30 min.
Man hat dem Ausschuss die Zeit geklaut, leider. Auch wenn das jetzt unhöflich gegenüber Gästen ist, aber so habe ich es auch empfunden.
Die Ergebnisse und die rechtlichen Grundlagen lassen offensichtlich keine Veränderungen / Erleichterungen für den Rhen zu.
Auf meine Nachfrage wurde erklärt, dass der Lärmaktionsplan der Gemeinde nicht bei ( u.a. Fluglärm ) greift.
Da sind dann die Grenzen der Kommunalpolitik erreicht.