Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Politiker ärgern sich über die HU-Nachrichten

Jeden Morgen gibt es das gleiche Ritual bei großen Printmedien wie Hamburger Abendblatt, Bild oder Kieler Nachrichten. Die gesamte Redaktionsmannschaft trifft sich im großen Konferenzsaal, auswärtige Korrespondenten werden per Telefon zugeschaltet und los geht’s mit der Blattkritik: Was ist  gut, was ist eher mittelprächtig und was muss besser werden, lautet dann das Motto mit Blick auf die aktuelle Zeitungsausgabe. Und natürlich wird auch in die Konkurrenzblätter geschaut: Haben die womöglich eine Geschichte die man selber nicht hat?  In der Regel geht es in einer Redaktion reihum – jeder ist mal dran mit Blattkritik. Manchmal werden sogar Leser eingeladen und ab und an auch prominente Zeitgenossen die sich über den Zeitungsinhalt auslassen dürfen. Letztgenanntes nennt sich dann externe Blattkritik.

Ganz ähnlich wie bei den Traditionsmedien ist es auch bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Allerdings gibt es keinen statischen Blattkritiktermin, die interne Kritik findet eigentlich sofort bei jeder Textabnahme statt. Und die externe Kritik in der Regel rund um die Uhr in den Kommentarspalten der Henstedt-Ulzburger Nachrichten.
Am Dienstag gab es nun allerdings erstmals eine öffentliche Blattkritik der Henstedt-Ulzburger Nachrichten im Ratssaal des Rathauses. Bei der Aussprache des von Elisabeth von Bressensdorf entfachten Presseskandals. Denn die Debatte um den mittlerweile widerrufenen Ausschluss der Henstedt-Ulzburger Nachrichten war auch in weiten Teilen eine Debatte um die Ausrichtung und die Qualität der Beiträge in den HU-Nachrichten.

So stufte der SPD-Fraktionsvorsitzende die Henstedt-Ulburger Nachrichten als Boulevardzeitung ein: Der Zeitung ginge es mehr um Sensation als um Information so der Eindruck des Sozialdemokraten. Sein Leseverhalten schilderte er so:  Er schaue morgens einmal kurz auf die Seite und schüttele dann meistens mit dem Kopf. „Aber der Sportteil ist gut.“ Daneben unterstellte Ostwald den Henstedt-Ulzburger Nachrichten mangelnde Fairness und machte seine Wahrnehmung auch an einem konkreten Beispiel fest: Dem Bericht zum Landesparteitag der Piraten im Oktober im Bürgerhaus. Anders als aus dem Text hervorginge, würden nicht nur Piraten und Wählergemeinschaft für mehr Transparenz eintreten.

In dieselbe Kerbe haute auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Folker Brocks: Fairness gebe es bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten nicht, so sein Empfinden. Aber auch mangelnde Transparenz kritisierte der Christdemokrat: Unklar sei, wie sich das Portal finanziere.

Ein Thema, das auch Bürgervorsteher Carsten Schäfer umtreibt. Denn der erste Bürger der Gemeinde stellte dieselbe Frage schon vor dem Sitzungsbeginn dem Verfasser dieser Zeilen. Später nannte er dann Chefredakteur Schlömann einen älteren Mann, der mit einer staatlichen und einer Betriebsrente von Axel Springer finanziell gut ausgestattet sei.

Inhaltlich hält Schäfer die HU-Nachrichten für eine Parteizeitung. So stellte er die Henstedt-Ulzburger Nachrichten in eine Reihe mit der örtlichen CDU-Parteizeitung, dem Bayernkurier der CSU, der SPD-Parteizeitung Vorwärts und dem einstigen SED-Parteiblatt Neues Deutschland.

Am Ende seiner Rede forderte Schäfer dann die Henstedt-Ulzburger Nachrichten zu mehr Respekt vor der ehrenamtlichen Arbeit der Politiker auf: „Nicht alles läuft gut und reibungslos. Aber Respekt ist das Mindeste, was wir verdient haben.“

Karin Honerlah (WHU) und Klaus-Peter Eberhard (FDP) nahmen in ihren Debattenbeiträgen keine „Blattkritik“ vor, auch Tile Abel (BFB) äußerte sich ausschließlich zum Fehlverhalten der amtierenden Bürgermeisterin.

Christian Meeder

23.08.2012