Die Antwort erfolgte in rekordverdächtiger Geschwindigkeit: Nur Minuten nach der telefonischen Bitte bei Ortsplaner Volker Duda landete das gewünschte Dokument im digitalen Briefkasten der Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Deutlich länger als Dudas schnelle Bearbeitung unserer Anfrage dürfte allerdings die spannende Diskussion in den politischen Parteien und Gruppierungen dauern – über den bemerkenswerten Inhalt der Unterlagen.
Das Papier hat schon einige Jahre auf dem Buckel, es stammt aus dem Jahr 1996. Es handelt sich um die Begründung zur sechsten Änderung des Bebauungsplanes 35 der Großgemeinde. Mit dieser Änderung wurde die Bebauung der aktuell immer noch unbebauten Naturflächen westlich der Kreuzkirche schon damals möglich gemacht.
Verbunden allerdings mit ein paar Auflagen: Für die Gebäude wurde eine Höhenbegrenzung auf zwei Vollgeschosse vorgesehen, damit die „Einbindung der Baukörper des Plangebietes in die umgebende Bebauung gewährleistet“ wird. Und die Fläche sollte auch nicht vollständig zugepflastert werden. Der dortige Gehölzstreifen beispielsweise sollte erhalten bleiben. Denn der sei „ durch einen alten, wertvollen Baumbestand geprägt, der sich aus Ulmen, Pappeln, Buchen und vereinzelt Eichen, Ahorn, Heinbuchen und Kastanien zusammensetzt“, wie es in der vom damaligen Bürgermeister Volker Dornquast unterschriebenen Begründung aus dem Jahr 1996 heißt.
Für die auch in dem damaligen Bebauungsplan zum Ausdruck gekommenen städtebaulichen Vorstellungen wurde Henstedt-Ulzburg dann im Jahre 2002 ausgezeichnet – mit dem Titel „Umweltfreundliche Gemeinde“ des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes. Der Verband hob insbesondere die „Verbindung der Bauleitplanung mit Zielen des Natur- und Landschaftsschutzes“ hervor. Was man darunter zu verstehen hat, erklärte Dornquast dann stolz den Lesern der Norderstedter Zeitung: „Bei uns sind Gewerbe- und Wohngebiete in sich grün und von Grün umgeben.“
Doch heute, zehn Jahre nach der Auszeichnung und drei Jahre nach dem Weggang von Bürgermeister Dornquast, scheint die Gemeinde auf die damaligen grünplanerischen Vorgaben vollständig zu pfeifen. Denn die Fläche zwischen Kirche und Bahntrasse soll nun – wir haben darüber berichtet – ganz und gar überbaut werden. Den damaligen wertvollen Baumbestand scheint es dabei auch nie gegeben zu haben: Jedenfalls ist davon in dem neuen Bebauungsplan-Änderungsentwurf von Planer Matthias Baum keine Rede mehr: Stattdessen heißt es eher lapidar in der Bestandsaufnahme unter Punkt 1.3 , dass sich erst „in den letzten Jahren“ auf der Fläche ein größerer Gehölzbestand gebildet habe.
Noch ist der Bebauungsplan mit den Dornquastschen Zielsetzungen aus dem Jahre 1996 rechtsgültig, die Entscheidung über eine Änderung wurde auf der Oktobersitzung des Umwelt – und Planungsausschusses auf die nächste Sitzung am 5. November verschoben. Dem Ausschuss hätten noch nicht alle Gutachten vorgelegen, so die Begründung.
Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten sind sich sicher, dass den ehrenamtlichen Politikern auch die Bebauungsplan-Begründung aus dem Jahr 1996 nicht vorliegt. Sie kann hier heruntergeladen werden: 039_035X_06X_BB
Christian Meeder
22. Oktober 2012
Die WHU hat in der letzten Sitzung des Umwelt- und Planungsausschuss beantragt, dass nicht nur die Bebauungspläne in das Bürgerinformationssystem eingestellt werden, sondern auch die dazugehörigen Begründungen (Auszug aus dem Protokoll vom 3.9.2012: Zu dem Antrag der WHU-Fraktion teilt Herr Mohr mit, dass die Verwaltung, wie in der Vorlage erläutert, derzeit damit beschäftigt ist, die einzelnen Bebauungspläne sowie deren Änderungen und die dazugehörigen Begründungen in das Bürgerinformationssystem einzustellen.) So allmählich wird es transparent.