Politik und Verwaltung mobilisieren Tierwelt gegen Stromtrasse – BFB will Windräder in Henstedt-Ulzburg

Entlang des Autobahnzubringers oder durch Ulzburg-Süd? Der Eindruck am Montag im Ratssaal: Die Tennet bevorzugt die südliche Variante. Die gelben Flächen an der Autobahn sind mögliche Standorte für ein ebenfalls geplantes Umspannwerk
Entlang des Autobahnzubringers oder durch Ulzburg-Süd? Der Eindruck am Montag im Ratssaal: Die Tennet bevorzugt die südliche Variante. Die gelben Flächen an der Autobahn sind mögliche Standorte für ein ebenfalls geplantes Umspannwerk

Zwei Jahre hat man im Rathaus die herannahende Ost-West-Höchststromtrasse nicht wahrhaben wollen, jetzt soll Henstedt-Ulzburgs Tierwelt retten, was noch zu retten ist.

Zwei mögliche Trassen-Varianten durch Henstedt-Ulzburg stellte der Tennet-Beauftragte Uwe Herrmann gestern im Ratssaal vor, unmittelbar danach verabschiedeten die Kommunalpolitiker einstimmig eine gemeinsam mit der Verwaltung ausgearbeitete Anti-Stromtrassen-Erklärung.

Eine von Lübeck kommende Stromleitung soll mit einer ebenfalls noch zu bauenden Nord-Süd-Leitung, die entlang der Autobahn verlaufen wird, verknüpft werden. Ein möglicher Trassenkorridor durch Henstedt-Ulzburg verläuft entlang des Autobahnzubringers. Im gemeindlichen Widerstandspapier heißt es dazu: “ Hier hat die Gemeinde mit großem Aufwand Lebensraum für z.B. den Kiebitz geschaffen …. Eine Errichtung der Leitung in diesen Flächen ist mit den Ausgleichsverpflichtungen der Gemeinde Henstedt-Ulzburg nicht vereinbar.“ 

Detailliert stellte  Herrmann am Montag einen alternativen Trassenverlauf durch Ulzburg-Süd und weiter über Beckershof zur A7 vor. Politik und Verwaltung geben in ihrem Aufsatz Contra: „Bereich A7/Beckershof:   Innerhalb von 500 m entlang der BAB A7 gibt es drei wasserführende Feldgehölze, in denen Enten brüten und auf Grund der dort angelegten „Reptilienburgen“ auch Salamander, Blindschleichen und Kreuzottern zu finden sind. In den vergangenen 5 Jahren ist auf über 40 ha/ Jahr ein „Vertragsnaturschutzprogramm“ zusammen mit dem Land Schleswig-Holstein umgesetzt worden, so dass im Umkreis von 1500 m, neben anderen Greifvögeln, auch UHU und Seeadler erfolgreich brüten. Diese Situation ist bisher ohne Berücksichtigung.“

Riesengreife im Westen Henstedt-Ulzburgs, dazu bringt die Gemeinde  noch einen Vogel östlich der Hamburger Straße in Stellung, in dessen Lebensraum die Elektrizität ebenfalls auf Riesenmasten vorbeirauschen soll. Die Gemeinde mahnt: „Im Bereich der Pinnauniederung brütet der Eisvogel; dies ist in der Scopingunterlage noch zu ergänzen.“

Noch vor wenigen Jahren sollte aus ganz Beckershof ein neuer Ortsteil werden,  derzeit kämpfen an der   Pinnauniederung Einwohner mittels Bürgerbegehren gegen einen Beschluss des Gemeinderats, wonach am Biotop kräftig Reihenhäuser gebaut werden sollen. Wie glaubhaft ist der plötzliche  gemeindliche Einsatz für Adler, Eisvogel und Kiebitz?

Fakt ist: Kommende Woche geht es im Rathaus darum, ob sich zukünftig auch in Henstedt-Ulzburg Windräder drehen sollen. Der Bürger für Bürger-Fraktionsvorsitzende Tile Abel in einem Schreiben zur Sitzung am kommenden Dienstag: „Die BFB-Fraktion beantragt: Die Verwaltung möge prüfen, ob gemeindeeigene Flächen, z.B. am Autobahnzubringer für eine Bürgerwindparkanlage geeignet sind.“

Keine Stromtrasse, stattdessen Windkraftanlagen in Henstedt-Ulzburg? Wer auch immer die Stellungnahme zu lesen bekommt, hoffentlich bekommt er von der Windradidee nichts mit..

Morgen mehr zur Stromtrasse

cm

3. März 2015

2 thoughts on "Politik und Verwaltung mobilisieren Tierwelt gegen Stromtrasse – BFB will Windräder in Henstedt-Ulzburg"

  1. Im Artikel fehlt noch die im Verkehrsstrukturplan vorgeschlagene Westumgehung, die den sensiblen Naturraum Pinnauniederung in erheblichem Maß beeinträchtigen würde und für die ein Antrag auf Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie nur vertagt wurde. Wenn man glaubhaft bleiben möchte, sollte man hinsichtlich ökologischer und gesundheitlicher Aspekte, wenn schon nicht gleiche, aber zumindest im Grundsatz ähnliche Beurteilungsmaßstäbe in der Bewertung anlegen.

  2. „… Noch vor wenigen Jahren sollte aus ganz Beckershof ein neuer Ortsteil werden, derzeit kämpfen an der Pinnauniederung Einwohner mittels Bürgerbegehren gegen einen Beschluss des Gemeinderats, wonach am Biotop kräftig Reihenhäuser gebaut werden sollen. Wie glaubhaft ist der plötzliche gemeindliche Einsatz für Adler, Eisvogel und Kiebitz? … “
    Und nun auch noch Windräder???
    Ich zitiere Frau P. Langstrumpf „Ich mach mir die Welt wiede wiede wie Sie mir gefällt.“

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