Henstedt-Ulzburger Nachrichten

WHU: Das Märchen von einer Umgehungsstraße

Die WHU hat am Abend eine Stellungnahme zu der von CDU, SPD und FDP geforderten Westumgehung abgegeben. Die Botschaft der zweitgrößten Ratsfraktion: Eine Umgehungsstraße ist mehr als unrealistisch. Das K.o.-Argument gegen die Westumgehung: die hausgemachte Enge auf den Straßen der Großgemeinde. Die Verkehrsgutachter von Dresden-Berlin-Consult haben nur 20 Prozent Durchgangsverkehr ermittelt. Um Geld von Bund und Land für die Finanzierung der zig Millionen teuren Straße zu erhalten, seien aber 40 Prozent Durchgangsverkehr Voraussetzung.

Die WHU will sich einer Prüfung der Machbarkeit nicht verschließen, dafür brauche es aber jetzt keine neue Studie wie von der CDU gefordert. Die Daten zum Durchgangsverkehr habe die Gemeinde dank dem Gutachten ja jetzt vorliegen, damit könne in jedem Fall die grundsätzliche Finanzierungsfrage mit dem Land geklärt werden, hieß es heute aus der WHU-Fraktion. Man sei sicher, dass die Verwaltung aus Kiel eine Absage erhalte.

Wenn aber wider Erwarten Finanzierungs- und andere Hindernisse beiseite geräumt werden können, dann müsse es einen Bürgerentscheid über die Westumgehung geben. Das hatten auch bereits die Freidemokraten gefordert.

Die HU-Nachrichten veröffentlichen nachfolgend die Pressemitteilung der Wählervereinigung im Wortlaut:

Die Umgehungsstraße oder das Märchen von der schnellen Problemlösung

Das Verkehrsstrukturgutachten liegt auf dem Tisch. Hierin wurden über 80 Vorschläge aufgelistet wie die Verkehrssituation von Henstedt-Ulzburg verbessert werden kann.  Die CDU- und die FDP-Fraktion haben allerdings davon offenbar nur einen im Kopf: Die Umgehungsstraße.

Dieses jedoch ohne zu berücksichtigen, dass es laut Gutachten nur ca. 20% Durchgangsverkehr in Henstedt-Ulzburg gibt. Ohne zu berücksichtigen, dass es zu einer Westumgehung zunächst die Zustimmung von Alveslohe und Quickborn geben muss. Ohne zu berücksichtigen, dass der Rantzauer Forst und die Pinnauniederung dabei durchschnitten werden müssten und letztlich ohne zu berücksichtigen, dass allein die zu erwartenden Bau- und Unterhaltskosten von bis zu 50 Millionen € vermutlich von unserer Gemeinde allein zu tragen sein werden. Denn Landes- oder Bundeszuschüsse gibt es nach Kenntnis der WHU erst bei ständig hohem Durchgangsverkehr von 40 % und mehr. Hinzukämen Planungskosten, Kosten des Grunderwerbs und der Naturausgleichsmaßnahmen.

Es ist leicht, auf diese Weise Wähler zu beeindrucken und das Verkehrsproblem als gelöst darzustellen, realistisch ist es nicht.

Realistisch ist jedoch die Ablehnung von Alveslohe und Quickborn, die bereits vor Jahren die auf gleicher Streckenführung skizzierte Umgehungstrasse durch ihre Gemeindegebiete abgelehnt hatten. Realistisch ist ebenfalls Widerstand der Forstbehörde und der Waldkindergarteneltern. Auch die Anlieger im Westen der Ortsteile Ulzburg-Süd und Ulzburg wären entlang der Trasse auf Abwehrhaltung, denn die Lärmbelästigung einer Umgehungstraße beeinträchtigt den Wohnwert entlang der Amsel- und Kleiberstraße, dem Eichberg und in den neuen Baugebieten Wismarer Straße und Kleine Lohe

„Fairerweise man muss den Bürgern auch die weiteren Konsequenzen der Umgehungstraßenidee aufzeigen. Ob erhebliche Neuverschuldung und wahrscheinlich erforderliche weitere Steuererhöhungen sowie weitere Versiegelung der „grünen Gemeinde“, Gefährdung des Waldkindergartens und der Naher-holungsräume und die Verschiebung anderer Projekte ( z.B. Kultur und Sport ) etc. für doch nur eine relativ geringe Entlastung der Hamburger Straße wirklich gewollt sind, wird sich zeigen.“, sagte dazu Kurt Göttsch, WHU-Gemeindevertreter im Umwelt- und Planungsausschuss. „ Darüber muss die Bürgerschaft dann am Ende entscheiden und wenn die FDP den Antrag nicht stellt, werden wir es tun.“

Die WHU plädiert aber dafür, zunächst die Finanzierungsmöglichkeiten konkret mit dem Land zu klären und anhand der bereits vor 8 Jahren gefertigten Pläne ein Votum der betroffenen Nachbargemeinden und der Forstverwaltung einzuholen. Erst wenn hierzu Ergebnisse vorliegen, kann die Bürgerschaft umfassend informiert werden und in Kenntnis dessen um ein Votum gebeten werden. Jetzt erneut Geld für eine Machbarkeitsstudie, wie die CDU sie fordert, auszugeben ist im jetzigen Stadium überflüssig. Die WHU erwartet von der Verwaltung, jetzt die entsprechenden Gespräche mit den Nachbarkommunen und ggf. anschl. dem Land aufzunehmen.

Die weiteren Vorschläge des Verkehrsstrukturgutachtens sind allerdings durchaus kurz- bzw. mittelfristig realisierbar und würden u.a. eine Verringerung der Verkehrsbelastung auf der Hamburger Straße um ca. 10 – 15% bewirken: Verbesserung der Geh- und Radwege sowie des ÖPNV und Verlängerung der Straße „Am Bahnbogen“ zur Entlastung der Wohngebiete westlich der Hamburger Straße.
Dies übrigens Uraltvorschläge der WHU, die bisher nie eine Mehrheit gefunden haben.

6. November 2014