Überraschung für Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker: Die Firma Manke und das Henstedt-Ulzburger Bauamt wollen Wiesen am Pinnau-Biotop intensiver bebauen, als nach dem derzeit rechtsgültigen Bebauungsplan erlaubt ist. Das hat ein Landschaftsplanungsbüro im Auftrag der Bau-Verwaltung ausgerechnet.
Die Behörde war zur Einholung der umweltfachlichen Bewertung gesetzlich verpflichtet gewesen. Hintergrund der Expertise ist ein Antrag der Baufirma, den seit 2007 gültigen Bebauungsplan zu ändern. Damals hatte die CDU – noch mit absoluter Mehrheit ausgestattet – die Umwandlung der Grünflächen zu Bauland durchgesetzt.
Verfasserin Heidi Riecken kommt jetzt in ihrem Gutachten zu dem Ergebnis, dass die Änderung im Vergleich zur aktuellen Rechtslage eine „weitergehende Versiegelung und Überbauung“ zur Folge habe und deswegen zusätzliche Ausgleichsflächen erforderlich mache. Insgesamt ergebe sich durch die beabsichtige Neuplanung ein zusätzlicher Kompensationsbedarf von 385 Quadratmetern, schreibt Rieken.
Die massivere Bebauung – unter anderem sollen öffentliche Grünflächen von 0,8 auf 0,4 Hektar geschrumpft werden – ist das genaue Gegenteil von dem, was die Politik beim Auf-den-Weg-Bringen der Plan-Änderung vor über einem Jahr verlangt hatte: Horst Ostwald (SPD), Vorsitzender des Umwelt-und Planungsausschusses, hatte Bauamtsleiter Jörn Mohr im November 2012 aufgefordert, mit Volker Manke eine reduzierte Bebauung auszuhandeln.
Der Baulöwe hatte die Änderung beantragt, um nach eigenen Angaben seine Häuser besser vermarkten zu können. Zudem will er sein geplantes Wohngebiet direkt an die Abzweigung Hamburger Straße/Kadener Chaussee anbinden. Der bestehende Bebauungsplan sieht eine Zufahrt nördlich der Kreuzung vor.
Brisant: Die Verwaltung hält die geänderte Zufahrt des geplanten Manke-Wohngebiets mittlerweile für zwingend notwendig, damit die Flächen überhaupt bebaut werden können. Eine zusätzliche Anbindung zwischen der Kreuzung Hamburger Straße/Kadener Chaussee und Getränke-Lemke sei für die Hamburger Straße verkehrlich nicht tragbar, teilen Bauamtsleiter Jörn Mohr und Ortsplaner Volker Duda Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitikern in einer Beratungsvorlage mit. Anders sehe es bei einem Ausbau der Abzweigung Kadener Chaussee/Hamburger Straße zu einer echten Kreuzung aus. In diesem Fall halten die beiden Rathausmitarbeiter eine zusätzliche östliche Einmündung für unbedenklich.
Die Kreuzung bekam allerdings bei einer im Frühjahr 2011 vorgelegten Tüchtigkeitsprüfung die Note F – und damit die schlechteste aller möglichen Qualitätsstufen: Nachmittags stehen aus Süden kommende Fahrzeuge dort stolze 485 Sekunden im Stau, so Gutachter des Verkehrsplanungsbüros Dorsch-Consult. Probleme gibt es auch bei der Zufahrt aus westlicher Richtung: Um ausreichend Platz für abbiegende Fahrzeuge zu schaffen, wurde der schmale Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Fahrradweg auf der Kadener Chaussee behelfsweise asphaltiert, Fahrradfahrer und Autofahrer kommen sich seitdem gefährlich nahe.
Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker sollen nun morgen nach dem Willen der Bau-Verwaltung die Änderung des Bebauungsplans vorantreiben und den sogenannten Entwurfs- und Auslegungsbeschluss fassen. Manch einer ist offenbar zuversichtlich, dass die Kommunalpolitiker genau das tun werden. Mit der Rodung von Bäumen und Gehölzen auf den Flächen links und rechts der alten Bahntrasse ist jedenfalls in den letzten Tagen schon begonnen wurden.
Gut Möglich ist aber auch, dass die Politik nein zum Manke-Antrag sagt. Das Bauunternehmen säße dann auf Bauland, ohne Zugang zur Hamburger Straße. Die Firma müsste dann umdisponieren und eine autofreie Wohnsiedlung planen…
Christian Meeder
12. Januar 2014
Naja, eine autofreie Wohnsiedlung wird dann wohl letztlich mangels Kaufinteressenten eine wohnfreie Wohnsiedlung. Also werden da dann wohl nur z.B. Kühe auf der unbebauten Wiese „wohnen“. Dann bleibt doch gleich alles schön grün dort. Also am besten Nein sagen und das Leitbild ist mal buchstabengetreu umgesetzt. 😉
Damit wird dann also das letzte innerörtliche Grünband in der „Gemeinde im Grünen“ beseitigt, Auch die Verkehrs- oder besser Stauprobleme an der Hamburger Straße sind jedem bekannt. Aber leider wäre es auch in diesem Fall ein Wunder, wenn sich Ortspolitiker, Bürgerinteressen und planerische Vernunft gegen die eigentlichen Entscheider im Ort, die Bauwirtschaft mit ihren Wirtschaftsinteressen, und ihre Unterstützer in der Verwaltung durchsetzen würden.
Vielleicht sollten unsere Dorfpolitiker das Leitbild der Gemeinde, das 2006 von ihnen beschlossen wurde, mal wieder aufmerksam lesen, mit der Wirklichkeit hat dieses in weiten Teilen nichts mehr zu tun.