Ein Blick auf Henstedt-Ulzburg vor 33 Jahren

Schaut man auf die Meldestatistik, scheint Henstedt-Ulzburg ein Wohnort zu sein, an dem man es nicht lange aushält. So sind im Jahr 2011 1.954 Personen in die Großgemeinde zugezogen, aber die ebenso stattliche Zahl von 1.607 Personen auch wieder fortgezogen. 2010 sah es ähnlich aus, da gab es 1.802 Zu- und 1.474 Fortzüge. Angesichts Henstedt-Ulzburgs offensichtlichem Charakter als Durchgangsstation dürften viele Leser nicht nur aus rein demografischen Gründen wenig Wissen darüber haben, wie die Großgemeinde früher ausgesehen hat.

Der VHS-Arbeitskreis zur Ortsgeschichte hat es sich nun schon seit einigen Jahren zur Aufgabe gemacht, historische Spuren aufzuspüren und zu sichern, bevor sie verloren gehen.

Ganz aktuell beschäftigt er sich mit Betrieben, die das Leben der Gemeinde geprägt haben. Ein solcher Betrieb war die Präzisionswerkzeugfabrik Broderius & Co, an dessen Standort jedermann vorbeikam, der die Hamburger Straße entlangfuhr. Die Firma hatte ihre Werkstätten schon seit dem zweiten Weltkrieg in den Gebäuden des Gasthofs Lindenhof untergebracht, bis Ende der 1980er Jahre produzierte sie dort, wo heute ein großes Bürogebäude mit Bank und Arztpraxen steht.  Als sich die Firma dann im Henstedt-Ulzburger Gewerbegebiet mit einer größeren Fabrikhalle ausweitete und modernisierte, geriet sie in finanzielle Schwierigkeiten und musste schließlich Anfang 1992 verkauft werden. „Broderius-Präzision“ wurde als eigenständige Marke in die Firmengruppe des Norderstedter Maschinenbauunternehmens Kummerfeldt eingegliedert.

Wer noch tiefer eintauchen will in die Firmengeschichte, kann das am 23. Januar um 19.30 Uhr tun. Genau da, wo die Firma einst produzierte. Der Informationsabend, bei dem auch langjährige Betriebsangehörige dabei sein werden, findet im Tagungsraum der Raiffeisenbank statt.Um eine kurze telefonische Anmeldung unter den Rufnummern 04193/963-212 (Frau Dr. Riemenschneider) wird gebeten.

Auf dem obigen Foto aus dem Jahre 1980 ist, neben der im Gasthof beherbergten Werkzeugfabrik, noch mehr zu entdecken. Ganz rechts, im selben Gebäude,  die Kneipe Fiasko, die jeden Tag von 20 bis 21 Uhr zur Happy Hour rief. Und oben links noch gerade erkennbar:  die alte „Kastanienvilla“. Das ortsprägende Anwesen wurde vor ein, zwei Jahren dem Erdboden gleichgemacht. Dort steht jetzt ein Mehrfamilienhaus.

Dazu sieht man unten rechts die quer über die Hamburger Straße verlaufenden Bahngleise. Erst seit der Jahrtausendwende wird die AKN in Ulzburg-Mitte zur U-Bahn.

cm

18.1.2013

10 thoughts on "Ein Blick auf Henstedt-Ulzburg vor 33 Jahren"

  1. Das war noch Ulzburg wie man sich eine Gemeinde vorgestellt hat. Nicht von Größenwahn und Selbstdarstellung regiert. Ich will nicht alles schlechtmachen, doch der alte Charakter war in vielem Angenehmer. Soetwas wie das Fiasko könnte heut garnichtmehr leben da die Leute aus der Stadt rauswollen aber das Stadtleben nicht vermissen wollen. Das Gefühl habe ich auch bei unseren Freizeitpolitikern. Nur nochmal was rauslassen solange es noch geht. Nur gut das es noch viele gibt die hier aufgewachsen sind und den Dorfcharakter weiterleben.

  2. Ich will mich nicht komplett festlegen, aber die Happy Hour bei Juta war meines Wissens immer von 19-20 Uhr.
    Ein Warsteiner vom Fass hat immer 7 Sekunden gebraucht 🙂
    Stimmt, die „Schwarzen Schwänze“ waren auch lecker!

  3. Ja und etwas später war im Lindenhof das Fiasko eine kleine Musikkneipe mit leicht verruchten Flair…Ja und der alte Kläger das war schon was 😉

  4. Da geht mir regelrecht das Herz auf …

    Links an der Seite in dem kleinen Vorbau zur Lindenstraße habe ich in der Fahrschule Kläger 1987 meinen (rosa) Führerschein gemacht.

    Später im Fiasko so manchen „schwarzen Schwanz“ und getrunken.

    Der Führerschein hat aber nicht drunter gelitten. 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert