Henstedt-Ulzburg will mit einem Proteststurm die Ost-West-Starkstromleitung durch den Ort verhindern. Bürgervorsteher Uwe Schmidt kündigte heute bei einem Presse-Gespräch die Aufstellung von Protestplakaten aller Henstedt-Ulzburger Parteien und Wählervereinigungen im ganzen Ort an. Gleichzeitig rief der erste Bürger der Gemeinde die Henstedt-Ulzburger auf, zahlreich an der Einwohnerversammlung am 30. Juni im Bürgerhaus teilzunehmen und dort kräftig Rabatz zu machen. Zur Einwohnerversammlung sind Abgesandte von Tennet und der Landesregierung vor Ort. Henstedt-Ulzburg müsse klarmachen, dass es hier einen unüberwindbaren ‚Raumwiderstand‘ gibt, erkärte Schmidt. Dazu muss man wissen: Der Stromnetzbetreiber Tennet hatte 15 verschiedene Stromtrassenrouten untersucht und sich dann für den Weg durch die Großgemeinde entschieden. Begründung: Der ‚Raumwiderstand‘ sei hier am geringsten…
Die Gemeindevertretung hatte bereits mit einer einmütig verabschiedeten Resolution formal Protest gegen den Bau der Starkstromtrasse durch Henstedt-Ulzburg eingelegt, die Bürger haben jetzt die Möglichkeit die Resolutionsforderungen ebenfalls zu unterschreiben, Unterschriften-Listen liegen demnächst überall im Gemeindegebiet aus, sagte Schmidt. Bereits vor zwei Wochen hatte Bürgermeister Bauer im Ratssaal Tennet-Leuten 900 Unterschriften gegen den Trassenbau überreicht. Die hatte zuvor der von der Trasse besonders betroffene Waldkindergarten gesammelt. Der Bürgermeister ist Speerspitze des Gemeindeprotestes, bekräftigte heute gegenüber den HU-Nachrichten noch einmal, dass die Trasse raus aus Henstedt-Ulzburg müsse, das sei das primäre Ziel.
Laute und öffentlichkeitswirksame Proteste auf der einen Seite – über den Waldkita-Protest hatte etwa der TV-Sender SAT1 berichtet – direkte Konfrontation der Verantwortlichen auf der anderen Seite. WHU-Fraktionschefin Karin Honerlah nahm am Montag bei einer See- und Erdkabel-Konferenz in Scharbeutz Umweltminister Robert Habeck (Grüne) beiseite, forderte ihn auf, zur Einwohnerversammlung zu kommen. Dazu gab es für Habeck einen Brief von WHU-Umweltpolitikerin Verena Grützbach. Darin heißt es: “ Wir bitten im Interesse der Bürgerinnen und Bürger von Henstedt-Ulzburg um Unterstützung und fordern ein nochmaliges Überdenken der Trassenführung inkl. der Standorte für das erforderliche Umspannwerk und die spätere HGÜ-Konverterstation.“
Der Grützbach-Brief ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der Umweltminister bekommt demnächst auch Post von Bürgermeister Bauer – und zwar reichlich. Bauer schickt ab kommender Woche Kinder-Handabdrücke nach Kiel. Per Handabdruck hatten Kita-Kinder ihre Petition gegen die Trasse ‚unterschrieben‘. Die Handabdrücke gibt es nun nacheinander- jede Woche soll einer im Briefkasten des Ministers landen, kündigte Bauer heute an.
Christian Meeder
11. Juni 2015