Hilfestellung für die Bewohner der Grünberger Straße. Ulrike Schmidt hat den Anwohnern jetzt erstmals Tipps gegeben, wie sie mit der neuen Situation in ihrer Wohnstraße umgehen können. Ihr ganz konkreter Vorschlag , wenn sich Besucher oder Dienstleister ankündigen und kein Parkraum vor der Tür vorhanden ist: Einfach mal das Auto umparken. Schmidt gestern im Ratssaal: „Ich sag ihnen wie ich es handhabe. Besucher und Handwerker kommen meist angemeldet. Wenn ich weiß, dass die zu mir kommen, dann stelle ich mein Carport zur Verfügung und stelle mein Auto dann einige hundert Meter weiter ab. Für mich ist der Aufwand nicht zu groß.“
Doch Platz schaffen geht natürlich auch noch auf konsequentere Weise, als nur das Auto umzuparken – nämlich in dem man ganz aufs Auto verzichtet. Auch das ein Einfall der Bürgermeisterin. Schmidt, die eine Zeitlang in Österreich gelebt hat: „Ich zum Beispiel habe in Wien mein Auto verkauft, weil das ÖPNV-System so gut war.“ Und weiter: „Aber auch in Wien muss man einige hundert Meter bis zu Haltestellen zurücklegen.“ Die nächstliegende Bushaltestelle für die Anwohner der Grünberger Straße wäre die Haltestelle Henstedt-Schäferberg. Die ist vom Anfang der Grünberger Straße nur 100 Meter Luftlinie entfernt, kann also in dieser Hinsicht prima mit Wien mithalten.
Die vor einem Jahr mit absoluter Mehrheit ins Amt gewählte Bürgermeisterin machte gestern übrigens auch klar, dass sie sich eigentlich mit anderen Dingen beschäftigen möchte, als mit der Frage, wo Anwohner Platz für ihre Autos finden sollen. Sie wundere sich, dass das Thema Grünberger Sprache so aufgebauscht werde, sagte sie. Schmidt: „Wenn ich das mal positiv bewerten möchte, dann würde ich sagen, dass es unserer Gemeinde sehr gut geht.“
Zur Erinnerung: Was ist los in der Grünberger Straße? Warum empfiehlt die Bürgermeisterin Bus zu fahren? Die Antwort lautet: Weil Schmidt parkende Autos in der Wohnstraße abzetteln lässt. Seit 1986 hatte die Gemeinde das Parken am Fahrbahnrand toleriert, unter Schmidt werden nun seit Anfang Mai die Buchstaben der Straßenverkehrsordnung kompromisslos durchgesetzt. In dem Papier heißt es, dass in engen Straßen nicht geparkt werden darf. Schmidt ließ gestern keinen Zweifel daran, dass die Anwohner unter ihrer Führung nicht mit Nachsicht rechnen dürfen, sagte: „Wir müssen jetzt einfach dafür Sorgen, dass dieses ordnungswidrige Verhalten abgestellt wird.“ Und weiter: “ Die Gemeinde kann nicht jedes individuelle Bedürfnis von Bürgerinnen und Bürgern zufriedenstellen, das ist nicht unsere Aufgabe.“
Schmidt, die sich gestern im Bauausschuss äußerte, war nicht die einzige, die den Anwohnern Tipps gab. Ute Kubath von den Grünen empfahl ihnen Fahrrad zu fahren, Nadine Braasch (SPD) riet dazu, Autos untereinander zu teilen und Carsharing auszuprobieren und Jens Iversen (BFB) sagte, in der Straße gebe es noch Parkplätze, die man günstig mieten könne. Contra bekam die Bürgermeisterin nur von Stefan Holowaty (FDP). Er nannte das Vorgehen der Verwaltung Basta-Politik, die dazu führe, dass der Verkehr in angrenzende Straßen verdrängt werde. Einfach zu sagen, man könne ja das Auto verkaufen und Bus fahren, sei keine Lösung, kritisierte der Liberale.
Die Sitzung wurde gestern im Livestream übertragen, zahlreiche Bürger schauten sich die Diskussion an. Nachfrage direkt nach der ‚Sendung‘ bei Anwohner Wilfried Entlinger: Wie fanden Sie die Tipps der Bürgermeisterin oder der Grünen? Verkaufen Sie jetzt Ihr Auto und setzen nun auf Fahrrad oder Bus? Seine Antwort: „Ich möchte mich jetzt lieber nicht äußern, das wäre vielleicht nicht zitierfähig.“
Klar ist: Die Anwohner der Grünberger Straße und auch alle anderen Bürger der Gemeinde müssen noch eine lange Zeit mit den Ansagen der neuen Rathauschefin klarkommen. Sie werde noch die kommenden sieben Jahre die Geschicke der Gemeinde leiten, hatte Schmidt in der Vorwoche im Hauptausschuss angekündigt. Dazu muss man wissen: Die Ortspolitiker hatten vor der Bürgermeisterwahl die Bürgermeister-Amtszeit heraufgesetzt. Von zuvor sechs auf acht Jahre.
cm
15. Juni 2021