Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Werner Hesebecks (†89) Haus abgerissen – Jetzt soll dort ein Wohnblock gebaut werden. Zwischen einem Ein- und einem Zweifamilienhaus

 

Familie Pütz hat es demnächst ein bisschen schattiger. Neben dem Eigenheim der Familie im Kronskamp wollen die Hesebeck-Erben einen dreistöckigen Wohnblock bauen.

Nächster Kollateralschaden der Henstedt-Ulzburger Ortsentwicklungspolitik. Im Kronskamp haben Henstedt-Ulzburgs Verwaltungsmitarbeiter und Kommunalpolitiker den Bau eines Wohnblocks inmitten von Ein- und Zweifamilienhäusern möglich gemacht. Ein dort bislang stehendes Einzelhaus, in dem Möbelkaufhauschef Werner Hesebeck (†89) wohnte, wird gerade abgerissen. Es soll Platz machen für einen dreistöckigen Acht-Parteien-Wohnblock mit Tiefgarage. Die Vorraussetzungen für den Bau des 12 Meter hohen Gebäudes hat eine vor drei Jahren im Gemeinderat ohne Gegenstimme durchgesetzte Änderung des dortigen Bebauungsplans geschaffen.

Die Kronskamp-Bewohner sind entsetzt, haben bei Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitikern eine Unterschriftenliste eingereicht und die Politiker schriftlich gebeten, die Interessen der Anwohner zu vertreten und den Bau zu verhindern. Katja Pütz, direkte Nachbarin des mittlerweile fast abgetragenen Hesebeck-Hauses, hat die Verantwortlichen zudem im jüngsten Umwelt- und Planungsausschuss zur Rede gestellt. „Wie kann man so einen Block genehmigen? Das ist ein Einfamilienhausgebiet“, rief Pütz in die Runde der tagenden Kommunalpolitiker. Die unmissverständliche Antwort des Ausschussvorsitzenden Horst Ostwald: „ Das war so gewollt.“ Die Gemeinde wolle dort verdichtete Bebauung und man werde daran auch nichts ändern, beschied der SPD-Fraktionsvorsitzende. Als ein Besucher der Sitzung irritiert nachfragte, ob denn zukünftig noch mehr solche Bauten zu erwarten seien, schaltete sich BFB-Chef Jens Iversen ein: „Ja das ist von uns so gewollt, da wo abgerissen wird, da gibt es verdichtete Bauweise.“

Neben den Politikern ergriff in der Sitzung auch Ortsplaner Volker Duda das Wort zum geplanten Kronskamp-Block, erklärte, dass man die Bebauungsplan-Änderung nicht mehr rückgängig machen könne, weil die Gemeinde sonst schadensersatzpflichtig wäre. Ganz allgemein stehe den Anwohnern natürlich der Rechtsweg gegen die Bebauung offen, so der Verwaltungsmann.

Mittlerweile haben die Kronskamp-Bewohner auf ihren Unterschriften-Protest auch eine gemeinsame schriftliche Antwort von allen Fraktionen des Gemeinderats erhalten. Darin bezeichnen Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker von CDU, WHU, SPD, BFB und FDP den Abriss des Hesebeckschen Eigenheims und den Bau eines Acht-Parteien Wohnhauses an gleicher Stelle als eine „moderate verdichtete Bebauung“. Zitat „Die jetzt geplante Bebauung Kronskamp 10 entspricht der Zielsetzung des Bebauungsplanes Nr 90 „Kronskamp“ und seiner 2. Änderung. Alle vorgegeben Festsetzungen werden eingehalten. Die Fraktionen halten das Planungsgebiet wegen seiner Zentrumslage (Rathaus, Bahnhof, neu CCU) städtebaulich für sehr geeignet, eine moderate verdichtete Bebauung zu realisieren. Dabei steht der Wunsch nach Wohnungsbau im Mittelpunkt. Im westlichen Bereich, z.B. in der Lindenstraße, hat eine Verdichtung bereits stattgefunden.“

Katja Pütz wohnt mit ihrer Familie seit 17 Jahren im Kronskamp und steht ganz offenbar nicht im Mittelpunkt der Henstedt-Ulzburger Kommunalpolitik: „Ich hätte es nie für möglich gehalten, das neben unserem Haus ein 12-Meter hoher Wohnblock gebaut werden könnte“, sagte sie den Henstedt-Ulzburger Nachrichten.

Christian Meeder

6.4.2014