Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Einstimmig: Wertvoller Baumbestand weicht bis zu 16 Meter hoher Wohnbebauung!

1996 stellte Henstedt-Ulzburg ein paar Regeln auf – für die Bebauung der Naturfläche zwischen Kreuzkirche und AKN-Trasse. Danach war dort eine Bebauung in weiten Teilen zwar erlaubt, ein Gehölzstreifen mit wertvollem Baumbestand durfte jedoch nicht angetastet werden. Auch über die Gestaltung der Gebäude hatte sich die damalige Politikergeneration Gedanken gemacht: Mit Rücksicht auf die umliegende Bebauung wurde bespielsweise die Höhe auf zwei Vollgeschosse begrenzt. Der Bebauungsplan von 96 – er liest sich, als hätten Altbürgermeister Volker Dornquast und Co. bei ihrer Ortsplanung ökonomische, ökologische und städtebauliche Ziele gleichberechtigt berücksichtigt.

Auf der jüngsten Sitzung des Umwelt – und Planungsausschusses wurden nun die bisher geltenden Regeln gekippt. Der Grund: Ein Investor will dort eine Seniorenwohnanlage bauen: 60 Wohneinheiten in zwei Gebäuden.

Anders als nach bisheriger Rechtslage darf er die Fläche nun fast vollständig bebauen, der wertvolle Baumbestand wird nicht mehr geschont. Auch auf Rücksichtnahme für die umliegende Bebauung wird verzichtet: Zukünftig sind fünf Geschosse möglich, es darf 16 Meter hoch gebaut werden, sonstige gestalterische Festsetzungen entfallen ganz. „Auf Grund der rückwärtigen Lage geht die Gemeinde davon aus, dass es nicht zu einer Beeinträchtigung des Ortsbildes kommt“, heißt es dazu im neuen Bebauungsplan.

SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Ostwald  begründete die Zustimmung seiner Fraktion zur Bebauungsplan-Änderung damit, dass für die Sozialdemokraten der Schwerpunkt eindeutig auf altersgerechtem Wohnraum liege. Ähnlich äußerte sich sein christdemokratischer Kollege Folker Brocks.

Kritik kam von der WHU. Wilhelm Dahmen: „Wir sind für Seniorenwohnungen, aber auch für Grünflächen.“ Auf die Idee, deshalb einfach Nein zur Bebauungsplan-Änderung zu sagen, so dass der Investor nur eins seiner geplanten Gebäude verwirklichen könnte und die dort einziehenden Senioren sich an altem Baumbestand erfreuen können, kamen Dahmen und sein Fraktionskollege Uwe Köhlmann-Thater aber nicht.

Denn einstimmig wurde die Änderung beschlossen – nur verbunden mit dem hilflosen Hinweis, die Verwaltung solle mit dem Investor das Gespräch suchen, ob nicht doch noch durch bauliche Veränderungen ein paar Bäume mehr stehen bleiben könnten.

Christian Meeder

14. November 2012

Schon vergessen? Dornquast beurkundete 1996 neben der Kreuzkirche „wertvollen Baumbestand“