Wiese frei für Longhorns oder Auerochsen!

Robustrinder sollen künftig dem Kiebitz beim Wohnungsbau helfen – jedenfalls in Henstedt-Ulzburg. Auf seiner jüngsten Sitzung hat der Umweltausschuss grundsätzlich grünes Licht für das „Beweidungsprojekt Siebenstücken“ gegeben. Dort soll das Projekt verwirklicht werden.

Derzeit bewohnt der etwa taubengroße Vogel noch die Äcker und Wiesen zwischen dem Gewerbegebiet und der A7 südlich des Autobahnzubringers. Diesen Kiebitz-Lebensraum beansprucht nun aber die Gemeinde für die Vergrößerung des Gewerbegebietes. Unter anderem will dort Netto möglicherweise ein riesiges Verteillager bauen. Der äußerst heimatverbundene und unter Artenschutz stehende Kiebitz soll deshalb auf die nördlich vom Autobahnzubringer gelegene Seite umziehen. Die dortigen Flächen eignen sich allerdings so noch nicht als neue Heimstatt für den Vogel. Der braucht kurzgehaltene Wiesen und Weiden, auf denen er auch mal sandige Mulden zum Brüten vorfindet. Dafür sollen die Robustrinder durch ihr Fressverhalten sorgen.

Vorgesehen ist, das Beweidungsprojekt in die Obhut eines Vereins zu geben. Der ist dann auch für die Auswahl der Rinderrasse und damit auch dafür zuständig, ob mit Longhorns ein Hauch von Wildem Westen oder mit Auerochsen eher Mittelalterromantik in Henstedt-Ulzburg einziehen werden. Diese beiden Rassen werden explizit als neue Bewohner der Wiesen am Autobahnzubringer in den gemeindlichen Ausschussunterlagen aufgeführt.

Während aus der Politik der Vorschlag kommt, auf einen bereits bestehenden Verein zurückzugreifen, liebäugelt der Bürgermeister mit einer Vereins-Neugründung, in der auch die Verwaltung Sitz und Stimme hat: „Wenn wir als Mitglied eines Vereins, der den Namen Henstedt-Ulzburg in sich trägt, hier ein Vorzeigeprojekt machen, kann das auch eine tolle Imagegeschichte für die Gemeinde sein“, betont Torsten Thormählen.

Mit der Bereitstellung der Flächen und der Initiierung des ökologisch wertvollen Beweidungsprojekts erfüllt Henstedt-Ulzburg zwingend erforderliche Umweltauflagen. So müssen Eingriffe in Natur und Landschaft – wie in diesem Falle die Erweiterung des Gewerbegebietes – durch ökologische Maßnahmen an anderer Stelle kompensiert werden.

Dabei nehmen es die Umweltämter von Kommunen, Kreis und Land mit der behördlichen Kontrolle der Umweltauflagen laut Thormählen offenbar nicht ganz so genau: “Wer überwacht das nachher? Ich behaupte mal, viele Kommunen haben die gleichen Anforderungen, aber die kümmern sich nicht drum und lassen das Gras einfach wachsen.“

Christian Meeder

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