Wie ein Film ohne Leinwand – die faszinierende Lesung der Charlotte Richter-Peill

Buchautorin Charlotte Richter-Peill (Porträt)
Buchautorin Charlotte Richter-Peill

Wer hat es schon erlebt, dass man bereits von den ersten Seiten eines bis dato unbekannten Buches so begeistert ist, dass man es am liebsten in einem Stück bis zu Ende weiterlesen möchte. Weil der Inhalt ebenso spannend wie aufregend ist und man sich sofort in das Geschehen hineinversetzt fühlt. So erfüllte die Galerie Sarafand am vergangenen Sonnte eine derart spannungsgeladene Atmosphäre, die die zahlreichen Zuhörer (es waren diesmal doppelt so viele wie sonst!) von Anfang an in ihren Bann schlug.

Dabei ging es um ein E-Book, den ersten Band einer Roman-Trilogie, das sich mit einem ungwöhnlichen Thema befasste. Nur soviel sei verraten: Die junge Fenja soll in ein sogeanntes Förderzentrum umziehen, um den Ansprüchen einer neuen Gesellschaft zu genügen. Die damit verbundene Charakterumwandlung macht der jungen Fenja Angst, weil sie noch gar nicht weiß, was sie erwartet und was von ihr verlangt wird. Die Furcht vor ihrem neuen Leben paart sich mit der Sehnsucht nach ihrem alten Leben, nach Familie und Freunden. Aber die dürfen nicht mehr für sie existieren. Nach einem Jahr soll der Spuk vorbei sein, wenn sie geläutert den neuen Ansprüchen genügt.

Ein aufmerksames Publikum lässt sich vom Text mitreißen
Ein aufmerksames Publikum lässt sich vom Text mitreißen

Die Autorin selbst beim Vorlesen soviel Gefühl und Verzweiflung in die Szenerie, dass es so manchen schaudert, wenn er sich vorstellt, er wäre selbst von dieser Situation betroffen. Zwei kurze Pausen bei Kaffee und Kuchen genügten, um wieder durchzuatmen und sich dann erneut auf die Lesung einzulassen, nicht ohne die eigene Begeisterung allen anderen kundzutun. Und keiner konnte es so richtig fassen, dass er sich schon nach den ersten Seiten so hatte mitreißen lassen. Was nicht zuletzt an der ebenso geheimnisvollen wie eindringlichen Stimme mit der geschliffenen Sprache mit einem Hauch von Humor von Charlotte Richter-Peill lag. Denn auch nach den Pausen zog sie die hochkonzentrierten Zuhörer sofort wieder in ihren Bann, in die unwirklich-unheimliche Situation, die doch so plastisch vor aller Augen stand. „Es ist wie ein Film, der hinter geschlossenen Augen abläuft“, meinte eine Besucherin entzückt, und alle, die es gehört hatten, pflichteten ihr begeistert bei. „Stimmt, so habe ich es auch empfunden!“ Oder: „Eine Art Utopie, die wie Wirklichkeit klingt.“ Faszinierende Realität, die keine ist.“ Oder „Fantasie vom Feinsten.“ So lautetete das vielstimmige Urteil am Ende der Lesung. Das E-Book „Elysium“ ist de erste Band der Trilogie, der beim Weltbild-Verlag erscheint und dort auch bestellt werden kann. Das Gesamtwerk umfasst ganze 1000 Seiten!

Gabriele David

22. September 2016

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