Es bleibt dabei: Die Sanierung der Hamburger Straße erfolgt ab September auf ganzer Länge zwischen dem Ortsausgang Ulzburg Süd und der Kreuzung Hamburger Straße/Gutenbergstraße im Norden der Gemeinde. Über den WHU-Antrag, die geplanten Sanierungsarbeiten auf dem südlichen Streckenabschnitt (Einmündung Kadener Chaussee bis Ortsausgang Ulzburg-Süd) auf Eis zu legen, um das Teilstück in Ruhe zu überplanen, wurde am Donnerstag nicht abgestimmt. Die WHU zog ihren Antrag am Ende der Debatte zurück.
Die Wählervereinigung wertet ihren Vorstoß trotzdem als Erfolg: „Ohne unsere Anträge wären weder die unsicheren Querungshilfen für Schulkinder vom Tisch, noch gebe es jetzt einen Anlauf der Verwaltung im Zuge der Sanierung der Hamburger Straße für einen vernünftigen Gehweg auf der östlichen Seite der Hamburger Straße in Ulzburg-Süd zu sorgen“, sagte WHU-Gemeindevertreter Kurt Göttsch den HU-Nachrichten.
Die beiden gerade erst beschlossenen Querungshilfen in Höhe der Kranichstraße sowie in Höhe der Abschiedskoppel hat die Politik am Donnerstag einstimmig abgeräumt. WHU und SPD hatten schon im Juli gegen den Querungshilfenbau votiert, nach dem öffentlichen Widerstand von Elternvertretern der Lütten School sprachen sich nun auch Politiker von BFB und CDU gegen den Bau von Verkehrsinseln aus. Beide Parteien verfügen zusammen über eine Mehrheit im Umwelt- und Planungsausschuss.
„Im Lichte der neuen Erkenntnisse sagen auch wir nein zu Querungshilfen“, sagte etwa der BFB-Vorsitzende Jens Iversen. Der Elternbeirat der Lütten School hatte die von der Verwaltung empfohlenen Sprunginseln über die Hamburger Straße als schlechteste Lösung überhaupt bezeichnet und eine Ampel gefordert. Gegen eine Ampel sperrt sich allerdings schon seit langem die Verwaltung. Das Ordnungsamt meint, die potentiell niedrige Anzahl querender Schüler rechtfertige den Bau einer Ampelanlage nicht. BFB und CDU stehen einer zusätzlichen Ampel ebenfalls ablehnend gegenüber, Jens Iversen wies auf die jetzt schon vorhandene Ampeldichte auf diesem Abschnitt der Hamburger Straße hin, CDU-Ausschussmitglied Henry Danielski sagte, dass zu viele Ampeln hintereinander Autofahrer zu Rotverstößen provozieren könnten.
Turbulent wurde es am Donnerstag, als die Christdemokraten die WHU-Idee unterstützten, den Fußweg auf der östlichen Seite auszubauen – allerdings ohne gleich die anstehenden Sanierungsarbeiten der Hamburger Straße auszusetzen. Eine Verbreiterung des Gehwegs, das müsste im Rahmen der Instandsetzungsarbeiten noch einzuplanen sein, der Gehweg sei nur vier Platten breit, so CDU-Gemeindevertreter Jens Müller. Bei einem kindgerechten Gehweg sei es für Grundschüler zumutbar die etwas abseits liegenden Ampeln zum Überqueren der Hamburger Straße zu benutzen, lautete das WHU/CDU-Argument für einen umgebauten Fußweg.
Ein Ausbau-Ansinnen, dass allerdings umgehend auf Widerstand bei Bauamtsleiter Jörn Mohr stieß. Der Verwaltungsmann sprach von einem aus der Luft gegriffenen Vorschlag. Ein Ausbau des Gehwegs müsste in Ruhe geplant werden. Und zwar nach der Sanierung der Hamburger Straße.
Verdutzte Nachfrage daraufhin von CDU-Chef Michael Meschede: „Wie muss man sich das vorstellen, die Straße wird jetzt frisch geteert und wir reißen sie dann anschließend wieder auf, um den Fußweg zu verbreitern?“
Als Mohr klarmachte, dass er genau das meinte, hielt es Petra Pilkahn, Rektorin der Lütten Schoo,l nicht mehr auf ihrem Sitz. Pilkahn sprang auf und sagte, dass die Lütte School schon seit jeher eine Verbreiterung des Gehwegs fordere. Die Schule habe immer zuerst einen sicheren Gehweg gefordert und erst als Alternative dazu eine Ampel: „Das eine erübrige das andere“, so die Schulleiterin.
Die Pilkahn-Intervention löste umgehend Bewegung auf den Plätzen der Verwaltung aus. Der Bürgermeister distanzierte sich kurzerhand von seinem neben ihm sitzenden Bauamtsleiter: Er werde jetzt umgehend Gespräche mit der Landesverkehrsbehörde aufnehmen, sagte Bauer.
Bauer kannte ganz offenkundig die Position der Schulleitung nicht. Gleich zu Beginn der Debatte hatte sich der Bürgermeister bei den Kommunalpolitiken dafür entschuldigt, dass es im Juli versäumt worden sei, die Schule bei dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Querungshilfenbau anzuhören.
Die Pilkahnschen Einlassungen machten nun plötzlich klar, dass ganz offenbar immer noch keine vernünftige Kommunikation zwischen Verwaltung und Schulleitung stattgefunden hat. Oder dass diese niemand an den Bürgermeister herangetragen hat.
Karin Honerlah und Kurt Göttsch warfen während der Debatte der Verwaltung Konzept- und Planlosigkeit vor. In der Vergangenheit verteidigten nach WHU-Anwürfen oftmals Politiker von CDU oder SPD das Verwaltungshandeln. Diesmal nicht.
Christian Meeder
16. August 2014