Wagenhuber: Wald ist schon weggeplant

Henstedt-Ulzburgs Bauverwaltung lässt offenbar gern mal Fünfe gerade sein. Sehr zur Freude derjenigen, die mit der Bebauung von Grund und Boden gutes Geld verdienen wollen. Aber sehr zum Ärger von Bürgern und manchmal auch von Politikern, die oftmals fassungslos vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Wie im Fall des Sporting Palace an der Olivastraße: Dort ist das alte Fitness-Center mittlerweile dem Erdboden gleichgemacht, stattdessen stehen dort nun 16 Reihenhäuser. Doch nicht nur der Sporttempel, auch sechs deutlich über 100 Jahre alte Eichen, die vormals die Grundstücksgrenze säumten, sind nun buchstäblich vom Erdboden verschwunden.

Dabei standen die alten Bäume ursprünglich quasi unter Naturschutz, waren im alten Bebauungsplan als „zu erhalten“ eingetragen. Bei der Planänderung für die Reihenhäuser tauchten die Bäume dann so ganz zufälligerweise nicht mehr auf, der Investor konnte so aus dem Grundstück das Maximale an Wohnbebauung herausholen.

Eine höchstmögliche Flächenausnutzung zugunsten privater Renditemaximierung ließ die Gemeinde auch beim neuen Wohngebiet Wachtelring im Ortsteil Ulzburg-Süd zu. Möglicherweise ging die Verwaltung dort dann aber doch ein wenig zu weit: Denn sie verzichtete nicht nur darauf, den Knick am Westrand des Grundstücks als zu erhalten festzusetzen, auch wertvollen Boden für einen Fußweg am angrenzenden Fasanenweg brauchten die Bauinvestoren nicht abzuzwacken. Dabei heißt der Fasanenweg nur „Weg“, ist bei genauerer Betrachtung in Wahrheit aber eine Straße…

Bei der diskutierten Bebauung des Wagenhuber-Geländes auf dem Rhen, scheint die Verwaltung ihren Weg der maximalen Bebauung von Flächen nun konsequent weiterzugehen. So steht auf der nächsten Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses am Montag, 1. Oktober, um 18.30 Uhr die Änderung des Flächennutzungsplanes für das Gebiet an der Schleswig-Holstein-Straße auf der Tagesordnung.

Noch ist das Gebiet als gewerbliche Baufläche ausgewiesen, zudem sind Teile des Geländes als Wald festgesetzt. Jetzt sollen nach dem Vorschlag der Verwaltung Flächen für Misch- und Wohnbauflächen sowie Sondernutzungsflächen für großflächigen Einzelhandel ausgewiesen werden. Zwar heißt es weiter, dass auch Waldflächen festgesetzt werden sollen, die beigefügte Karte, die die Flächennutzungsplanänderung visualisiert, spricht allerdings eine andere Sprache: Dort ist der Wald fast vollständig weggeplant. Nur ein naturschutzrechtlich geschütztes Biotop ist noch auszumachen.

Christian Meeder

25.09.2012

3 thoughts on "Wagenhuber: Wald ist schon weggeplant"

  1. Schauen wir uns doch mal die fraglichen Flächen „vor Ort“ an (notfalls per google maps, im Satellitenmodus sehr gut zu erkennen): die kleine Fläche Wald im südwestlichen Bereich des Grundstücks („unten links“) ist für den Laien (ich bin kein Forstfachmann) in einem bereits sehr schlechten Zustand, und auch nicht Teil einer geschlossenen Wald- oder Naturfläche.
    Zumindest ein Teil dieser Fläche würde für den dringend erforderlichen Ausbau der Norderstedter Straße und der Kreuzung mit der Schleswig-Holstein-Straße benötigt werden. Die dauernden Rückstaus auf der Schleswig-Holstein Straße an dieser Stelle sind weder für die Nerven der Autofahrer noch für den Energieverbrauch hilfreich, und damit auch nicht umweltschonend.

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