Der holländische Energiekonzern Tennet hat die Verlegung seiner geplanten Ost-West-Stromautobahn durch die Gemeinde noch längst nicht im Sack. Henstedt-Ulzburgs Großgrundbesitzer haben gestern abermals Widerstand angekündigt. Beckershof-Landwirt Tile Abel gab sich zudem überzeugt, dass die Justiz den Stromkonzern am Ende stoppen werde. „Vor Gericht werden wir gewinnen, es wird kein Umspannwerk bei mir geben“, erklärte der Bauer am Dienstag vor Pressevertretern. Der Grund für seine Zuversicht: Das Umspannwerk sei kein Thema im Dialogverfahren gewesen, hänge aber unmittelbar mit dem Routenverlauf zusammen.
Tennet will ein 10 Hektar großes Umspannwerk am Rande der Gemeinde an der A7 bauen, dort mit der geplanten Ost-West-Stromautobahn anknüpfen. Zur Zeit prüft der Konzern, ob eine 4000-Meter-Untertunnelung Henstedt-Ulzburgs technisch machbar ist. Eine Erdverkabelung sei für die Landwirte eher noch schlechter, hieß es von der Interessengemeinschaft betroffener Grundeigentümer, die Entscheidungsträger und Bevölkerung der Gemeinde aufruft, den Kampf gegen den Trassenbau mit allen Mitteln fortzusetzen. Der Rhener Landwirt Dirk Rohlfing. „Lasst uns alles versuchen was geht.“
Denn setze sich Tennet mit seinen Plänen durch, würden langfristig weitere Stromleitungen an das Umspannwerk angebunden werden. Rohlfing: „Wenn wir das zulassen, kommt da immer mehr.“ Tatsächlich liebäugeln Tennet und Landesregierung damit, später weitere Stromkabel durch die Großgemeinde zu führen. Bürgermeister Stefan Bauer hatte im Juni in dem Zusammenhang von einer „Tragödie, die unseren Ort trifft“ gesprochen.
Nach der Tennet-Ankündigung, nicht über den Waldkindergarten hinweg, sondern die Leitung unter den Pinnauwiesen hindurchbuddeln zu wollen, war der gemeindliche Protest gefühlt etwas abgeflaut, auch deswegen sind die Grundeigentümer an die Öffentlichkeit gegangen. Und feuerten dabei auch kräftige Breitseiten ab. Der Kisdorfer Landwirt Harald Göttsch warf dem Stromnetzbetreiber und der Landesregierung indirekt Volksverdummung vor. Die Stromleitungen würden nicht gebaut um Windstrom zu transportieren, sondern damit Atomstrom aus Skandinavien durchs Land transportiert werden könne, erklärte Göttsch. In Finnland werde derzeit etwa das weltgrößte Atomkraftwerk gebaut, so der Bauer weiter.
Der holländische Stromkonzern sowie Umweltminister Robert Habeck haben die Notwendigkeit des Leitungsbaus hingegen immer mit steigenden Windstrommengen begründet.
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- September 2016