Seit Anfang April trifft man sie wieder überall an. Die Praktikanten aus den 9. Klassen des Alstergymnasiums. Ob direkt hier in Henstedt-Ulzburg oder in den umliegenden Orten, ob im Tierheim, in der Arztpraxis oder bei der Polizei: Überall finden sich Schüler, die Einblicke in das Berufsleben bekommen möchten. Die HU-Nachrichten haben Gymnasiasten nach ihren Praktikums-Eindrücken gefragt.
Jedes Jahr findet im Frühjahr das Betriebspraktikum für alle Schüler und Schülerinnen aus den 9. Klassen des Alstergymnasiums statt. Das zweiwöchige Praktikum ist eine Pflichtveranstaltung und soll Einblicke in die Berufswelt geben und den Schülern eine erste Idee der späteren Berufswahl ermöglichen. Die Schüler müssen sich selbstständig einen Praktikumsplatz suchen und lernen so auch gleich Bewerbung, Bewerbungsgespräche und ähnliches kennen.
Das Praktikum ist auch im Unterricht ist ein wichtiges Thema. Im Fach Deutsch wird geübt, wie man eine Bewerbung richtig schreibt und das Fach WiPo, was für Wirtschaft und Politik steht, bring den Jugendlichen die Unternehmens- und Wirtschaftswelt näher. Dazu steht ein Ausflug in das Berufsinformtionszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit in Neumünster vor dem Praktikum auf dem Plan.
Den Schülern gefällt das Praktikum insgesamt gut. Klar gibt es immer welche, denen der gewählte Betrieb nicht passt und auch die „Dauernörgler“ haben immer etwas auszusetzen. Doch oft übertrifft das Praktikum die Erwartungen sogar. O-Ton einer Schülerin auf die Frage ob das Praktikum ihren Erwartungen entspreche: „Ich hatte mir vorgestellt, dass ich eigentlich die ganze Zeit nur herum stehe, aber ich darf die ganze Zeit mithelfen, ich finde es besser als wie ich es mir vorgestellt habe.“ Diese Meinung ist auch bei anderen Schülern stark vertreten.
Negative Meinungen zum Praktikum kamen, wenn überhaupt, nur zu berufsspezifischen Themen. So störte sich eine Schülerin, die ihr Praktikum in einer Tierarztpraxis macht, über die Gerüche dort. Aber Kritik an der Idee des Praktikums kam eigentlich nicht.
Auf die Frage ob sie das Praktikum auch freiwillig gemacht hätten, antworteten fast alle mit ja.
Besonders gelobt wurde oft der gute Umgang unter den Kollegen und die starke Einbindung der Praktikanten in die Aufgaben. „Mir gefallen das Engagement des Teams und die Tätigkeiten besonders gut“, sagte eine Schülerin zu den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Was das Praktikum ihnen bringt, darauf antworteten fast alle mit „Einblicke in die zukünftige Welt im Berufsleben“ und „fachspezifischem Wissen“.
Ich selbst habe mein Betriebspraktikum vor etwa einem Jahr in einer LKW Werkstatt gemacht und kann die Meinungen der jetzigen Praktikanten bestätigen. Mir hat das Praktikum auch viel Spaß gemacht, allerdings war das Arbeitsklima nicht immer gut. Im Nachhinein kann ich sagen: dass Praktikum hat mich vor allem in den Bereichen Fachwissen und Teamfähigkeit weitergebracht.
Ungewohnt waren bei den meisten Schülern, wie auch bei mir, die langen Arbeitszeiten. „.Jeden Tag lange dort zu sein und nicht mal so mal so“ antwortete ein Schüler auf die Frage, was am ungewohntesten gewesen sei. Aber wirklich genervt war kaum einer darüber.
Zu dem Lerneffekt des Praktikums sagte Katharina Marmulla, Lehrerin am Alstergymnasium und Koordinatorin des Praktikums: „Das Praktikum soll den Schülern Einblicke und Erfahrung in der Praxis des Berufslebens bringen und die Eigenständigkeit und Selbstkompetenz erweitern“ Sie trifft somit auch größtenteils die Meinung der Schüler. „Leider bewerben sich einige Schüler nicht rechtzeitig und haben nachher keinen Praktikumsplatz. Außerdem ist eine sinnvolle Betreuung der Praktikanten immer wieder nicht gewährleistet“, sagte sie zu den Problemen des Praktikums. Weiter meinte sie: „Ein häufiges Problem ist auch der kurze Zeitraum von nur zwei Wochen, mehr ist aber schultechnisch nicht machbar.“
Nach dem Praktikum haben die Schüler die Aufgabe, allgemeine Daten zum Betrieb, ausgeübte Tätigkeiten und eine kurze Beurteilung des Praktikums auf einem Plakat zusammenzufassen. Aus eigener Erfahrung kann ich dazu sagen, dass dieses Plakat einem noch einmal deutlich macht, wie viel man in diesen zwei Wochen Praktikum eigentlich gemacht und gelernt hat.
Für die Schüler steht später noch einmal ein Praktikum auf dem Plan, nämlich das Wirtschaftspraktikum in der 11. Klasse. Dort geht es dann vorrangig um die Abläufe und die Einbindung des Unternehmens in die Wirtschaft. Hierzu auch die Bitte an Unternehmen die Praktikanten zu unterstützen, denn oft ist es nicht leicht, einen Platz bei einem guten Betrieb zu erhalten.
Was einen guten Praktikumsplatz ausmache, hierzu nannte Frau Marmulla den Henstedt-Ulzburger Nachrichten folgende Punkte: „Gute Vorbereitung des Unternehmens, Betreuer während des Praktikums, Planung des Praktikums, Einblick in verschiedene Bereiche und eigenverantwortliche Tätigkeiten.“
Niklas Ohrts
11.4.2014
Wir haben in unserer Buchhandlung seit mehr als zwanzig Jahren
mehrere Schüler- + weitere Praktikanten im Jahreslauf zu Gast
und entsprechende Erfahrungen – positive wie negative.
Die Bewerbungen kommen teilweise mehr als ein Jahr im voraus –
Jugendliche entwickeln sich in dieser Zeit
häufig völlig unvorhersehbar weiter …
So ist es auch immer wieder reine Glückssache für beide Seiten,
und wir erleben Überraschungen positiver sowie negativer Art.
Viele Arbeitsprozesse und Anforderungen sind
im stationären Bucheinzelhandel erheblich komplexer,
als es für Kunden erscheint
und nur mühsam für so manche Praktikanten umzusetzen.
Das Motivationspotential der Jugendlichen ist recht unterschiedlich.
Unser Aufwand kann dann entsprechend hoch sein.
Für Praktikanten kann es durch die kurze Zeit
und die aktuellen Verhältnisse im Betrieb
eine reine „Momentaufnahme“ sein – positiv wie negativ.
Wir freuen uns allerdings über jeden,
der an unserem faszinierenden Beruf echtes Interesse zeigt –
einfach nur Fantasy lesen reicht da allerdings häufig nicht aus.
Übrigens: Gerade bei vielen Lehrkräften würde ein Praktikum
vor allem in einem kommerziellen Wirtschaftsbetrieb
den allgemeinen Horizont auch noch erheblich erweitern 🙂 .
Insgesamt wäre es gut, wenn man bei der weiteren Ansiedlung und
Förderung von Wirtschaftsbetrieben in HU ein ausgewogenes
Verhältnis zwischen ArbeitsplatzBedarf und Angebot
erheblich stärker anstreben würde !