„Wir versuchen die Kosten zu schaffen.“ So lautete am Montagabend die Antwort der Hamburger Architektin Susann Rüschoff auf die klare Preisdeckel-Ansage der Henstedt-Ulzburger Kommunalpolitik in Sachen Krippenneubau an der Beckersbergstraße. 750.000 Euro darf das Gebäude jetzt maximal kosten. Innenausstattung und Außenspielplatz kämen allerdings noch obendrauf. Die Planungen hatten bis dahin Gesamtausgaben in Höhe von 1,2 Millionen Euro vorgesehen.
CDU, WHU, BFB und FDP setzten die Kostendeckelung gestern durch – gegen Widerstände der Sozialdemokraten. Allein die Genossen hatten am Montagabend ihre Schwierigkeiten mit einer verbindlichen Preisobergrenze: „Nachher reicht der Deckel nicht, was dann? fragte SPD-Vertreter Christian Schäfer und verlangte statt eines Deckels lieber „ortsübliche Konditionen“ einzufordern.
Glaubt man den Recherchen von Schäfers Kollegen, muss sich der Sozialdemokrat allerdings keine Sorgen machen, dass die Preisobergrenze zu niedrig gewählt sein könnte.
BFB-Vertreter Jens Iversen hatte gleich zu Beginn die Summe von einer halben Million Euro genannt, die ein Krippenbau dieser Größenordnung üblicherweise kosten dürfe. Die Zahl käme vom Stuttgarter Baukosteninformationszentrum BKI. Rüschoff bügelte den Betrag in einer ersten Reaktion zwar als illusorisch ab, WHU-Gemeindevertreter Kurt Göttsch, selber Fachmann in Immobilienfragen, bekräftigte allerdings die Angaben des BFB-Mannes: „Ich habe mir die Zahlen auch angeschaut, Iversens Zahlen stimmen.“
Deutlich unter der jetzt festgesetzten Preisgrenze liegt auch der Betrag, den die anwesende Henstedt-Ulzburger Architektin Beate Trzcinski den HU-Nachrichten nannte.
Trzcinski, die unter anderem die Wagenhuber-Bebauung auf dem Rhen plant, rechnete in einer Sitzungspause vor, dass die Krippe in der vorgestellten Größenordnung für 600.000 Euro zu bauen sei. Ganz unabhängig von der Kostenfrage wunderte Trzcinski sich über die Geschossigkeit des Rüschoff-Entwurfs: „Null bis dreijährige Kinder, die Treppen steigen müssen, wie soll das gehen?“ Die drei zusätzlich eingeplanten Etagen-Spielflächen der Edelkrippe hatten auch CDU-Chef Michael Meschede stutzig gemacht. Der Christdemokrat staunte in seinem Statement ebenfalls über „Emporen“ für Kinder im Wickelalter.
Vertreter der Verwaltung hielten sich während der Debatte auffallend zurück. Einzig Fachbereichsleiterin Anja Riemer warb in der Sitzung für die Edelkrippe, erklärte, dass man für den Bau möglicherweise Fördergelder erhalten werde. Ein Argument, das FDP-Vertreter Stephan Holowaty zurückwies: Fördergelder sind immer auch Steuergelder, betonte der Liberale, der sich schon im Vorfeld der Sitzung kritisch mit der Millionenkrippe auseinandergesetzt hatte.
Begonnen hatte die Aussprache gestern mit einem Vortrag von Architektin Susann Rüschoff. Darin hatte sich die Hamburgerin auch zu der von ihr geplanten Bäderlandschaft geäußert. „Die Planschbereiche zum Spielen“, so die Kita-Planerin, seien „nice to have“, könne man aber auch weglassen, wenn sie nicht finanzierbar seien. Dasselbe gelte für die Klinkerfassade. Mit einer Putzfassade ließen sich 35.000 Euro einsparen.
Ausgeklammert wurden am Montag die Kosten für Inneneinrichtung und Außenanlagen der geplanten Krippe. Damit wollen sich die Kommunalpolitiker in einer gesonderten Sitzung auseinandersetzen. Die Verwaltung rechnet hier mit Aufwendungen von 250.000 Euro. Drei Politikmeinungen zu der Viertelmillion-Ausgabe gab es allerdings doch schon mal vorab: CDU-Vertreterin Margitta Neumann: „Wir reden von unter dreijährigen Kindern, die brauchen keinen Luxus.“ WHU-Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah: „Wir müssen grundsätzlich unsere Standards überprüfen, habe mir gerade den DRK-Kinderkarten angeschaut, der ist mit Ikea-Möbeln bestückt.“
Das weniger manchmal mehr sein kann, das erklärte SPD-Chef Reinhard Kunde am Rande der Sitzung so: „Zu Weihnachten verschenkt man die tollsten Geschenke, und am Ende spielen die Kinder mit dem Karton.“
Christian Meeder
6. Mai 2014