Straßenbau-Irrsinn auf dem Rhen: Schnellfahren ist in aller Regel teurer als langsam fahren, bei der Wilstedter Straße soll es aber genau andersrum sein.
2,2 Millionen Euro für die Sanierung der Straße haben die Ortsentscheider zu Beginn der Woche im Finanzausschuss in das gemeindliche Investitionsprogramm reinschreiben lassen, eine Million davon soll von überörtlichen Stellen nach Fertigstellung wieder in die Gemeindekasse zurückfließen, erklärten Bürgermeister Stefan Bauer und Bauamtsleiter Jörn Mohr in der Sitzung. Aber, so die beiden Beamten zu den Ortspolitikern: Den Zuschuss bekomme die Gemeinde nur bei Tempo 50 auf der Wilstedter Straße. Bauer: „Bei 30 kmh gibt es keine Million zurück.“
Hintergrund: Mit dem Aus- und Umbau der Straße, der seit Jahren immer wieder in den gemeindlichen Gremien, den verschiedenen Arbeitskreisen und in den zahlreichen Gutachten Thema ist, soll nun im nächsten Jahr tatsächlich begonnen werden. Über die Form der Straßenbaumaßnahme, ob dort vielleicht zukünftig eine schnelle Verbindung zur Schleswig-Holstein-Straße mit Tempo 50 geschaffen wird, oder ob mit der Vorgabe von Tempo-30 eher die Interessen von Anwohnern und nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmern im Mittelpunkt der Maßnahme stehen sollen, darüber müssen vor Baubeginn noch die gewählten Ortspolitiker entscheiden.
Klar ist nun – mit dem Milliönchen-Extra nur für einen Umbau zur Schnellstraße dürfte eine unvoreingenommene Abwägung für Tempo 50 oder für Tempo 30 kaum mehr möglich sein.
Und: am Ende könnte es nicht nur um eine Million Euro mehr oder weniger gehen. Denn die Zahlen, mit denen das Rathaus derzeit operiert, sind stark veraltet. Bauamtsleiter Mohr mutmaßte, dass die reingeschriebene Summe von 2,2 Millionen Euro für die Wilstedter Straße am Ende deutlich höher ausfallen könnte. Die Summe stehe so schon seit Jahren unverändert in den Investitionsplänen drin, so Mohr.
cm
3. Oktober 2019