Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Politiker genehmigen CCU-Zufahrten – Drei Autos passen maximal auf den Rechtsabbieger – Wenn das nicht reicht, sollen die Bürger mit ihren Steuern eine Verlängerung bezahlen!

Henstedt-Ulzburgs Freizeitpolitiker haben am Montag im Umwelt- und Planungsausschuss Detailplanungen zur CCU-Anbindung über die Hamburger Straße mehrheitlich durchgewunken.

Dem Konzept zufolge soll die gegenüberliegende Edeka-Zufahrt nach Süden verschoben werden. Über die Verlegung der Edeka-Zufahrt sei auch bereits eine Verständigung mit den Grundstückseigentümern erzielt worden, sagte Bauamtsleiter Jörn Mohr. Darüber hinauss soll die Hamburger Straße zwei Abbiegespuren zum Einkaufszentrum bekommen: eine rechte für aus nördlicher Richtung kommende Fahrzeuge, die maximal drei PKW Platz bietet. Und eine linke Abbiegespur für maximal vier wartende Fahrzeuge aus südlicher Richtung.

Benedikt Zierke, Verkehrsplaner beim Hamburger Planungsbüro Dorsch Consult, nahm in der Sitzung gegenüber den Kommunalpolitikern zur Länge der Abbiegespuren Stellung. Die seien auskömmlich, weil das Einkaufszentrum nun kleiner werde als ursprünglich geplant. Er habe bei seinen Berechnungen eine CCU-Bruttogeschossfläche von 9.000 Quadratmetern und eine damit einhergehende niedrigere Verkehrsfrequenz des CCU als bisher angenommen zugrundegelegt. Dazu muss man wissen: Bisher hatten die Projektplaner Will und Skrabs immer eine CCU-Bruttogeschossfläche von 12.500 Quadratmetern genannt.

Grundsätzlich, so kündigte Zielke zugleich an, werde nach Fertigstellung des City Centers der Verkehr auf der Hamburger Straße deutlich besser fließen als heute. Möglich mache das eine von ihm und seinen Kollegen optimierte Ampelschaltung entlang Henstedt-Ulzburgs Hauptverkehrsachse. Dazu gehöre eine Erhöhung der Ampelumlaufphasen von 72 auf 90 Sekunden in den Hauptverkehrszeiten.

Und der 90-Sekunden-Regelung stehe nunmehr tatsächlich auch nichts mehr im Wege, sekundierte Bauamtsleiter Mohr auf Nachfrage von WHU-Gemeindevertreter Kurt Göttsch. Der zuständige Landesbetrieb Verkehr habe diese mittlerweile genehmigt.

Der Versuch von Zierke, den reibungslosen Verkehrsfluss per Verkehrssimulation zu demonstrieren, wollte allerdings am Montagabend nicht so recht klappen. So drängelten sich in einer von Zierke vorgeführten Verkehrssimulation erstaunlicherweise regelmäßig sechs Fahrzeuge auf der für maximal vier Autos ausgelegten CCU-Linksabbiegespur. BFB-Gemeindevertreter Jens Iversen fragte zudem irritiert, wie bei all dem Verkehr Fahrzeuge vom Edeka-Parkplatz linksherum auf die Hamburger Straße rausfahren sollen. Er könne nirgendwo eine Lücke entdecken.

Als Verkehrsexperte Zielke eine Antwort auf die Frage schuldig blieb, meldete sich Ortsplaner Volker Duda zu Wort und nannte eine recht unkonventionelle Lösung: Ein Linksabbiegen vom Edeka-Supermarkt sei, wie heute schon, bei gegenseitiger Rücksichtsnahme der Verkehrsteilnehmer möglich. Nach dem Motto: „Komm, ich lass Dich mal rein.“

Kritik an der Zufahrtslösung zum Einkaufszentrum gab es auch von Henstedt-Ulzburgs Christdemokraten: Anders als WHU und BFB haderte die CDU allerdings mehr mit der Zufahrt aus nördlicher Richtung. Warum man die gerade mal drei Fahrzeugen Platz bietende Rechtsabbiegespur zum CCU nicht verlängere, wollte CDU-Sprecher Jens Müller wissen. In den ersten Planungen sei schließlich eine deutlich längere Abbiegespur enthalten gewesen. Müller bekam auf seine Frage gleich zwei Entgegnungen zu hören. Einmal eine Aussage von Ingenieur Matthias Dähn, dessen Büro die Zufahrtsskizzen beim Landesverkehrsamt eingereicht hatte: „Das würde zulasten der Abbiegespur in die Bahnhofsstraße gehen.“ Und dann einen bemerkenswerten Hinweis des Hamburger Verkehrsplaners Zierke: Wenn es tatsächlich schlimm werde mit dem Verkehr, könne die Spur ja nachträglich doch noch verlängert werden.

Müllers Ansschlussfrage, ob für spätere bauliche Nachbesserungen denn die CCU-Projektentwickler aufkommen müssen, wurde von der Verwaltung zunächst ausweichend beantwortet. Als Kurt Göttsch die Müllersche Frage noch einmal wiederholte, gab Bauamtsleiter Mohr zu verstehen, dass in dem Falle die Gemeinde die Nachbesserungen selber finanzieren müsste.

Aus der eventuell ziemlich teuren Antwort für die Bürger der Großgemeinde zogen beide Politiker gleichwohl unterschiedliche Schlüsse. Während Müller und seine christdemokratischen Ausschusskollegen für die Stummellösung trotzdem die Hand hoben, gab es von Göttsch und seinem WHU-Ausschusskollegen Köhlmann-Thater ein konsequentes Nein für das CCU-Zufahrtskonzept. Jens Iversen und sein BFB-Mitstreiter Dirk Rohlfing taten es wiederum der CDU gleich und stimmten den vorgestellten Plänen zu, genauso wie FDP-Mann Stephan Holowaty und die beiden SPD-Ausschussmitglieder: Letztgenannte beteiligten sich im übrigen in keiner Weise an der recht lebhaften Diskussion.

Während FDP-Mann Stephan Holowaty erst während der wichtigen Diskussion im Sitzungssaal eintrudelte, gab es von der SPD zur Verkehrsanbindung nur einen einzigen Satz zu hören: Der kam von Horst Ostwald. Der SPD-Fraktionschef zum Verkehrsplaner Zierke: „Sie haben uns überzeugt, wir werden dem Konzept zustimmen.“

Nicht auszuschließen, dass Ostwalds Statement mit seiner unglücklichen Sitzposition während der Simulationsvorführung zusammenhing. Anders als beispielsweise die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf (CDU) – die hatte sich während der Vorführung auf die Zuschauerstühle umgesetzt – blieb der Ausschussvorsitzende einfach auf seinem Stuhl sitzen – mit dem Rücken zur Projektionsfläche. Ostwald musste sich so immer den Hals verrenken, wenn er einen Blick auf das hinter ihm an die Wand geworfene Verkehrsgewusel werfen wollte.

Christan Meeder

13. November 2013