Die erste Vernissage der Galerie Sarafand in diesem Jahr konnte sich sehen lassen. Denn was die Künstlern Regina Schween ihren Besuchern bot, war ebenso kontrastreich wie außergewöhnlich. So reichten ihre Gemälde von plakativ bunten Porträts über Flure mit geschlossenen Türen und lichtdurchfluteten Fenstern bis hin zur Aktmalerei, in der sie sich selbst darstellt. Ganz so, wie der Spiegel ihre entblößte Figur wiedergibt. Dabei an manchen Stellen zwar schonungslos übertrieben und dennoch harmonisch im Ganzen. Dazu der Blick, etwas von oben herab, als wollte er signalisieren: „Sehr her, so bin ich und ich steh dazu.“
Wenn man die Malerin allerdings neben ihren Akten und Selbstporträts stehen sieht, findet man in ihren feinen Gesichtszügen und ihrer „angezogenen“ Figur nur wenig Ähnlichkeit. „Und dann stehen Sie nackt vor Ihrer Staffelei?“ fragte eine Besucherin ungläubig? Regina Schween lächelt nur und sagt schlicht „Ja.“ Eine seltsame Vorstellung, die gleichzeitig den Reiz ihrer Werke ausmacht. Natürlich sind aber auch andere Bilder zu sehen, die alle für sie eine kleine Geschichte haben. Wie das Bild einer Mutter, durchsichtig und ätherisch, die aus Gram über ihr todgeweihtes Kind tatsächlich selbst starb – noch vor der Tochter. Die Malerei mit ihren Motiven hat für Regina Schween also immer auch einen menschlichen Hintergrund, eine Notwendigkeit wie „Das ist jetzt so schön, so beeinduckend, das muss ich unbedingt malen.“ Ihre Werke sind hochdotiert – Kenner wissen und schätzen das.
Zur Einleitung ergriff Galeristin Angelika Dubber das Wort. „Das Thema Porträt hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Im 16. bis 17. Jahrhundert waren es nur Eins-zu-Eins- Momentaufnahmen, wo Raum und Kleidung eine Rolle spielten. Im 19. Jahrhundert sollte sich der geistige Charakter im Bild widerspiegeln, während im 20. Jahrhundert die Malerei über die Wirklichkeit triumphiert.“ Als Abbild des Menschen habe sie sich ganz neuen Anforderungen gestellt. Und sie stellt die gebürtige Engländerin Liz Scott vor, die der Malerin oft Modell gesessen hat. „Wie oft bin ich dabei eingeschlafen, weil es wirklich anstrengend war. Aber es ging gnadenlos weiter.“ Mancher Körper scheint in seine Umgebung zu fließen. Und oft trifft den Betrachter ein kritischer Blick – wie eine Herausforderung. Die Malerin möchte, dass man ihre Bilder so versteht, wie sie auf den jeweiligen Betrachter wirken.
Wer Angelika Dubber kennt, weiß, dass sie sich immer am Puls der Zeit orientiert. So hat sie auch die Patenschaft der 14-jährigen Zwillinge Salah und Kamar (14) und deren Eltern aus Afghanistan übernommen, die jetzt in einer schönen Wohnung in Henstedt-Ulzburg untergekommen sind, während die übrige Familie nach Schweden und in die Türkei verstreut wurde. Sie alle kamen aus Syrien und flohen über Libyen nach Deutschland. Die Geschwister werden inzwischen in Norderstedt in einer Zubringerklasse im DaZ-Zentrum unterrichtet, einer Kooperative der Schulen des Kreises Segeberg und der Stadt Norderstedt. An diesem Nachmittag machten sie sich nützlich und halfen beim Kaffee- und Kuchenbüfett und dem Servieren andere arabischer Köstlichkeiten, die wie immer den beliebten Rahmen der künstlerischen Veranstaltungen in der Galerie Sarafand, Schultwiete 2, bieten,
Wer das Gefühl hat, am vergangenen Sonntag doch etwas versäumt zu haben: Die Künstlerin ist am Osterwochenende von 15 bis 17 Uhr noch einmal in der Galerie, um über ihre Bilder zu sprechen, die übrigens auch noch am darauffolgenden Wochenende, dem 11. und 12. April, zur gleichen Zeit in der Galerie bewundert werden können. Näheres ist bei Angelika Dubber unter Telefon 04193/6343 zu erfahren.
Gabriele David
2. April 2015