Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Stromtrasse: Bangen um Waldkindergarten – Rathaus hat noch keine Meinung zu den BFB-Windrädern

Die gelbe Linie unten links stellt den Trassenverlauf der Nord-Süd-Leitung dar, die an das Umspannwerk Friedrichsgabe angebunden werden soll. Auf der roten Linie könnte die Ost-West-Trasse verlaufen. Quelle: Tennet

Henstedt-Ulzburg muss um seinen Waldkindergarten bangen. Schneisen für gleich zwei 380kv-Höchststromleitungen könnten demnächst durch den Rantzauer Forst zwischen Ulzburg-Süd und Quickborn-Heide geschlagen werden.

Seit vergangener Woche quasi unter Dach und Fach: Die neue Nord-Süd-Stromtrasse, die entlang der A7 gebaut werden soll. Sie schwenkt in Höhe Beckershof von der Autobahn ab und führt dann entlang der AKN-Schienen durch den Wald bis zum Umspannwerk Friedrichsgabe. Dieser Trassenbau ist bereits behördlich genehmigt, kann nur noch durch Klagen verhindert werden.

Am Montag wurde nun im Ratssaal ein konkreter Trassenverlauf für eine aus Lübeck kommende weitere 380 kv-Höchststromleitung durch Henstedt-Ulzburg vorgestellt. Die Leitung kommt im Bereich Dammstücken an, zieht dann am Umspannwerk Edisonstraße im Rhener Gewerbegebiet vorbei. Über Teppich-Knutzen und weiteren Gewerbebauten hinweg wird die Hamburger Straße überquert, anschließend geht es hinein in den Rantzauer Forst und damit direkt über das Waldgebiet der Zwerge und Trolle. So heißen die beiden Waldkindergarten-Gruppen, die dort ihren Platz haben.

Tennet-Mann Uwe Herrmann sagte am Montag, die Wald-Trassenvariante sei –  neben der Möglichkeit entlang des Autobahnzubringers nach Westen durchzudringen –  eine von mehreren Optionen, es spreche aber viel dafür, dass eine der beiden Trassenvarianten durch Henstedt-Ulzburg am Ende auch tatsächlich kommen werde.

Zwerge, Trolle und Wichtel – die Standorte der Kindergartengruppen im Rantzauer Forst

Ziemlich sicher ist: Führt auch die zweite Trasse durch den Wald, steht der Waldkindergarten vor dem Aus. Kleinkinder jahrelang unter 380kv-Hochspannungsleitungen spielen lassen, auf so ein Experiment werden sich Eltern kaum einlassen. Für die Gemeinde ein Desaster: Erst vor zwei Jahren hat die Verwaltung mehrere hunderttausend Euro in den Waldkinderkarten gesteckt – in der Straße Dreangel ist für teures Geld ein Bungalow aufgekauft und kindergartentauglich gemacht worden. 64 Kinder werden in Kindergarten – und Krippe am Rantzauer Forst betreut.

Wie gestern berichtet, haben Henstedt-Ulzburgs Entscheider Adler, Uhu und Eisvogel gegen die Stromtrasse durch den Wald bzw. durch das Gewerbegebiet Nord in Stellung gebracht, auch der Waldkindergarten ist Thema in der Anti-Stromtrassenresolution. Das Papier schließt mit dem Satz:

„Der Raumwiderstand für die Trassenplanung im Gemeindegebiet Henstedt-Ulzburgs wird von mir so hoch eingeschätzt, dass eine Realisierung nicht möglich ist. Mit freundlichen Grüßen Stefan Bauer.“

Ziemlich gaga: Verwaltung und Politik lehnen eine Trasse durch die Großgemeinde geschlossen ab, um Mensch, Kiebitz oder den großen Brachvogel zu schützen, zumindest eine Fraktion setzt sich aber gleichzeitig für Windräder in Henstedt-Ulzburg ein. Nächste Woche stellt die BFB-Fraktion im Hauptausschuss den Antrag, nach geeigneten Flächen für die Aufstellung von Windkraftanlagen zu suchen. Nachfrage heute beim Bürgermeister: Hat die Verwaltung eine Haltung zum BFB-Vorstoß? Stefan Bauer: „Nein, der Antrag soll zunächst einmal im Ausschuss diskutiert werden.“

cm

4. März 2015