Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Hochglanz trifft Wirklichkeit: Rathaus-Entscheider träumen von Beckersberg- Promenade

Links: so soll es mal aussehen am Beckersbergsee – rechts die Müllrealtität am Ulzburger Marktplatz, Bild: Gemeinde,Buthmann

Da is er endlich. Vor fünf Wochen hatte ein Preisgericht den Gewinner des ’städtebaulichen Wettbewerbs‘ rund um den Beckersbergsee ermittelt, nun hat das Rathaus den Siegerentwurf veröffentlicht. Er visualisiert unter anderem das, was die Henstedt-Ulzburger Nachrichten in Ansätzen bereits berichtet hatten: Eine Promenade mit Sitzstufen am Beckersbergsee, unmittelbar am Wasser stellen sich die Planer auch ein Amphitheater vor. In der Rundarena nach historischem Vorbild sollen Aufführungen aller Art stattfinden.

Das Bild oben zeigt nur einen kleinen Ausschnitt der jetzt von der Gemeinde veröffentlichten Unterlagen, auf weiteren Flächen ist eine Lehrschwimmhalle und ein Café geplant, zu sehen sind auch schmucke Bilder in denen Einwohner auf Hochbeeten gemeinsam gärtnern. Der Bürgermeister spricht in einer Pressemitteilung davon, dass der Bürgerpark und seine Umgebung „ein wahres Juwel“ seien und prognostiziert: „Durch die weitere Ausarbeitung und Umsetzung des Siegerbeitrags wird dieses grüne Zentrum noch attraktiver für die Bürgerinnen und Bürger werden.“

Ob es so kommt? In der nächsten Woche werden die Pläne im Ratssaal der Öffentlichkeit vorgestellt, wer mag, kann dann Wunsch und Wirklichkeit miteinander abgleichen – gleich um die Ecke, nur einen Steinwurf vom Rathaus entfernt, auf dem Henstedt-Ulzburger Marktplatz.

Auch den gab es mal vor Jahren in Hochglanz auf Papier, mit edlem Pflaster und Glaspavillons zum Unterstellen bei Wind und Wetter. Das edle Pflaster wurde verlegt, die Glaspavillons sind auch da, ansonsten gibt der mit Autos zugestellte Platz aber eine wenig glanzvolle Visitenkarte ab.

Über den Unmut der Geschäftsleute wegen Müll, Lärm und Jugendgruppen hatten die HU-Nachrichten im Juli berichtet, zu Wochenbeginn wurden die HU-Nachrichten nun durch eingeschickte Leserfotos an die Situation vor dem City-Center erinnert.

Fotograf Michael Buthmann, der in Quickborn zu Hause ist, aber in Henstedt-Ulzburg arbeitet und in seinem Heimatort offenbar andere Verhältnisse gewohnt ist, nennt den Marktplatz vermüllt, und fordert, dass dagegen dringend etwa unternommen werden müsste. Der Marktplatz sehe immer schlimm aus, für ihn sei die gemeindliche Untätigkeit völlig unverständlich, sagt Buthmann. Der Quickborner mailte am Dienstag Fotos, schickte am Sonnabend dann noch eine zweite Mail hinterher: er hoffe auf einen Bericht zur Vermüllung, „weil so kann es nicht weitergehen in Henstedt-Ulzburg“.

Tatsächlich geht „das“ schon eine ganze Weile so, der oben abgebildete Sitzbereich ist auch zur Stunde eine Müllkippe, nicht richtig ist aber, dass es im Rathaus keine Ideen gibt, um die Situation zu verändern: Für die Gleichstellungsbeauftragte Svenja Gruber etwa ist der Marktplatz der ideale Standort für einen Abort. Dort wo jetzt noch die Glaspavillons stehen, wäre ein guter Platz fürs Bahnhofsklo, meinte Gruber jüngst im gemeindlichen Bauausschuss.

Auf dem Henstedt-Ulzburger Marktplatz lässt sich die gemeindliche Wirklichkeit begutachten, die Hochglanzideen für das Beckersberggelände werden am Montag, den 21. Oktober im Umwelt- und Naturausschuss vorgestellt. Beginn im Ratssaal ist um 18.30 Uhr.

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13. Oktober 2019