Ein Trugschluss, denn statt Vergnügen und Heiterkeit war beim neuen Gemeinderatsmitglied wohl eher angestrengtes Rätselraten angesagt. „Was mag im März nur in meine Fraktionskollegen gefahren sein, dass sie Polizeikommissar Wilhelm Dahmen als amtierenden Bürgermeister mit abgewählt und Elisabeth von Bressensdorf auf den Posten gehievt haben?“, könnte sich Klausch Kasch, der schon früher der Gemeindevertretung angehört hatte, gefragt haben.
Denn die derzeitige Interims-Verwaltungschefin wirkte am gestrigen Abend bei der Ausübung ihrer Tätigkeit hilfloser denn je. Statt einer Bürgermeisterin gegenüberzusitzen, konnte Kasch eher den Eindruck gewinnen, die Verwaltung habe eine Art Servicekraft an der Spitze – zur Weiterleitung von aufkommenden Fragen.
Elisabeth von Bressensdorf nämlich sah sich nicht ein einziges Mal im Stande, eine von Bürgern oder Gemeindevertretern gestellte Frage zu beantworten. Und so bemühten sich – offensichtlich zunehmend genervt – hauptamtliche Verwaltungsmitarbeiter, die wie immer an einem separaten Tisch etwas abseits saßen, nach vorne ans Mikrofon und gaben unverbindliche Sätze von sich wie etwa diesen: „Wir haben das Anliegen aufgenommen und werden das nächste Mal etwas dazu sagen.“
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Ostwald war es dann, der am schnellsten schaltete und der offenbar überforderten Verwaltungschefin bei seiner Frage zum Gastschulaufkommen elegant und vorsorglich zu Hilfe eilte: „Die Antwort dazu bitte zu Protokoll“, erklärte Ostwald, woraufhin von Bressensdorf erleichtert aufatmete und sich beim Sozialdemokraten bedankte.
Schwer zu sagen ob auch Karin Honerlah, Vorsitzende der WHU-Fraktion, Mitleid mit von Bressensdorf hatte. Auf jeden Fall leistete sie der Bürgermeisterin Amtshilfe und übernahm kurzerhand deren Part der Unterrichtung von wichtigen Sachverhalten. Es gebe zwei Widersprüche zur vom Kreis erteilten Baugenehmigung für das geplante Einkaufszentrum CCU, informierte sie Politiker, Bürger und die zahlreichen Medienvertreter im Saal. „Ich erwarte, dass Sie zukünftig über solche Vorgänge informieren“, machte sie der Interimsbürgermeisterin klar.
Elisabeth von Bressensdorf räumte das Versäumnis ein: Ihr sei das durchgerutscht. Und dann sagte sie immerhin einen Satz, der schon längst einmal bei diversen anderen Gelegenheiten angebracht gewesen wäre: „Ich entschuldige mich dafür.“
Christian Meeder
19. September 2012
Mehr von den aufgetauchten Widersprüchen zur Baugenehmigung und ihren möglichen Konsequenzen für den Bau des CCU demnächst bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten.