Dieses Gutachten hat Konsequenzen. Die Frage ist nur welche. „Es wird Veränderungen geben“, kommentierte Bürgermeister Bauer vergangene Woche das Ergebnis der ‚Schalltechnischen Untersuchung‘ der Schießstätte Beckersberg.
Aus dem Papier, das die Gemeinde in Auftrag gegeben hat, geht hervor: der Schießlärm ist zu laut, insbesondere das Großkaliberschießen macht zu viel Krach. „Die Messwerte liegen deutlich oberhalb der Immissionsrichtwerte“, sagte Lärmexperte Björn Eichen vom Büro LAIRM CONSULT im Ratssaal.
Das Schützenhaus gibt es seit Dekaden, den Anwohnern zufolge, die sich auch vergangene Woche im Ratssaal wieder äußerten, ist der Schützenlärm insbesondere seit ein paar Jahren ein Problem. Es gibt die Vermutung, dass ein zweiter Verein, die ‚Großkaliber-Gemeinschaft Gadeland‘, kurz GGG, der Verursacher der im Vergleich zu früher stärkeren Schießkulisse ist.
Der Vorsitzende der Schützengilde, Andreas Breezmann, weist das zurück. Es gebe zwar neben der Schützengilde mit der GGG einen zweiten Verein, der am Beckersberg mitschießt, die GGG bestehe aber zu großen Teilen aus denselben Leuten wie bei der Schützengilde. Hintergrund sei einfach nur, dass der zweite Verein in einem anderen Dachverband organisiert sei und dadurch nun auch an dessen Meisterschaften teilgenommen werden könne. „Wir haben mit den gleichen Waffen vorher auch schon geschossen, nur eben andere Disziplinarten“, sagt Breezmann. Zudem finden Meisterschaften dort quasi vor der Haustür statt, in Quickborn und Kaltenkirchen etwa. „Im DSB müssen wir nach Eckernförde fahren, um die Landesmeisterschaft im Pistolenbereich zu schießen“, sagt Breezmann. Zum Verständnis: Die Schützengilde ist im Deutschen Schützenbund (DSB) organisiert, die Großkaliber Gemeinschaft Gadeland im ‚Bund Deutscher Sportschützen‘, kurz BDS.
Doch wenn sich im Prinzip nicht viel geändert hat, woher könnte die von den Anwohnern beklagte Lärmsteigerung denn dann kommen?
Breezmann: „Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin seit 10 Jahren Mitglied, seitdem hat sich nichts Wesentliches verändert, außer das wir mehr geworden sind.“
Nach seinen Angaben habe die Schützengilde einstmals 450 Mitglieder gehabt, dann sei die Zahl bis auf 200 heruntergegangen, mittlerweile liege die Mitgliederzahl bei 280. Breezmann schließt nicht aus, dass durch die wieder höhere Mitgliederzahl etwas mehr geschossen werde, als vor einigen Jahren.
Wie dem auch sei: Die Ursache für den von den Anrainern angezeigten“Mehrlärm“ bleibt erstmal unklar, die gemessenen Lärmwerte, die oberhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen, verlangen aber Konsequenzen. Bürgermeister Bauer listete vergangene Woche mehrere Möglichkeiten auf, damit die Lärmgrenzwerte künftig eingehalten werden: Danach könnte die Anzahl der Schüsse pro Tag begrenzt werden, es könnte Änderungen bei den Schusszeiten geben, oder man könnte mit Lärmschutzmaßnahmen versuchen, dem Schall beizukommen. Schaut man sich den Schützenstand an, ist in Sachen Lärmschutz tatsächlich noch deutlich Luft nach oben. Breezmann: „Der Stand hat einen Nachteil, der ist offen nach oben.“
Die Schützengilde hat Langwaffenstände mit 50 und mit 100 Metern Länge und einen Kurzwaffenstand. Nur der Kurzwaffenstand ist geschlossen. Und auch dort wird laut geschossen, es ist aber nichts zu hören. Breezmann: „Wenn Sie sich draußen hinstellen und drinnen wird mit Großkaliber geschossen, dann ist das lauteste, was Sie hören, der Lüfter der draußen an der Wand hängt.“
Direkt neben dem gut verpackten Kurzwaffenstand heißt es dagegen Feuer frei unter freiem Himmel. Klar ist: Die Gemeinde müsste schon etwas Geld ausgeben, um den Schützenstand einzuhausen. Andererseits: Ortsentscheider, die gleich neben dem Schützenhaus einen Bürgerpark für Erholungssuchende bauen und in nächster Nähe Wohnbebauung zulassen, sollten vielleicht auch das Schützenhaus der Umgebung anpassen.
Wer an eine billigere Lösung denkt, dem gehen vielleicht Schalldämpfer durch den Kopf, doch die sind nicht erlaubt. Der Schützen-Vorsitzende hat sich um eine Ausnahme-Genehmigung bei der Waffenbehörde bemüht – ohne Erfolg. In Deutschland sind Schalldämpfer für Sportschützen grundsätzlich verboten. Warum ist das so? Breezmann:“ Weil die Menschen zu viel Fernsehen, da sind die Mörder immer die, die mit Schalldämpfern um die Ecke schießen. Da macht es im Film nur plopp.“
Bei Jägern wurde das Schalldämpferverbot kürzlich aufgehoben, woanders dürfen auch Sportschützen den Schall direkt an der Quelle verhindern. Der Schützenchef: „In England darf man eine Sportwaffe ohne Schalldämpfer gar nicht kaufen.“
cm
20. August 2019
Solange am Schießstand nichts verändert wird, genießt er Bestandsschutz. Anwohner müssen damit leben. Wie bei den Sportplätzen – erst waren die Plätze da, dann die Bebauung und dann kamen die Beschwerden. Man sollte sich vorher informieren wo man hinzieht.
Aber natürlich dann auch nur mit dem Gerät, welches in dem baulichen Zustand (der den Bestandsschutz genießt) lärmschutzkonform benutzt werden kann. Einfach neue Lärmtatbestände einführen, die bei Bebauung drum herum nicht gegeben waren, wird sich kaum nachträglich in den Bestandsschutz reindefinieren lassen. Die Großkaliber müssen halt ruhen, bis der Schießstand auf eigene Kosten (nicht des Steuerzahlers) lärmgedämmt ist. Oder woanders schießen, wo es zulässig ist.
Herr Schneider , in der Schützengilde Beckersberg wird schon immer mit Großkaliber Kurz- und Langwaffen geschossen , hier gibt es keine entsprechenden „Tatbestände“
Richtlinien für die Errichtung,die Abnahme und das Betreiben von Schießständen :
in Abs. 2.2.5. Schallschutz bei offenen Schießständen ist zu lesen , dass unter den Maßnahmen zur technischen Minderung von Schießlärm an erster Stelle die Verwendung von leisen Waffen und Munition aufgeführt ist . Die Waffen der Großkaliberschützen , speziell die der GGG , sind das genaue Gegenteil davon – es sind die lautesten im Sportschützenbereich.
Herr Breezmann hat sich mir gegenüber einmal so geäussert :
„Es muß richtig krachen , alles andere macht keinen Spaß!“
Bin ja kein Rechtsexperte auf diesem Gebiet. Aber was sagt denn die Betriebserlaubnis en Detail zu Nutzungen von verschiedenen Waffentypen beim Sportschützenverein ?
Daraus resultiert welche Dinge ggf. auf Kosten des Vereins und / oder der Gemeinde gemacht bzw. finanziert werden müssen oder nicht ?
Endlich tut sich hoffentlich bald einmal etwas in dieser leidigen Geschichte. Dass die Lärmbelastung deutlich zugenommen hat, wollten ja leider einige nicht wahr haben. Eine Einhausung eines offenen Schießstandes ist schon lange erforderlich!!!
Wenn die Gemeinde alles zubauen läßt, dann kann sich sich auch mal um die Überdachung des Schießstandes kümmern. Am besten gleich, nachdem sie die Wilstedter Straße saniert hat.
Wenn erst der Schießstand da war und dann die Bebauung, so können sich die Anwohner schwerlich über die zu dem Zeitpunkt gegebene Geräuschkulisse beschweren. Wenn dann aber später zusätzliche Lärmquellen hinzugenommen werden, kann man diese ja nicht mit denen gleichstellen, denen zurecht Bestandsschutz zugestanden wird. Was käme als nächstes, Panzerfaustschießen? Wenn man dort mit den lauten Großkalibern schießen möchte, muss man eben auch hinreichend gegen den Lärm dämmen. Auf eigene Kosten selbstverständlich, warum soll der Steuerzahler dafür aufkommen? Oder die Großkaliber weglassen und den Zustand im Bestandsschutz beibehalten.