AKN-Chef: Die Gewerkschaft wird siegen

Schon 27 Tage tobt der Arbeitskampf der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL) bei der AKN, und deren Chef Klaus Franke ist mittlerweile offenbar mürbe. „Ich gehe davon aus, dass die GdL siegen wird, weil wir irgendwann dem Druck nicht mehr standhalten werden“, so AKN-Vorstand Klaus Franke im Gespräch mit den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Die GdL habe die Lokführer der AKN zu gut im Griff, zudem sei diese auch finanziell sehr gut aufgestellt: „ Die GdL hat so viel Geld, die kann den Streikenden mehr bezahlen als wenn sie arbeiten würden“, so der Bahnchef.

Vielleicht sprechen für einen Sieg der GdL im Arbeitskampf allerdings auch deren Argumente: So benennt Jan Schlatermund, örtlicher Chef der GdL Kaltenkirchen,  ganz konkret offensichtliche Ungereimtheiten in der Argumentation der AKN: „Bahnchef  Franke entlarvt sich doch selbst, wenn er erzählt, dass Streikende mehr bekämen, als wenn sie arbeiteten, und wenn er gleichzeitig erzählt, bei der AKN würde gut verdient.“ Das sei nämlich nur die halbe Wahrheit: “ Es ist tatsächlich so: Unsere jungen Leute haben durch das Streikgeld am Ende des Monats mehr raus, als wenn sie arbeiten würden.  Ich nicht, ich habe einen Altvertrag, ich mache Verlust.“

So werden laut Schlatermund bei der AKN zahlreiche junge Lokführer, die von der Schleswig-Holstein-Bahn, einer hundertprozentigen AKN-Tochter, übernommen wurden, zu gänzlich anderen Konditionen entlohnt, als die alten AKN-Bahner.  „Die bekommen auch nach rund sechs Jahren Tätigkeit nur 2.045 Euro brutto“, erklärt der Gewerkschafter. „Ganz konkret fordern wir ein Einstiegsgehalt von 2.300 Euro.“

Am Beispiel der Schleswig-Holstein-Bahn könne man zudem den eigentlichen Hintergrund des Arbeitskampfes verdeutlichen: „Diese Tochter ist ja nur gegründet worden, um sich mit billigen Löhnen im Wettbewerb um Strecken durchsetzen zu können.  Dadurch sind Unternehmen, die verantwortungsbewusst mit ihren Mitarbeitern umgehen und soziale Leistungen haben, natürlich benachteiligt. Und das wollen wir jetzt aufbrechen mit dem Bundesrahmentarifvertrag. Dann kann der Wettbewerb nicht mehr über die Lohnschiene stattfinden.“

Für AKN-Chef Franke sind die Argumente der GdL offenbar nicht existent: „Es geht nicht um mehr Geld oder um bessere Arbeitsbedingungen, den Betreiberwechsel-Tarifvertrag, alles pipifax.  Die GdL stellt die grundsätzliche Machtfrage. Es geht nur darum, wer hat das grundsätzliche Sagen, denn wenn die GdL gewinnt, dann gibt es die EVG nicht mehr im Bereich der Lokführer.“  Die EVG, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, ist die größere Konkurrenzgewerkschaft der GdL und vertritt ebenfalls Beschäftigte bei der AKN.

Ganz offensichtlich ist dem Bahnchef die vergleichsweise zahme EVG-Gewerkschaft als Verhandlungspartner lieber. Ob die EVG allerdings auch für die Beschäftigten der AKN die bessere Wahl ist, steht auf einem anderen Blatt: So gelangte 2007 der Vorsitzende der damaligen EVG Vorgänger-Gewerkschaft Transnet,  Norbert Hansen,  zu zweifelhaftem Ruhm. Nachdem er jahrelang die Interessen der Arbeitnehmer vertreten hatte, wechselte er die Seiten und wurde Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn.

Christian Meeder

One thought on "AKN-Chef: Die Gewerkschaft wird siegen"

  1. Ich finde, dass es allmählich höchste Zeit wird mindestens erst einmal auf eine Schlichtung abzuzielen. Denn so kann es nicht mehr weitergehen. Wochenlang wird man als Fahrgast als eine Art von Faustpfand von beiden Seiten der Streitenden benutzt. Der Imageverlust bei der AKN ist mittlerweile riesig. Auch die Gewerkschaft GDL bekommt ein immer schlechteres Image, wobei es dort eigentlich egal ist, da sie ja nur ihren Mitgliedern verpflichtet ist. Mir als regelmäßigen Nutzer der ÖPNV ist es nicht egal was mit der AKN passiert, aber den ÖPNV nicht nutzen können und trotzdem den vollen Preis zu zahlen finde ich, gelinde gesagt, ärgerlich. Also: denkt an Eure Kundschaft und findet eine für beide Seiten verträgliche Lösung! Denn: ohne Fahrgäste gibt es keinen Bedarf für eine Bahn und für Lokführer ebenfalls nicht.

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