Hoffentlich ist das kein Omen für die Wahlbeteiligung. Deck, Diehr, Klupp und Schmidt mussten ihren Vierkampf am vergangenen Donnerstag vor leeren Stühlen beenden. Als um 22 Uhr Kirchenmann Andreas Rüß die letzte Frage stellen durfte, hatte bereits mehr als die Hälfte der Besucher das Weite gesucht.
Was entging Ihnen? Wie es die Kandidaten mit der Kirche halten, wollte der Pastor wissen, der vor zwei Dekaden als „Henstedt-Ulzburgs Clinton“ Schlagzeilen machte.
Rüß bekam drei brave Antworten und eine ehrliche. „Meine Kinder sind alle getauft“, Glaube sei ihm wichtig, sagte etwa Einzelbewerber Valentin Deck. Ulrike Schmidt wies auf das soziale Engagement der Kirche hin und meinte: „Man kann die Leistung der Kirche gar nicht hoch genug schätzen.“ Und Holger Diehr erklärte, die Kirche sei ein wichtiger gesellschaftlicher Baustein. Die ehrliche Antwort kam von Optiker Sascha Klupp. Er zu Rüß: „Ich bin wohl das schwarze Schaf hier, war noch nicht so oft in der Kirche.“
Dabei muss man allerdings gar nicht in die Kirche gehen, um mit dem Gedankengut der örtlichen Glaubensgemeinschaften konfrontiert zu werden. Zu Beginn des Jahres hatte etwa die Kreuzkirche mit einer Zeitungsaktion irritiert – und ein im Boulevardstil gehaltenes Blatt in die Briefkästen Henstedt-Ulzburgs eingeworfen. Neben Schlagzeilen wie „Eine Pornodarstellerin packt aus“, konnte man darin auch lesen, wie das Leben auf der Erde entstanden sei: vom großen Geist in sechs Tagen natürlich: „Die Evolution ist einer der größten Irrtümer der Weltgeschichte“, verbreitete die Zeitschrift.
Das Evangelikale Blatt, dass hier online lesbar ist, hat jeden Gemeindehaushalt erreicht, in der Grundschule Ulzburg-Süd drängten sich vergangene Woche zu Veranstaltungsbeginn immerhin über 400 Besucher, die einen Blick auf die Kandidaten werfen wollten. Für Zuhörer Gernot Willsch hat sich einer der vier Bewerber am besten präsentiert. Willsch zu den HU-Nachrichten: „Sascha Klupp hat den Vierkampf gewonnen.“ Er sei glaubwürdig und authentisch gewesen.
Tatsächlich redete Klupp anders als seine Mitbewerber. Nicht nur bei der Kirchengeschichte, sondern etwa auch als während der Veranstaltung das Thema ‚Drogenkonsum unter Jugendlichen‘ auftauchte. Anstatt Allgemeinplätze von sich zu geben, erzählte er , wie er vor Jahren ein Drogenproblem bei seiner Kaltenkirchener Filiale gelöst hatte. Dort sei im Keller-Treppen-Bereich mit Drogen gehandelt worden, irgendwann sei es ihm dann zu bunt geworden. Klupp: „Ich habe meinen Dobermann in den Keller geschickt, wo gedealt wurde.“ Danach sei Ruhe gewesen.
Unruhig wurde es für Klupp dafür direkt nach Ende der Veranstaltung. BFB-Dame Inga Lüttjohann ging auf ihn los, sprach ihm jegliche Kompetenz ab. Er habe von nichts, aber auch von überhaupt nichts eine Ahnung und wisse nicht wovon er rede, sagte sie. Klupp staunte über den Ausbruch der Politikerin als Dirk Rohlfing hinzutrat. Der BFB-Landwirt forderte seine Parteifreundin auf nach Hause zu gehen.
cm
13. Februar 2020