Kita-Beben im Ratssaal. Politik und Verwaltung haben am Montag die Reißleine gezogen und die Krippen-Planung am Beckersberg gestoppt. „Planungen zur Errichtung eines Anbaus an die Kindertagesstätte werden vorerst ausgesetzt“, lautet der einstimmig gefasste Beschluss des Umwelt- und Planungsausschusses, gleichzeitig sollen Gespräche mit Organisationen wie dem DRK oder den Kirchen aufgenommen werden. Die Idee: Ein externer Träger soll später nicht nur die Betreuung der Kinder organisieren, sondern am besten die Kita auch gleich selbst bauen.
Auslöser des Planungsstopps ist die Nichteinhaltung der vereinbarten Kostenobergrenze durch die Norderstedter Architektin Susann Rüschoff. Das Gemeindeparlament hatte im Mai einen Kostendeckel von 750.000 Euro für die Kindertagesstätte für Ein-bis Dreijährige beschlossen. Zuvor hatte Rüschoff eine Edelkrippe mit Bäderlandschaft für knapp eine Million Euro vorgeschlagen.
Verwaltungsmann Lars Möller sagte am Montag, dass Rüschoff ihre Kostenberechnung „auf Kante genäht“ habe, es müsse mit erheblichen Mehrkosten gerechnet werden.
Stirnrunzeln daraufhin bei Kurt Göttsch, der an ein Verwaltungschreiben vom Mai erinnerte. Darin heißt es: „Das vorliegende Kosten-Budget mit der gewünschten Bausumme von 750.000,- € wurde in einer Kostenberechnung mit Kostensicherheit ermittelt. Es existieren verschiedene Stellschrauben, die im Bauprozess angepasst werden können, um das Budget nicht zu überschreiten. Die Architektin verpflichtet sich den vereinbarten Gesamt-Kostenrahmen einzuhalten und sichert eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in dieser Frage zu.“ Es sind Sätze, die angesichts der Aussage von Möller ziemlich hohl klingen, Göttsch wollte deswegen wissen, wer für die Mai-Überprüfung der Rüschhoffschen Kostenberechnung verantwortlich sei, bekam aber keine Antwort.
Lars Möller kündigte allerdings an, mögliche Ansprüche auf Schadensersatz zu prüfen, die Rechnung der Architektin für Planungsleistungen belaufe sich auf 22.000 Euro. Fakt ist: Bleibt die Gemeinde auf den in Sand gesetzten Planungskosten sitzen, sinkt möglicherweise die Summe, die für den weiter gewollten Kitabau zur Verfügung steht. Denn an der Kostenobergrenze wird von CDU, WHU, BFB und FDP festgehalten. BFB-Chef Jens Iversen: „Keinen Cent über 750.000 Euro, das wird mit uns nicht gehen, und wenn wir dort Zelte aufschlagen, Ende im Gelände.“ Die SPD sprach sich als einzige Fraktion gegen die Beibehaltung des Kostendeckels aus.
Am Horizont zeichnet sich derweil schon das nächste Kita-Desaster ab. Er wundere sich, nichts mehr vom Hortanbau an der Grundschule in Ulzburg-Süd zu hören, was denn da los sei, wollte Kurt Göttsch am Ende der Sitzung von der Verwaltung wissen, mit den Planungen sollte schließlich schon im Frühjahr losgelegt werden. Die Antwort von Bauamtsleiter Jörn Mohr: Es gebe dort Schwierigkeiten, im neuen Jahr werde er dazu Näheres mitteilen.
cm
9. Dezember 2014