Mund abputzen, weitermachen. Im Rathaus werden neue Anstrengungen unternommen, das Großwohngebiet Wagenhuber doch noch irgendwann Wirklichkeit werden zu lassen. „Die Verkehrsplaner arbeiten“, sagte Bauamtsleiter Jörn Mohr vergangene Woche den HU-Nachrichten. Die Idee ist, die Kreuzung Norderstedter Straße/Schleswig-Holstein Straße kräftig um – und auszubauen. Derzeit hat der Knotenpunkt die Qualitätsstufe F, Ziel ist, einen Plan vorzulegen, damit mindestens die Stufe D erreicht wird. Mohr: „Solange der nicht vorgelegt werden kann, wird der Landesbetrieb Verkehr (LBV) keine Freigabe erteilen.“ Zum Verständnis: Verkehrsplaner teilen Kreuzungen in unterschiedliche Qualitätsstufen ein. Die Skala reicht von Stufe A (ausgezeichneter Verkehrsfluss) bis F (miserabel).
Die miserable Verkehrsqualität der Kreuzung war den Henstedt-Ulzburger Ortsentscheidern um Bürgermeister Bauer zwar bekannt, aber auch herzlich egal – sie hatten vorgeschlagen, dass sich die zukünftigen Bewohner der Wagenhuber-Siedlung doch in den Dauerstau reinwinken lassen könnten, wenn sie von ihrer Siedlung
in Richtung Hamburg abbiegen wollen. Diese Verkehrslösung hatte das Landesamt für Verkehr als oberste Verkehrsaufsichtsbehörde des Landes untersagt und die Gemeinde hat sich nach dem Scheitern der Winke-Winke-Idee entschieden, keinen weiteren Schildbürgerstreich-Vorschlag zu machen: ein Schild, dass den Anwohnern das Abbiegen aus der Siedlung in Richtung Hamburg verbieten würde, soll nicht aufgestellt werden – niemand würde sich daran halten, glaubt der Bauamtschef. Mohr: „Wenn da ein Schild steht, ‚du darfst nur rechts abbiegen‘, da würde ich mich auch nicht dran halten.“
Deshalb also volle Konzentration auf den Kreuzungsausbau, der wohl nicht nur nötig ist, um das Großwohnprojekt an der Schleswig-Holstein-Straße durchzuziehen. Es gehe nicht nur um Wagenhuber, es gehe auch um neue Baugebiete im Norden, sagt etwa Kurt Göttsch von den Grünen. Selbst bei der geplanten Bebauung am Henstedter Friedhof sei ein Veto des LBV möglich. Auch die Bewohner dort würden auf ihrem Weg ins östliche Hamburg schließlich für Mehrverkehr an der Rhener Nadelöhr-Kreuzung sorgen, so der Grünen-Fraktionsvorsitzende. Bauamtsleiter Mohr glaubt hingegen, dass die Landes-Behörde den Kreis enger zieht: Mohr: „Ich denke mal, die beziehen sich hauptsächlich auf den Rhen.“ Dort gibt es neben Wagenhuber ein weiteres Großprojekt. Die Ortsentscheider wollen große Teile des Sportzentrums am Schäferkampsweg bebauen, die Sportler sollen nach Henstedt umziehen.
Eins ist klar – baut die Gemeinde die Kreuzung kräftig aus, damit auf der Norderstedter Straße noch mehr Verkehr durchgeschleust werden kann, konterkarieren Bürgermeister und Ortspolitiker ihre eigenen Sonntagsreden: CDÙ-Politiker Jens Müller fasste diese vor einem Jahr so zusammen. „Wir wollen zukünftig den Verkehr auf dem Rhen drosseln und wir wollen aktiv die Umgehung über Hamburger Straße und Kiefernweg in Angriff nehmen.“ Nach den Vorstellungen aller Parteien sollten extra lange Rotphasen am Kiefernweg im Norden und eben an der ‚Nadelohrkreuzung Schleswig-Hostein-Straße/Norderstedter Straße‘ im Süden die Autofahrer zur Umfahrung des Ortsteils bewegen.
Christian Meeder
28. April 2019