Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Das Wahlergebnis ist ad absurdum geführt!

Sehr geehrter Herr Bürgervorsteher,

vielen Dank für Ihre Stellungnahme zu unserem Bericht „Henry Fonda, Carsten Schäfer, Torsten Thormählen und unsere Kommunalpolitik“. Gern haben wir Ihre Rede vor der Gemeindevertretung in voller Länge wiedergegeben, damit sich unsere Leser einen vollständigen Eindruck verschaffen können von dem, was Sie gesagt haben.

Nun schließen Sie aus meinem Beitrag, dass mir Ihre Rede nicht gefallen hat. Ich bin kein Literaturkritiker, und darum spielt es wohl auch keine Rolle, ob sie mir gefallen hat oder nicht. Aber ich fand Ihre Rede mit Verlaub realitätsfremd. Natürlich ist es richtig, dass für Bürgermeister Thormählen die Unschuldsvermutung gilt, bis das Gegenteil bewiesen ist. Aber die Möglichkeit eines solchen Beweises so völlig zu verdrängen, wie Sie es – nicht zuletzt mit dem Beispiel „Die zwölf Geschworenen“ – tun, nenne ich realitätsfern. Da scheint mir der Wunsch Vater des Gedankens zu sein.

Fehlendes Realitätsbewusstsein gilt nach meiner Ansicht auch für Ihre Bewertung der politischen Situation in unserer Gemeinde nach dem Auseinanderbrechen der WHU, an dem Sie ja nicht unbeteiligt sind: Was Sie in Ihrer Rede als „eine etwas andere Zusammensetzung“ bezeichnen, verändert in Wirklichkeit die Mehrheitsverhältnisse in der Gemeindevertretung erheblich.

Durch den Austritt von fünf WHU-Gemeindevertretern ist aus der stärksten Fraktion nunmehr die dritte Kraft geworden. Ich kann mich sehr genau daran erinnern, wie die Wählergemeinschaft nach der vorigen Kommunalwahl frohlockt hat: Das fast Unmögliche war geschehen, die absolute Mehrheit der CDU war gebrochen, nicht einmal zur einfachen reichte es. Mit Ihrem und Ihrer Freunde Austritt machen Sie sich jetzt zum Mehrheitsbeschaffer für den einstigen politischen Gegner. Kein Chaos? Nennen Sie es, wie Sie wollen. Für mich ist das Wahlergebnis ad absurdum geführt, der Wählerwille konterkariert.

„Die Köpfe sind noch da“, haben Sie in Ihrer Rede gesagt, aber verschwiegen, was in denen vorgeht. „Es wird im Moment etwas mehr übereinander gesprochen“, haben Sie gesagt. Vielleicht hätten die „Akteure“, die Sie anführen, beizeiten miteinander sprechen sollen, dann wäre der Gemeinde Henstedt-Ulzburg ein Teil der gegenwärtigen Schwierigkeiten erspart geblieben.

Mit freundlichen Grüßen,

Jörg Schlömann

24. Februar 2012

Schäfers Rede im Wortlaut: http://ulzburger-nachrichten.de/?p=6078#comment-2408