Henstedt-Ulzburger Nachrichten

CDU-Klagelied für die Lindenstraße

Neuer Wohnblock für die Lindenstraße Nr. 12. Laut Verwaltung hält der Bauantrag (Drei Stockwerke, 10 Wohnungen, 10 Stellplätze in einer Tiefgarage) die Vorgaben des Bebauungsplanes ein, trotzdem solle noch versucht werden mit dem Bauherrn mehr Parkraum auszuhandeln. Politik und Verwaltung haben die Erfahrung gemacht, dass pro Wohneinheit mit zwei Fahrzeugen zu rechnen ist, Karte: openstreetmap

Wie viel Innenverdichtung kann Henstedt-Ulzburg noch vertragen? Das fragen sich nicht nur immer mehr Bürger der Großgemeinde, sondern offenbar auch die Christdemokraten. In der Lindenstraße scheint jetzt zumindest für die größte Ratsfraktion das Maß des Zumutbaren überschritten.

Großes CDU-Klagelied jedenfalls gestern im Ratssaal nachdem Bauamtsmann Volker Duda  den Bau eines neuen Wohnblocks in der Lindenstraße verkündete. CDU-Vertreter Wilfried Mohr konsterniert: „Die Lindenstaße ist doch sowieso schon dicht, wenn da jetzt noch 20 Autos dazukommen…?“ Mohr brachte den Satz nicht zu Ende, Fraktionskollege Jens Müller holte stattdessen tief Luft. Der CDU-Gemeinderat prognostizierte eine künftige „Chaossiedlung“ in der  Lindenstraße.

Düstere CDU-Prophezeiung also für die Lindenstraße, aber dennoch kein Innehalten bei den Christdemokraten in Sachen Innenverdichtung. Gemeinsam mit BFB und FDP setzten Müller und Co. gestern einen neuen Acht-Parteien Wohnblock an der Henstedter Kreuzung Kisdorfer Straße/Bürgermeister Steebock-Straße aufs Gleis. Die HU-Nachrichten hatten über den Bauantrag berichtet. CDU-Sprecher Jens Müller: „Die CDU-Fraktion stimmt dem Bauvorhaben zu, weil es gut geplant ist und gut ins Ortsbild passt, in der Nähe sind ähnlich hohe Häuser.“

Kopfschütteln zum Wohnblock dabei selbst bei Volker Duda, bekannterweise kein Kind von Traurigkeit, wenn es um Großbauten geht:  Der Ortsplaner zu den Kommunalpolitikern: „Wir haben dort erheblichen Baumbestand, wir sehen die Bäume als schützenswert an, deswegen war unser Vorschlag beim vergangenen Mal ablehnend.“ Der Bauantrag hatte schon im Februar auf der Tagesordnung gestanden, war vor neun Wochen vertagt worden.

Mahnende Worte auch von Kurt Göttsch. Der Bau des Mehrfamilienhauses wäre ein Präzedenzfall für die gesamte Kisdorfer Straße, so der WHU-Gemeindevertreter: „Wir haben dort Einzelhäuser, damit öffnen wir die Tür für das gesamte Areal. “

Doch die Lindenstraße ist offenbar noch nicht Mahnmal genug, die Ausschussmehrheit setzte die Aufstellung eines Bebauungsplanverfahrens zur Durchsetzung des dreistöckigen Gebäudes durch – fortschreitende Innenverdichtung jetzt also auch in Henstedt, dem Ortsteil, von dem es bei Wikipedia heißt, dass er seinen dörlichen Charakter habe bewahren können.

Nachverdichtung droht selbst dort, wo die Bürger aufstehen und sich mit Händen und Füßen gegen die Verstädterung wehren. In 10 Jahren stünden überall im Kronskamp Wohnblocks hatte Bernd Langbehn, Geschäftsführer des Möbelhauses Hesebeck, vor einem Jahr verlauten lassen. Gestern gab es tatsächlich den nächsten Antrag für den Bau eines Mehrfamilienhauses in der eigentlichen Einzelhaussiedlung. Und trotz des beispiellosen Protestes wollen die ersten Volksvertreter schon wieder weitermachen wie in der Vergangenheit, ganz so, als hätte es nie einen Kronskamp-Aufstand gegeben: FDP-Vertreter Stephan Holowaty: „Ich neige dazu, die Veränderungssperre aufzuheben.“ Die sogenannte Veränderungssperre war eingeführt worden, um Zeit zu gewinnen,  damit mit den Anwohnern gemeinsam neue Bebauungsregeln für die Wohnsiedlung aufgestellt werden können. Das ist bisher noch nicht passiert, Bürgermeister Bauer erklärte, im Juni einen Termin für das Pilotprojekt Kronskamp nennen zu können.

Neben Holowaty kündigte auch Jens Iversen ein BFB-Ja für ein weiteres Kronskamp-Mehrfamilienhaus an. „Wir werden uneinheitlich abstimmen, es gibt bei uns starke Kräfte, die für eine Bebauung sind, darum eine Stimme dafür und eine dagegen, so der BFB-Chef. Die FDP hat eine, BFB, SPD und WHU jeweils zwei und die CDU hat vier Stimmen im Umwelt- und Planungsausschuss.

Spannung dann im Saal, nachdem sich WHU und SPD auf die Seite der Kronskamp-Anwohner stellen. Keine Ausnahme von der Veränderungssperre bis unter Einbeziehung der Anlieger ein neuer Bebauungsplan auf den Weg gebracht ist, heißt es unisono bei  Wählervereinigung und  Sozialdemokraten.

Doch was macht die CDU? Kündigt sie etwa die Vereinbarung mit den Kronskamp-Anwohnern auf? Die Henstedt-Ulzburger Christdemokraten, sie kriegen am späten Montagabend noch einmal die Kurve. Jens Müller: „Wegen der demokratischen Sauberkeit haben wir uns entschieden, die Sperre beizubehalten.“ Noch bleibt die durchgehende Blockbebauung am Kronskamp eine Langbehnsche Vision.

cm

21. April 2015