Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Zu teuer und Corona: Politiker lehnen Antrag der Bürgermeisterin für 20-Minuten-Takt auf Buslinie 293 ab

Warten auf den Bus; Archivbild

Beim Busverkehr bleibt in Henstedt-Ulzburg alles wie es ist. Eine Erhöhung der Taktzahl auf der Linie 293 ist vom Tisch. Die Ortspolitiker aller Parteien haben gestern im Ratssaal einen entsprechenden Antrag von Bürgermeisterin Ulrike Schmidt abgelehnt. Sie hatte beantragt die Busse auf der Linie 293 ab dem Fahrplanwechsel im Dezember wochentags im 20 Minuten-Takt fahren zu lassen. Hintergrund des Vorstoßes: Schmidt berief sich auf eine ÖPNV-Arbeitskreissitzung von November 2019. Dort sei fraktionsübergreifend der Wunsch geäußert worden, eine Taktverdichtung auf der Linie 293 auf durchgehend 20 Minuten zu erreichen.

Tatsächlich besteht dieser Wunsch beim Großteil der Ortspolitker auch noch neun Monate später, ihnen ist die Erhöhung der Taktzahl nur zu teuer. 360.000 Euro im Jahr verlangen die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) für das Fahren der Busse in 20-Minuten-Abständen zwischen Norderstedt und der Großgemeinde. Viel zu viel, im Arbeitskreis sei von 50.000 Euro die Rede gewesen, hieß es dazu aus der Ausschussrunde. Claudius Mozer, VHH-Geschäftführer, entgegnete , dass es sich um eine relativ lange Strecke handele, bei der übers Jahr viele Streckenkilometer zusammenkämen. Seine Ansage: Die Kosten seien nicht verhandelbar. Mozer: „Das ist wie beim Preisschild im Supermarkt.“

Die Idee ist jetzt: Bei der Segeberger Kreisverwaltung darauf dringen, dass von dort die 360.000 Euro fließen und alle anderen Kommunen des Kreises auf diese Weise die Taktverdichtung mitbezahlen. SPD-Fraktionschef Horst Ostwald: „Wir sollten auf eine Entscheidung des Kreises warten.“ Ähnlich argumentierten Karin Hoherlah und Kurt Göttsch. Die Taktverbesserung werde dringend gebraucht, die Finanzierung müsse aber eine andere sein, so der Grünen-Fraktionsvorsitzende.

Weitere Gründe neben den hohen Kosten,  warum auf den 20-Minuten-Takt verzichtet werden sollte, kamen von Schwarz-Gelb. „Ist die Taktverdichtung überhaupt sinnvoll in der jetzigen Corona-Situation, in der die Busse alle leer sind?“, fragte Michael Meschede (CDU) und Stephan Holowaty empfahl die weitere Entwicklung abzuwarten: Mobilität verändere sich gerade, es gehe zurück zum Auto, zum Fahrrad, zum Home-Office, so der Liberale.

Für alle Busfans, die traurig sind, weil es zumindest erst einmal nichts wird mit mehr Bussen auf der Linie 293: Schon Ende des Jahres wird es wieder neue spannende Ideen geben, wie man den Busverkehr verbessern könnte. Dann nämlich soll die Zugabe (Preis 45.000 €) des jüngsten Busgutachtens (60.000 €) vorliegen, das aus dem Februar 2018 stammt. Zuvor hatte sich auch schon das 200.000 Euro teure Verkehrsstrukturkonzept aus dem Jahre 2015 intensiv mit dem Busverkehr auseinandergesetzt und Vorschläge zur Erreichung höherer Fahrgastzahlen gemacht.

Das Problem allerdings beim Busverkehr ganz generell: Anders als z. B. der Bau eines Fahrradwegs oder die Beauftragung des x-ten Gutachtens, kosten zusätzliche Buslinien oder eine höhere Taktfrequenz nicht nur einmal ordentlich Steuergeld – sondern jedes Jahr aufs Neue.

Christian Meeder

18. August 2020