„Trödelhöker“ contra „Hempels“ – ein ganz anderes Angebot, aber ebenso spannend

Als Ingrid Wacker in den Henstedt-Ulzburger Nachrichten den Artikel über das Norderstedter Gebrauchtwarenhaus „Hempels“ las, traute sie ihren Augen nicht: Wieso sollte das auch für die Henstedt-Ulzburger ein Gewinn sein, wo die doch ihren beliebten „Trödelhöker“ in Götzberg haben –  ein wahres Dorado für alle Sammler, Schnäppchenjäger und Käufer, die ganz gezielt nach etwas ganz Besonderem suchen? „Unsere Idee war immer, die Kaufkraft im Ort zu lassen“, wehrt sich Ingrid Wacker. „Und nun sollen plötzlich alle zu ‚Hempels’ nach Norderstedt? Unsere Kunden kommen auch von weit her – aus Bad Bramstedt, Elmshorn, Lübeck und Nahe. Und es gibt welche, die schauen sogar einmal pro Woche rein, um zu sehen, was es wieder Neues bei uns gibt“, fügt sie nicht ohne Stolz hinzu.

Ein Rundgang durch die inzwischen auf eine stattliche Größe angewachsenen Räumlichkeiten beweist die ungeheure Vielfalt des Angebots, das sich dennoch sichtbar vom neuen Gebrauchtwarenhaus in Norderstedt unterscheidet, wo riesige Flächen nicht nur eine Vielzahl von Möbeln und ganzen Polstergarnituren beherbergen, sondern auch Sperriges wie Kinderwagen, Fahrräder und Röhrenfernseher. Dafür ist in Götzberg kein Platz. „Ich will es ja auch gar nicht als Konkurrenz sehen, nur darauf hinweisen, dass wir in Henstedt-Ulzburg auch eine ganze Menge zu bieten haben“, sagt die ehemalige Immobilienmaklerin, inzwischen wieder versöhnt.

Alles begann vor zwölfeinhalb Jahren, als Holger Wacker es leid war, seine vielen Schätze aus Familienbestand für die Flohmärkte der Umgebung danach immer wieder in den Keller zu schleppen. Bis seine Kunden ihm vorschlugen, doch einen Raum zu mieten, wo alles auf Dauer untergebracht und verkauft werden könnte. Die ersten 50 Quadratmeter im alten Kuhstall des Bauernhauses an der Götzberger Straße 94 boten sich an – 150 Meter von der historischen Götzberger Mühle entfernt.

Das war der Auftakt zu ihrem immer größer werdenden „kleinen Imperium“, wo die verschiedensten Reliquien aus 100 Jahren Leben und Wohnen aus der Region unter dem Motto „Dies & das von gestern & vorgestern“ einen neuen Platz fanden. „Letztlich waren es also unsere Kunden, die dafür sorgten, dass es uns im ‚Trödelhöker’ gibt. “

Als dann auch der Hauptbereich des Bauernhauses frei wurde, stieg Ingrid Wacker in das Ladengeschäft ihres Mannes mit ein. Sie besuchte zwei entsprechende Kurse, eignete sich viel Fachwissen über Porzellan und Keramik an und verwirklichte damit eine Geschäftsidee, von der sie heute beide leben können. „Und so betreiben wir schon lange modernes Recycling als Gegenpol zur heutigen Wegwerfgesellschaft.“ Und das Schönste: Die Wackers haben keine Nachschubprobleme.

Nicht selten passieren dann auch solche Dinge wie der Kauf einer Büfett-Uhr, die ein „Abgesandter“ von „Tanks Theater“ als Requisite für das neue Stück „Filou blifft Filou“ kaufte. Diese „Kostbarkeit“ kann übrigens vom 10. Oktober bis zum 21. Oktober auf der Bühne im Festsaal am Falkenberg in Norderstedt bewundert werden. Oder: Eine Kundin entdeckt hier eine 40 Jahre alte Tasse, mit der sie endlich wieder ihr Kaffee-Service vervollständigen kann. Und dann noch die klassische Tasse mit Efeuranke und Schwanenhals-Henkel aus Meißener Porzellan – ab Werk mehrere hundert Euro wert. Beim „Trödelhöker“ ging sie für 25 Euro über den Ladentisch! „Was wir günstig bekommen, geben wir auch günstig ab.“

Es ist alles da: Vom Micky-Maus-Heft bis zu großer Literatur, Taschenbücher für 50 Cents, Hardcover für einen Euro – da geht niemand mit leeren Händen hinaus. Attraktive Gemälde im Original oder als Druck, sämtlich gerahmt, schöne alte Schallplatten oder Kunstkeramiken von Willi Dege, die auch die Kulturkate schmücken – und edles Porzellan neben geschliffenen Gläsern von Nachtmann, Raritäten wie das uralte Telefon, Tischchen und Schränkchen aus Holz und Glas sowie eine ganze Werkzeugabteilung für den Mann, deren Einzelteile manchmal sogar zu Kunstgegenständen zusammengeschweißt werden. „Wir nennen die ganze Bandbreite ‚Kultur pur’“, sagt Ingrid Wacker lächelnd und freut sich über ihren Kundenkreis vom Harz-IV-Empfänger bis zum Mitglied des Bundestages (MdB). Allein am Sonnabend kommen von zehn bis 18 Uhr regelmäßig 60 bis 100 Kunden. Zu erreichen ist Ingrid Wacker täglich unter den Telefonnummern 76 34 063 oder unter 0163/76 24 063.

Gabriele David

15.09.2012

One thought on "„Trödelhöker“ contra „Hempels“ – ein ganz anderes Angebot, aber ebenso spannend"

  1. Als regelmäßige Besucher (sowohl als „Einlieferer“ als auch Kunden ) können wir jedes Wort bestätigen.
    Auch wir haben schon manches Teil abgeschleppt.
    Unser bester Kauf war ein wunderschönes Landschaftsgemälde in einem aufwändigen Jugendstilrahmen.
    Warum nach Norderstedt schweifen…..? Denn das Gute liegt so nah.
    Silvia und Joachim Dultz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert