Dornquast oder Weber – Wer wird Nachfolger von Landtags-Methusalem Wilfried Wengler?

Diesen Sonntag ist Landtagswahl im Land zwischen den Meeren. Doch Bürger, Politiker und Medienschaffende aus ganz Deutschland schauen nicht nur am Wahlabend gebannt nach Kiel. Denn in Schleswig-Holstein wird es eigentlich erst in den Tagen nach einer Wahl so richtig spannend.

Wie beispielsweise im Jahr 1987. Viele ältere Schleswig-Holsteiner haben sicherlich noch gut den Tag nach der Landtagswahl vor 25 Jahren in Erinnerung. Damals machte der Spiegel mit einer geradezu unglaublichen Geschichte auf: Ministerpräsident Uwe Barschel  habe seinen SPD-Herausforderer Björn Engholm systematisch bespitzeln lassen.  Das Ende vom Lied ist bekannt: Die Karriere des CDU-Politikers endete in einer Genfer Badewanne.

Tödlich wurde es auch für Ministerpräsidentin Heide Simonis nach der Wahl im Jahre 2005. Zum Glück nur im übertragenen Sinne. Simonis wollte sich mit Hilfe der sogenannten „Dänen-Ampel“ – SPD, Grüne und SSW – zur Ministerpräsidentin wählen lassen. Gleich in vier Wahlgängen versuchte sie ihr Glück – vergeblich, ein Abgeordneter versagte ihr konsequent die Unterstützung. Bis heute hat sich der „Heide-Mörder“ nicht geoutet. Simonis sorgte dann später immerhin noch als „Hoppel-Heide“ bei RTL für Furore.

Und auch nach der jüngsten Wahl 2009 ging das Gemurkse weiter. Diesmal musste eine ganze Landesregierung inklusive Wahlgesetz dran glauben. Denn CDU und FDP konnten kurioserweise eine Regierung bilden, obwohl sie prozentual weniger Stimmen auf sich vereinigten, als die im Parlament vertretenen Oppositionsparteien. Das Landesverfassungsgericht entschied deshalb, dass das Wahlgesetz geändert und das neu gewählt werden müsse. Der reguläre Wahltermin wäre erst im Herbst 2014 gewesen.

In diesem Jahr kommt allerdings ausnahmsweise auch schon vor der Wahl so etwas wie Spannung auf. Denn auch fünf Tage vor dem Urnengang am Sonntag ist noch alles offen. Beide großen Parteien liegen in den Umfragen gleichauf, der Einzug der Piratenpartei könnte dafür sorgen, dass am Ende eine große Koalition gebildet werden muss , was CDU und SPD aber nach eigenen Aussagen gar nicht wollen.

Genauso offen ist, wer Henstedt-Ulzburg zukünftig im Landesparlament vertreten wird. Bislang machte das Wilfried Wengler, mit 68 Jahren der älteste Abgeordnete im Parlament. Der Landtags-Methusalem wollte eigentlich noch einmal kandidieren, die CDU- Kreisdelegierten gaben dann allerdings Henstedt-Ulzburgs früherem Verwaltungschef Volker Dornquast den Vorzug. Dornquast ist ebenso wie sein SPD-Gegenspieler Stefan Weber – Bürgermeister in Sievershütten – nicht über die Landesliste abgesichert. Beide  müssen deshalb den Wahlkreis Segeberg West, der neben Henstedt-Ulzburg unter anderem auch Bad Bramstedt und Kaltenkirchen umfasst, direkt gewinnen.

Dementsprechend legen sich beide Kontrahenten ins Zeug und absolvieren täglich gleich mehrere Wahlkampfauftritte. Dornquast hat jetzt sogar eine Kettenemail in Bewegung gesetzt. Offenbar mit Erfolg. Selbst im Postfach der Henstedt-Ulzburger Nachrichten ist diese angekommen. Jeder solle Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen überzeugen, an der Wahl teilzunehmen und die Mail weiterverbreiten, heißt es darin.

Wir finden auch, dass alle Bürger zur Wahl gehen sollten. So weit verbreiten wir die Mail gerne weiter. Mehr aus dem Inhalt allerdings nicht, weil wir neutral sind.

Christian Meeder

1. Mai 2012

One thought on "Dornquast oder Weber – Wer wird Nachfolger von Landtags-Methusalem Wilfried Wengler?"

  1. Es ist doch schön eine Kettenmail mit dem Appell zur Wahl zu gehen zu erhalten, letztlich kann nur dann auch der Wählerwille gezeigt werden. Wo letztlich das Kreuz für den Kandidaten und für die Partei gemacht wird, steht zum Glück jedem frei. Überraschungen sowohl im Wahlkreis als auch im Land sind durchaus möglich.

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