Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Gutachter Rümenapp: Empfehle Überholverbot in der Kisdorfer Straße – Verwaltung: Nicht erforderlich

Aktuelle Empfehlung von Rümenapp

Sechs Jahre nach dem ersten Gutachten hat nun auch eine zweite Expertise Schwierigkeiten, zügig für mehr Verkehrssicherheit in der Kisdorfer Straße zu sorgen. Die von Bürgermeisterin Ulrike Schmidt geführte Verwaltung hat heute abgelehnt, das Überholen von Radfahrern und Mopeds im Kurvenbereich der Kisdorfer Straße zu verbieten. „Die Anordnung eines Überholverbots für einspurige Fahrzeuge ist nach Einschätzung der Verkehrsbehörde nicht erforderlich, da bereits aufgrund des nicht durchgehend einsehbaren Kurvenbereichs ein Überholen nach den allgemeinen Grundsätzen der StVO nicht angezeigt ist“, teilte Rathaussprecher Malte Pohlmann am Vormittag den HU-Nachrichten mit.

Dazu muss man wissen: Erst am Montag hatte Verkehrswissenschaftler Jens Rümenapp im Bauausschuss der Bürgermeisterin das Überholverbot nahegelegt, gleichzeitig hatte er auch für die Anordnung von Tempo 30 im Kurvenbereich der Problemstraße geworben. Rümenapp, der von der Gemeinde beauftragt worden war, die Verkehrssituation in der Kisdorfer Straße unter die Lupe zu nehmen, im virtuellen Ratssaal: „Man könnte so potenzielle Gefahrenquellen entschärfen, man könnte es kurzfristig machen und es kostet letztlich auch kaum etwas.“

Immerhin: Zwar will die Verwaltung das Überholen von Radlern in den engen Kurven nicht verbieten, aber wenigstens für die Tempo30-Empfehlung im Kurvenbereich gibt es aus dem Rathaus heute keine unmittelbare Ablehnung. Die Verwaltung wolle Tempo 30 an der Stelle prüfen, erklärte Sprecher Pohlmann.

Doch ob die Rathausentscheider dieses Mal zu einem anderen Ergebnis kommen? Manch ein Leser mag sich erinnern: Es ist nicht die erste Prüfung einer Geschwindigkeitsbegrenzung in der Henstedter Problemstraße: Bereits im Jahr 2015 hatten sich Bürger in einer Einwohnerversammlung für Tempo 30 entlang der Route ausgesprochen, „Bürger erzwingen Prüfung über Tempo 30 in der Kisdorfer Straße/Dorfstraße“, lautete die damalige Schlagzeile der HU-Nachrichten. Nach sechs Monaten intensiver Prüfung hieß es dann aber vom Bürgermeister, dass weiter Tempo 50 gelten soll.

Auch interessant: die seinerzeitige Einwohnerversammlung fand im Zuge des großen Verkehrsstrukturgutachtens statt, bei dem die Kisdorfer Straße bereits zentrales Thema war und in dem zahlreiche Vorschläge zur Verkehrsoptimierung gemacht worden waren. Und wer hätte es gedacht: die vor sechs Jahren im damaligen Gutachten vorgeschlagenen Maßnahmen decken sich nahezu eins zu eins mit den Empfehlungen des aktuellen neuen Papiers von Rümenapp.

Die unten stehende Abbildung macht das anschaulich. In beiden Papieren wird etwa empfohlen eine Querungshilfe an der Kreuzung Kisdorfer Str. / Götzberger Str. einzubauen, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Im sechs Jahre alten Verkehrsstrukturgutachten für die ganze Gemeinde ist es Maßnahme 27, im ganz frischen neuen Gutachten nur für die Kisdorfer Straße ist es Maßnahme 5.

Oben das sechs Jahre alte, unten das neue Gutachten: Die Empfehlungen sind identisch, geändert hat sich nur die Sprache: Aus Fußgängern sind nun „zu Fuß Gehende“ geworden

Von den vorgeschlagenen Maßnahmen des alten Gutachtens ist in der Kisdorfer Straße dummerweise nichts umgesetzt worden, wie sieht es mit den neuen Vorschlägen aus, die ja eigentlich die alten sind: rollen da jetzt vielleicht bald die Baumaschinen an und bauen zum Beispiel die angesprochene Querungshilfe?

Die HU-Nachrichten denken: wahrscheinlich nicht, aber die Chancen für eine neue Einwohnerversammlung oder zu Bürgerworkshops und Ähnlichem stehen gut. Ortsplaner Volker Duda forderte am Montag, dass die Maßnahmenempfehlungen des Gutachtens alsbald mit den Bürgern „ausgetauscht“ werden sollen. Duda: „Die Maßnahmen sollten nicht nur hier im Ausschussraum diskutiert werden.“

Christian Meeder

22. April 2021

Service der HU-Nachrichten: Hier geht es zum Papier von Rümenapp:(klick)