Doris Rüstig-Ladewig malt „Luftsprünge“ in der Galerie Sarafand: Eine Lady in Blue mit Charisma

Die „Lady in Blue“ im Garten der Galerie Sarafand
Die „Lady in Blue“ im Garten der Galerie Sarafand

Es lohnt sich in vielerlei Hinsicht, die Vernissage der Kunstmalerin Doris Rüstig-Ladewig am Sonntag, 24. September um 14.30 Uhr in der Galerie Sarafand, Schultwiete 2, zu besuchen, die noch bis Samstag, 30. September von 16 bis 18 Uhr zu besichtigen ist. Zum einen, weil es im Rahmen der Segeberger Kulturtage vom 14.9. bis 3. 10. 2017 geschieht, zum anderen, weil die Begegnung mit dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Dass sie mit ihren fast 91 Jahren unglaublich lebendig und erfrischend wirkt, sowohl in ihrer Mimik als auch in der Gestik, und ohne die kleinste Erinnerungslücke, was ihren turbulenten Lebenslauf betrifft, macht geradezu sprachlos. Das Haar blau getönt, passend zum kobaltblauen sportlichen Outfit, verbirgt sich in dieser zierlichen Person eine ungeahnte Kraft, die sich vor allem in ihren großformatigen Bildern widerspiegelt. Bewunderer der Künstlerin, die ihr mal bei der Arbeit zugeschaut haben, sind fasziniert von ihrem temperamentvollen Pinselstrich, voller Schwung und Hingabe. Aber sie kann auch anders, wie ihre feinen Skizzen und Zeichnungen beweisen, die neben dem farbigen Bildern in Acryl, Aquarell und Öl zart und filigran wirken. Von ihren realistischen Aktzeichnungen ganz abgesehen

Dass Doris Rüstig-Ladewig ursprünglich Modezeichnerin werden wollte, verhinderte der Krieg. Aber die Leidenschaft dafür blieb. So studierte sie 1946 bis 1953 Kunst in Ost- und West-Berlin. Parallel dazu widmete sie sich anstelle der Aktmalerei dem Zeichnen und Malen und arbeitete bis 1953 mit Prof. Carl Schmidt Rottluff. Danach arbeitete sie als Modegrafikerin, bis sie 1977 das Studium der freien Malerei an der Hochschule für Bildende Künste wieder aufnahm.

Die Malerin mit ihrer besten Freundin Wera Kruse seit 27 Jahren
Die Malerin mit ihrer besten Freundin Wera Kruse seit 27 Jahren

Den Kontakt zwischen der Künstlerin und Angelika Dubber schaffte Der Kunstexperte Claus Bärwald, der für die Galerie Sarafand bereits mehrfach auf den Spuren berühmter Maler wandelte. So war es diesmal Angelika Dubber, die Luftsprünge vor Freude machte, als sie durch ihn vom Interesse der Malerin erfuhr, ihre Werke bei ihr auszustellen. „Luftsprünge“ nennt die Malerin auch ihre neuesten Bilder, die die Kraft springender Sportler darstellen, schwerelos und doch jeden Muskel angespannt, die totale Freiheit des Körpers im Sprung.

Als sie Witwe wurde, verließ Doris Rüstig- Ladewig mit ihrem Hund die Großstadt Berlin, um dorthin zu gehen, wo es ruhig und landschaftlich schön war. Und das fand sie in Schleswig-Holstein. Vom Erlös des Grundstücks, das ihr Mann ihr vererbt hatte, kaufte sie sich ein malerisches Häuschen, gerade frisch renoviert, im Dorf Süderbrarup. „Hier verbrachte ich eine sehr schöne Zeit von 1983 bis 1989. „Es schien mir von Anfang an wie ein kleines Wunder, dass mir ein glücklicher Zufall dieses Häuschen vor die Füße gelegt hat. Rechts Wasser, links der Wald – es war einfachein Traum“ schwärmt die alte Dame noch heute. Grund genug, sich in dieser friedlichen Umgebung wieder der Malerei zu widmen.

In Schleswig kaufte Doris Rüstig-Ladewig schließlich mehrer Räumlichkeiten, die einer Galerie Platz boten, sowie einen Raum für Malunterricht, was später in eine Stiftung überging, die immerhin 15 Jahre lang bestand. „Jetzt wird sie in eine große Kulturstiftung übergehen“, plant die Malerin. Der Plan: Hier sollen junge Frauen, die Talent haben, in der Malerei ausgebildet werden. In dieser Hypokulturstiftung unterrichteten seither wahre Koryphäen“, schwärmt sie. Und Claus Bärwald schließt das Gespräch mit den bewundernden Worten: „Diese Künstlerin ist bis in die letzte Phase ihres Seins ein kreativer, schöpferischer Mensch geblieben.“ 2004 wurde ihr der Kulturpreis der Stadt Schleswig verliehen.

Und Galeristin Angelika Dubber schließt sich mit dem Hinweis auf ihr „Rockfest“ an: „Dazu erwarten wir Sie gern am Samstag, 30. September, von 16 bis 18 Uhr in unserer Galerie Sarafand an der Schultwiete 2.“

Die Galerie öffnet übrigens während der Segeberger Kulturtage vom 25. September bis zum 1. Oktober täglich von 16 bis 18 Uhr.

Gabriele David

15. September 2017

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