Die Kommunalpolitik kommt nicht zur Ruhe. Wie berichtet, soll in der Gemeindevertretersitzung am Dienstag, 20. März, um 19.30 Uhr im Ratssaal auf Verlangen der CDU der erste stellvertretende Bürgermeister Wilhelm Dahmen (WHU), im Hauptberuf Polizeikommissar, abberufen werden. Die Christdemokraten erklären ihren Vorstoß so: Ihnen stehe schließlich nach dem Auseinanderbrechen der WHU als nunmehr größter Fraktion der Posten zu.
Die Union läßt ihre Muskeln spielen, will unbedingt den Chefsessel im Rathaus, obwohl der Mann, den sie selbst als hauptamtlichen Verwaltungschef nominiert hatte, wegen Korruptionsverdachts vom Hauptausschuss in Zwangsurlaub geschickt werden musste: Torsten Thormählen. Hat der vielleicht Akten hinterlassen, die nur Eingeweihte sehen sollen, wie schon die Segeberger Zeitung in einem Kommentar anklingen ließ?
Für wenig plausibel hält die Begründung der CDU denn auch der FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Eberhard. Schließlich, so der FDP-Frontmann, stelle die stärkste Fraktion im Regelfall auch den Bürgervorsteher. Eine Umbesetzung dieses Postens verlange die CDU aber ausdrücklich nicht. Deshalb, so seine Folgerung, könne sich der Abwahlantrag nur gegen Wilhelm Dahmen als Person richten. Der aber war erst kürzlich in sein Amt gewählt worden – auch mit den Stimmen der CDU-Fraktion. Die Union wird also ihren Sinneswandel den Bürgern erklären müssen, wenn sie glaubhaft bleiben will.
Dass die bisherige Argumentation der CDU tatsächlich nur vorgeschoben sein könnte, zeigen auch die Äußerungen von Bürgervorsteher Carsten Schäfer und dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Horst Ostwald gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Auf die Frage nach ihrer Haltung zum Abwahlantrag erhielten wir Ende vergangener Woche nur die kryptische Antwort, dass man noch Erkundigungen einholen müsse (Schäfer), beziehungsweise dass man noch Informationen brauche (Ostwald). Wie man dann letztlich abstimmen werde, solle erst kurz vor der Sitzung am Dienstagabend entschieden werden, so die beiden Politiker unisono.
Heute Mittag nun erhielt der Henstedt-Ulzburger Politkrimi eine neue Wendung: Es wurde bekannt, dass Siegfried Ramcke (SPD), dritter stellvertretender Bürgermeister, von seinem Posten zurückgetreten ist. „Vielleicht möchte er sich ja verbessern“, mutmaßte Bürgervorsteher Carsten Schäfer, Mitglied der neuen BfB-Fraktion, gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Er sollte recht behalten. Ramcke selbst erklärte dann am späten Nachmittag auf Rückfrage: „Ich bin zurückgetreten, um am Dienstag bei einer eventuellen Neuwahl des ersten stellvertretenden Bürgermeisters dann zweiter stellvertretender Bürgermeister werden zu können.“ Sein Rücktritt aber macht in jedem Fall klar: Das Bürgermeister-Karussell ist von langer Hand vorbereitet, es hat offenbar Absprachen zwischen den Fraktionen gegeben. Und die richten sich ebenso offensichtlich gegen die WHU.
Und so liefert die morgige Sitzung alle Zutaten für einen spannenden Politkrimi mit einem Polizeikommissar als Hauptperson und Spannung bis zur letzten Minute, wie das Stühlerücken denn von den Initiatoren plausibel erklärt werden kann. Am Ende der Darbietung, die auch etwas von einer Posse hat, wird wohl Elisabeth von Bressensdorf (CDU) erste stellvertretende Bürgermeisterin sein, zweiter Stellvertreter Siegfried Ramcke, dritter Stellvertreter Wilhelm Dahmen.
Mit dabei auf der Zuschauertribüne natürlich die Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Wir werden noch am Abend über den Ausgang des tragikomischen Krimis berichten.
Christian Meeder/Jörg Schlömann
19.März 2012