Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Ortsplaner will Kruhnskoppel-Wiese mit Quetschhäusern bebauen

Wiese am Wohngebiet Kruhnskoppel

Während am Autobahnzubringer für die Ansiedlung der Logistikzentren von Netto und Rewe in der jüngsten Zeit 33 Hektar Ackerfläche – das ist umgerechnet die Fläche von 46 Fußballfeldern – versiegelt wurden und sogar damit geliebäugelt wird, das Gewerbegebiet bis zur Westerwohlder Straße auszudehnen, geht es auf der gegenüberliegenden Seite Henstedt-Ulzburgs vergleichsweise gemäßigt zu. Die Gemeinde betreibt dort keinen Flächenfraß, sondern nur Flächenknabberei. Nachdem die Ortsentscheider zuletzt Beschlüsse gefasst haben, Flächen am Henstedter Friedhof und in Wöddelnähe bebauen zu wollen, haben sie sich nun dafür ausgesprochen eine 1-Hektar große Wiese an der Kruhnskoppel zu Bauland zu machen. Für einen entsprechenden Antrag der Bürgermeisterin stimmten SPD, CDU, FDP und BFB, mit Nein stimmten WHU und Grüne.

Es gibt also eine breite Mehrheit an der Ecke Grünland zu Bauland zu machen und es gibt auch Einigkeit darüber, was für Häuser dort einmal entstehen sollen. „Wir halten das Grundstück für sehr attraktiv für Einzel- und Doppelhäuser“ sagte SPD-Gemeinderätin Nadine Braasch und erntete Kopfnicken von CDU, FDP und BFB. Streit droht allerdings bei der Frage, wie eng dort gebaut werden soll. Während CDU-Gemeinderat Michael Meschede eine Mindestfläche von 800 Quadratmeter für ein Doppelhaus forderte, ist Rathaus-Ortsplaner Volker Duda der Meinung, dass ein Haus keinen Garten braucht, sondern eine Terrasse mit schmalem Grünstreifen ausreicht. Seine Antwort auf Meschedes 800 Quadratmeter Forderung: „400 Quadratmeter Fläche für ein Doppelhaus mit zwei Hälften drin ist heute Standard.“ Mehr sei „Luxus“, so Duda weiter.

Wer wird sich am Ende durchsetzen? Der hauptberufliche Ortsplaner oder der ehrenamtliche Gemeinderat Meschede? Fakt ist: Am Ende sitzen die gewählten Kommunalpolitiker am längeren Hebel. Nur sie entscheiden darüber, ob und wie dort gebaut werden darf. Aktuell wurde nur die Grundsatzentscheidung getroffen, die Fläche überhaupt zu bebauen. Das Bebauungsplanverfahren steht also ganz am Anfang.

Aber: Duda kann darauf verweisen, dass seine Quetschhäuser-Politik ansonsten hoch im Kurs bei den Freizeitpolitikern steht. Derzeit werden etwa der Reihe nach alte Wohnquartiere nachverdichtungsfit gemacht, was nichts anderes bedeutet, als dass der rechtliche Rahmen dafür geschaffen wird, mehr Häuser in bestehende Siedlungen zu pressen. Das Foto unten zeigt einen aktuellen Fall in der Straße Adlerhorst in Ulzburg-Süd.

Hinten sieht man schon das Doppelhaus, vorne gibts noch ein Einzelhaus dazu

Dort verabschiedeten die Ortsentscheider 2019 einen neuen Verdichtungs-Bebauungsplan. Was nun möglich ist veranschaulicht das obige Bild. Auf das Grundstück, wo noch vor kurzem ein Einfamilienhaus mit Garten stand, werden jetzt zwei Häuser hineingequetscht. Hinten ein Doppelhaus und vorne ein Einzelhaus. Weil es nach der neuen gemeindlichen Vorgabe zwei Stellplätze pro Wohneinheit geben muss, kommen auch noch sechs Parkplätze mit auf die Fläche.

Christian Meeder

29. September 2021